Kapitel 50

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Manchmal fühlt sich ein Tag an wie eine Woche, oder eine Woche fühlt sich an wie ein Tag. Meistens hängt es davon ab was man tut und mit wem.

Für mich vergingen die nächsten Wochen ziemlich schnell. Ich bereitete mich auf meine wichtigen Prüfungen vor, verbrachte Zeit mit meiner besten Freundin und manchmal mit Julian, oder beschäftigte mich mehr mit Musik.

Es war der vorletzte Schultag vor den Winterferien und ich konnte kaum noch warten.

Ich saß in der letzten Unterrichtsstunde des Tages, was sich wirklich zog. Der Lehrer redete vorne vor sich hin und niemand hörte zu. Es war die 9. Stunde. Egal wie alt die Schüler waren, um diese Uhrzeit konnte sich niemand mehr richtig konzentrieren.

"Wisst ihr was,..", sagte der Lehrer etwas lauter, was dazu führte, dass die meisten wieder nach vorne schauten, "... Es bringt nichts hier Selbstgespräche zu führen. Ihr könnt gehen!" Ich sah überrascht auf die Uhr, die über der Tafel hing. Wir hätten eigentlich noch zwanzig Minuten Unterricht. Aber ich würde mich nicht beschweren. Genauso wie alle anderen im Raum packte ich meine Sachen zusammen. Ohne mich nochmal umzusehen, ging ich aus dem Raum und lief aus dem Schulgebäude.

Ich sah erneut auf die Uhr und überlegte, ob ich warten oder schon nach Hause gehen sollte. Julian und ich mussten noch eine Präsentation für Geschichte machen. Dafür hatten wir eine Woche Zeit, doch noch hatten wir keine Zeit gehabt uns zu treffen. Und wir mussten schon morgen vorstellen. Ein Tag vor den Ferien.

Jedenfalls wollten wir nach der Schule zusammen zu mir nach Hause gehen. Wir hatten eine ziemlich lange und unnötige Diskussion darüber, wo wir die Präsentation vorbereiten würden. Ich bestand darauf, dass wir es bei mir machten.

"Wieso bestehst du so darauf?", hatte er amüsiert, aber auch gleichzeitig genervt, gefragt, "Es ist total unwichtig, aber ich will eine Begründung hören!"

Also hatte ich nachgegeben und gab schließlich zu:" Bei dir wird deine Schwester in der Nähe sein und sie mag mich ganz offensichtlich nicht."

So ungefähr war das Gespräch verlaufen. Obwohl ich seiner Schwester nichts getan hatte, mied sie mich wie die Pest und sah mich immer wieder mit einem komischen Blick an. Nach meiner schnellen Argumentation entschieden Julian und ich dann eben, dass wir zu mir gehen würden.

Ich entschied mich zu warten, da sein Lehrer sie immer früher gehen ließ und es mir nichts ausmachte ein paar Minuten zu warten. Es war schon kälter geworden, es war immerhin Dezember. Ich setzte mich auf eine Bank, die auf dem Schulhof stand und nahm mein Handy raus. In spätestens zehn Minuten sollte er kommen.

Währenddessen las ich die Nachrichten, die sich in der Gruppe mit dem Jungs angesammelt hatten. Ich dachte anfangs eigentlich, dass sie die Gruppe schnell vergessen und nichts mehr schreiben würden, aber sie bewiesen mir das Gegenteil. Sie schrieben täglich dort, mal mehr, mal weniger, aber trotzdem täglich.

Nach ungefähr fünf Minuten kamen ein paar Leute aus der Schule. Lisa hatte an dem Tag nur fünf Stunden, da ihre ganzen Lehrer nicht anwesend waren. Unter den Leuten, die viel zu früh aus der Schule kamen, war auch Julian. Aber nicht alleine. Seine Zwillingsschwester war neben ihm. Sie hatten beide einen genervten und sogar etwas wütenden Blick. O Nein. Das hieß nichts gutes. Ich wollte auch garnicht wissen worum es ging und mich einfach nur da raushalten. Inzwischen hatte ich gelernt sich bei Geschwistern einzumischen lieber zu lassen.

Als die Zwillinge vor mir standen, stand ich auf und sagte schnell hi, was an beide gerichtet war. Wie erwartet reagierte jedoch nur Julian drauf.

"Wollen wir gehen?", fragte er. Ich nickte und lief neben ihm her, seine Schwester auf seiner anderen Seite. Während Julian und ich weiterliefen, blieb sie an der Bushaltestelle stehen. Sie verabschiedete sich ganz kurz von ihrem Bruder und würdigte mich wie sonst auch nicht eines Blickes.

Just one SummerWhere stories live. Discover now