forty-seventh: I'm on my way

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Es war schwer Hoseoks Wunsch zu respektieren, wirklich. Besonders hart wurde es als er nach fünf Tagen immer noch nicht wieder in der Schule kam und mir weder Namjoon noch Jeongguk sagen konnten, wann oder ob das jemals wieder der Fall sein sollte. Zwar hatte Hobi ihnen nicht so eine direkte Abfuhr erteilt, wie mir, trotzdem reagierte er ebenso wenig auf ihre Kontaktversuche wie auf meine, egal ob sie ihn anriefen oder schrieben.

Namjoon hatte mir versprochen, dass er heute Nachmittag mal bei Hobi vorbeischauen wollte, einfach nur um sicherzugehen, dass im Rahmen der Möglichkeiten alles okay war. Man merkt es seinen beiden Freunde sichtlich an, dass auch sie langsam aber sicher wirklich begannen, sich Sorgen zu machen, besonders als sie erfuhren, was passiert war.

"Aber wir müssen doch etwas tun können!" Es wollte einfach nicht in meinem Kopf, dass wir alle auf glühenden Kohlen sitzen gelassen wurden, während ein entscheidender Teil unseres Lebens gerade durch die Hölle ging. Gerade für solche Situationen waren Freunde doch da, oder nicht?

"Ich fürchte nicht, Jimin." Namjoon war in den letzten Tagen zu einer wichtigen Person in meinem Leben geworden, vor allem weil er es halbwegs auf die Reihe bekam seinem normalen Alltag nachzugehen, während ich förmlich im Sumpf aus Schule und Sorge ertrank.

"Er zieht so was nicht oft ab, aber wenn, dann ist es sehr schwer an ihn ranzukommen." Es bedrückte ihn genauso wie mich, das wusste ich und trotzdem schien er irgendwie erwachsener mit der Situation umgehen zu können, als ich es konnte.

Natürlich, dachte ich. Er hatte das sicher schon ein paar Mal erlebt, vielleicht schaffte er es deshalb so eine kühlen Kopf zu bewahren oder zumindest so zu wirken, als hätte er alles unter Kontrolle.

"Wie gesagt, ich werde heute nach der Schule mal schauen, ob ich ihn antreffe, ich kann allerdings nichts versprechen."


Das einzige, was mich irgendwie amüsierte in dieser dunklen Zeit, waren meine Freunde, die zwar auch betroffen von Hoseoks Verlust, aber nicht so emotional gebunden waren. Ein paar Mal überredeten sie mich zu einem gemeinsamen Video-Spiel Abend und während wir Mario Party und GTA spielten, vergaß ich wenigstens ein wenig meine Sorgen um den Rothaarigen. Außerdem traf sich Tae jetzt immer öfter mit Jeongguk und fast jedes Mal bekam ich eine detaillierte Beschreibung jeder Minute, die die zwei gemeinsam verbracht hatten.

"Ich will ja nicht gemein sein oder so, aber für mich klingt das eher nach Freundschaft als was anderem", versuchte ich meinem besten Freund ein Mal beim Mittagessen zu erklären, während Jeongguk und Namjoon gerade dabei waren unsere Tabletts abzugeben.

Die zwei waren seit dem Hoseok nicht mehr in die Schule kam irgendwie zu einem festen Bestandteil unserer Freundes-Gruppe geworden und auch wenn es Tae sichtlich widerstrebte, dass er den größten Teil seiner Pausen mit seinem Bruder verbrachte, so wusste er was für eine emotionale Stütze, die zwei für mich waren und beschwerte sich nicht. Alles in allem war er sehr aufmerksam und versuchte mich so gut es ging abzufangen, wenn es nötig war.

"Das weißt du doch gar nicht!", hatte er trotzig erwidert und mich böse angeschaut, während Jin neben mir Tae damit aufzog, dass er den Älteren immer noch nicht gebeichtet hatte, was er wirklich für ihn empfand.

Daraufhin war der 16-jährige so beleidigt, dass er uns für den Rest des Mitgessens anschwieg, nur um dann zu erklären, dass er uns beiden schon noch zeigen würde, wie man das machte. Dabei hatte er mich so vorwurfsvoll angeschaut, als hätte ich ihn vor der gesamten Schule bloßgestellt.


Zu Hause verbrachte ich meine Zeit meistens damit, mich, so gut es meine Konzentration eben zuließ, auf Prüfungen vorzubereiten. Ich kaufte mir sogar eine Häkelnadel und ein bisschen Wolle und quälte mich zwei Nachmittage damit ab etwas damit zustande bringen zu wollen, einfach, weil ich das Gefühl hatte, dass ich Hobi dadurch näher war. Aber je mehr ich übte, desto besser wurde ich und nach ein paar Versuchen hatte ich ein kleines Herz gehäkelt, dass ich mit Watte ausgestopft hatte.

Ich war gerade dabei, ein Selfie mit dem kleinen Watte-Herz aufzunehmen, um es Hobi stolz zu präsentieren, als mir wieder einfiel, dass er mich geblockt hatte und der Stolz, den ich für zwei Minuten gefühlt hatte, verblasste augenblicklich wieder. Übrig blieb eine Masse aus Trauer und dem Gefühl nicht vollständig zu sein. Frustriert warf ich das Herz in eine Ecke meines Zimmers und legte mich auf mein Bett.

Ich hätte alles dafür gegen, dass der Rothaarige mich noch mal so anlächelte und küsste, wie er es damals am Strand getan hatte. Verdammt, von mir aus konnte es mich auch noch mal mit seinem blöden Brett überrollen; es war mir egal, Hauptsache ich bekam ein Lebenszeichen.

So lag ich bestimmt eine halbe Stunde da rum, starrte an die Decke, weinte ein bisschen und stellte mir vor wie es wäre, wenn Hobi neben mir liegen würde, wie es wäre von ihm gestreichelt zu werden und mit ihm zu kuscheln, seine heilsamen Worte zu hören, seine Lippen auf meinen zu spüren.

Irgendwann wurden mir die Bilder in meinem Kopf zu lebendig. Es war fast so, als könne ich die Hand nach ihnen ausstrecken und mit meinen Fingerspitzen über die Kanten des Fotopapiers fahren, den silbrigen Glanz im Licht meiner Nachttischlampe sehen.

Schließlich setzte ich mich auf, blickte mich ein paar Mal um, bevor ich eine Entscheidung traf.

Keine zwei Minuten später saß ich auf meinen Fahrrad, auf dem Weg zu Hoseok.

Summertime Madness | JiHopeWhere stories live. Discover now