Kapitel 3

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Leise hielt ich in meinem Aston Martin Vanquish S vor dem Tor, hinter welchem Tae in einem großen Architektentraum von Haus lebte. Wenn es um materielle Dinge wie Autos für mich ging, scheuten meine Eltern tatsächlich nie davor zurück mit Geld um sich zu schmeißen. Alles für den äußeren Schein.

Von weitem konnte ich bereits meinen blonden, besten Freund erkennen, der mir mit seinem Hündchen Yeontan auf dem Arm entgegen geeilt kam. Er trug eine weiße weite Hose, ein elegant geschnittenes Hemd und einen langen Seidenmantel, der beinahe als Bademantel durchgehen könnte.

Aber alles was dieser Kerl trug, galt als Fashion. Das war Gesetz, was er auch immer wieder mit seinen Instagramposts, welche kurz darauf in jedem koreanischen Modeportal repostet wurden, bewies.

Ganz durch den Wind stieg er zu mir in's Auto und seufzte laut als er sich in den ledernen Sitz fallen ließ. „Ach herrje Jimin, ich hab wegen unserer Mission die ganze Nacht nicht schlafen können. Ich bin völlig aus der Ruhe..." „Ich merk schon", schmunzelte ich und tätschelte Yeontans Kopf, „und du willst wirklich unseren kleinen Freund hier mitnehmen?"

Fragend sah Tae mich an, woraufhin ich hinweisend zu dem kleinen Pomeranian nickte und es ihm schließlich wie Schuppen von den Augen fiel.

„Oh nein...", seufzte er theatralisch, „ich hab nach Yeontan, statt nach meiner Tasche gegriffen!"

Ungläubig sah ich ihn an. Ich wusste nicht, ob ich es verstörender fand, dass jemand aus Versehen nach einem Hund, statt nach einer Tasche griff, ohne es zu bemerken oder dass es mich bei Tae einfach nichtmal mehr wunderte.

Er wollte gerade zum Reden ansetzten als plötzlich jemand an die Autoscheibe klopfte und den Blonden zusammenzucken ließ. Überrascht erblickten wir einen von Taes Butlern, welcher winkend seine Tasche in der Hand hielt. Freudig kurbelte mein Freund das Fenster herunter und nahm die Tasche entgegen.

„Ach vielen Dank Shownu. Du hälst mein Leben unter Kontrolle", murmelte er und drückte dem bediensteten Mann auch so gleich das Hündchen durch's Fenster entgegen. „Sehr gerne Sir Kim Taehyung", säuselte dieser nur und entfernte sich dann wieder.

„Okay kann losgehen", verkündete der Blonde neben mir, schaltete die eingebaute Sitzmassage ein und setzte sich seine rosa gläserne Sonnenbrille auf die Nase. Entschlossen drückte ich auf's Gas und ließ den Motor, uns brummend mit einer rasanten Geschwindigkeit nach vorne bringen.

„Also lass mich raten", rief Tae plötzlich energisch und wandte mir sein Gesicht zu, „die Idee für diese Mission ist aus einem Streit mit deinen Eltern heraus entstanden."

", verkündete ich nickend, während sich mir die Nackenhaare bei dieser Erinnerung aufstellten. „Gut. Ich versteh zwar kein griechisch, aber ich geh mal davon aus, dass das ein „ja" war", zog er seine schlauen Schlüsse und griff dann in seine Tasche.

Manchmal fragte ich mich echt, wie er so einen guten Abschluss machen konnte.

„Ich bin auf jeden Fall auf alles vorbereitet". faselte er weiter, „für den Notfall hab ich eine Vergewaltigungspfeife und Pfefferspray eingepackt. Und für die ganz üblen Fälle hab ich sonst auch noch einen Elektroschocker dabei."

Ungläubig sah ich zu ihm herüber und starrte auf das kleine Gerät in seiner Hand. „Also ich glaub nicht, dass wir direkt überfallen werden, sobald wir in Dogokdong aus dem Auto steigen", versuchte ich meinen Freund ein wenig von seinem hysterischen Wahn herunterzuholen.

„Das kannst du nicht wissen. Ich hab gehört in diesem Ghetto leben nur die reinsten Wilden. Da müssen die Kinder schon mit 15 irgendwelche Arbeiten verrichten, während die Mutter nur am kochen und putzen ist und der Vater sich in zwielichtigen Ecken herum treibt... zum Beispiel auf Baustellen oder so... und da baut... mit seinen eigenen Händen", berichtete er mit weit aufgerissenen Augen, als hätte er gerade die schlimmste Horrorstory überhaupt erzählt.

⭒ 𝐒𝐔𝐆𝐀𝐒 𝐌𝐎𝐂𝐇𝐈 | уຕ / ᴋᴠWo Geschichten leben. Entdecke jetzt