chapter fifty-nine

107 8 0
                                    

Harry war deutlich verwirrt und verpasste seinen Einsatz. Er riss sich allerdings schnell wieder zusammen und überspielte es. Er ließ seinen Blick nicht von mir und das Publikum merkte auch, dass etwas nicht stimmte. Ich konnte deutlich Tränen in Harrys Augen erkennen und das Lied was er sang, machte die Gesamtsituation auch nicht viel besser. Die Fans bemerkten das und drehten sich zu mir. Plötzlich lagen ungefähr hunderte Blick auf mir. Das Ganze war mir wirklich unangenehm gewesen. Aber zum Glück, waren all diese Menschen wegen Harry dort und drehten sich wieder zu ihm. Ich stand dort und wusste, dass er nun wusste, dass ich bei ihm war. Den Plan, nach dem Konzert wieder zu verschwinden, musste ich wahrscheinlich verwerfen. Er sang das Lied zu Ende, ohne seinen Blick länger als fünf Sekunden von mir zu nehmen. Er beendete es und ich fragte mich, was er als nächstes machen würde. Ob er die Show pausieren würde, um mit mir zu reden? Ich wusste, dass er professionell war, deswegen schloss ich das eher aus. Er setzte, mehr oder weniger normal, fort sah aber öfters zu mir, vor allem während dem Lied, was darauffolgte. What Makes You Beautiful.
Darauf kam ein Song, bei dem er komplett abging und über die Bühne sprang. Harry war so energisch und voller Freude, während er das performte und das Publikum ebenfalls.
Ein kompletter Gegensatz, war der Song, den er danach sang. Es war das Lied, bei dem ich wütend auf ihn geworden war, als ich es zu ersten Mal gehört hatte. Das Lied, was mich daran zweifeln ließ, dass er noch nie geliebt hatte. Irgendwie wirkte es live anders auf mich, als es das tat, als ich es alleine hörte. Ich konnte es nicht richtig beschreiben, aber es tat mehr weh. Er hatte das Lied geschrieben und aufgenommen, als er mich noch nicht kannte, das war mir bewusst. Ich entschied mich dazu ihn mal, falls wir jemals wieder so reden würden wie zuvor, zu fragen. Irgendwie hatte ich zu lange nachgedacht und war abwesend, denn ich wurde hellhörig, als er sich beim Publikum bedankte und das letzte Lied ankündigte. Das Einzige was ich wusste war, dass es sein bekanntestes war. Mein Blick ging über die Fans. Hunderte Regenbogen-Flaggen wurden in die Luft gehalten. Harry strahlte und viele im Publikum fingen an zu weinen. Ich sah mir das Ganze kurz an, bevor ich mich umdrehte und zur Tür ging. Mit zitternden Fingern tippte ich den Code, der mich Backstage bringen sollte, ein. Ich drückte sie auf und sah mich um.

»Miss Sifford, wollen Sie zum Bühnendurchgang?« fragte mich eine Frau, die ein Headset trug.

Benommen davon, wieso sie meinen Namen kannte, nickte ich einfach und folgte ihr, ohne durchzudenken, was das für mich bedeutete. Sie führte mich direkt hinter die Bühne und drumherum. Sie ließ mich alleine, als ich in einem schmalen Durchgang stand. Ich stand fast auf der Bühne und sah Harry. Das Lied war noch nicht zu Ende, weswegen ich ihn von hinten performen sehen konnte. Kurz spielte ich mit dem Gedanken, doch wegzulaufen.
Meine Knie wurden weich und mir wurde kalt. Ich bildete mir ein, ein Schwindelgefühl zu spüren. Das Lied war vorbei und man hörte nur noch Geschrei. Ein paar Schritte bewegte ich mich nach hinten, um nicht direkt bei der Bühne zu stehen. Ich konnte nicht mehr auf die ganze Stage sehen, weswegen mir die Luft wegblieb, als ich plötzlich Harrys grüne Augen in der Ferne sah. Er blieb kurz wie angewurzelt stehen, bevor er schnell auf mich zu kam und die Arme ausbreitete. Erleichtert fiel ich in diese und Tränen sammelten sich in meinen Augen. Ich drückte mein Gesicht fest an seine Schulter. Es fühlte sich so vertraut und warm an, ihn zu umarmen. Ein Schauer durchzog mich, als ich realisierte, dass ich tatsächlich in Harrys Armen lag. Er drückte mir mehrere Küsse auf den Haaransatz.

»Es tut mir alles so, so leid. So fucking leid.« nuschelte er gegen meinen Kopf.
Ich schüttelte den Kopf, so gut ich konnte, um ihm zu zeigen, dass er aufhören sollte, zu reden. Mein kleinerer Körper schmiegte sich perfekt an seinen größeren. In diesem Moment, überkamen mich hunderte Emotionen. Zum einen gute und zum anderen negative. Ich konnte es nicht definieren.
Wir standen eine Weile so da und versperrten seinen Musikern, die auch durchwollten, etwas den Weg. Das Gefühl des Schwindels hatte mich immer noch nicht verlassen, weswegen ich zu ihm aufsah und leise sprach.

»Können wir uns bitte irgendwo hinsetzten?«
Er nickte und fing an zu gehen, ohne seinen Arm von meiner Taille zu nehmen. Aneinander geschlungen, gingen wir nach hinten zu den Garderoben. Bei der, an der ich zuvor vorbeigelaufen war, wo Harrys Name stand, blieben wir stehen und er öffnete die Tür.

»Was machst du hier?« fragte er mich, nachdem wir alleine in dem Raum standen.

»Ich hatte hier ein Shooting heute... und habe dann gesehen, dass du hier bist und...«
Ich hörte auf zu sprechen und drückte mich einfach wieder an Harry, weil ich weinen musste. Er legte seine kräftigen Arme um mich und zog mich auf die Couch, die in seiner Umkleide stand. Ohne uns aus der Umarmung zu lösen, setzten wir uns auf das große weiche Sofa und ich lag neben Harry.

»Nicht weinen, Baby.« flüsterte er, brachte mich damit aber nur noch mehr zum Weinen.

»Es ist alles gut.« kam es von ihm.

»Nein, nichts ist gut Harry! Ich weiß nicht mehr, was richtig und falsch ist! Ich weiß nicht mehr, was ich denken soll und was nicht. Ich spüre Angst und ich spüre Liebe gleichzeitig und... Gar nichts ist gut!« weinte ich lautstark gegen seine Brust.
Beruhigend legte er seine Hand auf meinen Kopf und streichelte darüber.

»Was weißt du nicht? Wenn ich Antworten habe, die dir helfen könnten, dann frag mich.«
Ich schüttelte den Kopf und wusste nicht mal, wie ich ihm die ganzen Emotionen die ich fühlte, beschreiben konnte. Ich konnte ihm keine Fragen darüber stellen, weil ich es selbst nicht verstand.

»Es tut mir weh dich so zu sehen. Und es tut mir so leid, dass du wegen mir sowas durchmachen musst. Melli, es tut mir so unendlich leid.«
Als Antwort krallte ich mich mehr in sein Hemd. Ich wusste nicht, was ich tat. Ich wusste nicht was richtig und was falsch war. Aber ich wusste, dass ich dort sitzen wollte und an Harrys Schulter weinen wollte.

»Willst du es mir erzählen?« fragte er mich nach kurzer Stille, in der man nur mein Schluchzen hörte.
Ich nickte und Harry nahm mein Gesicht in seine Hände.

»Ich darf eigentlich nicht zu lange hier warten, weil sich sonst Fans ansammeln. Willst du in mein Hotel mitkommen? Bis dahin kannst du dich ein bisschen beruhigen und dann erzählst du es mir, okay?« fragte er.

»Okay.« gab ich mit trockenem Mund zurück.

»Ich muss mich umziehen, dann können wir los.«
Er stand auf und ging zu den Kleiderstangen, die in der Ecke des Raumes standen. Eigentlich mochte ich den Anzug, den er trug, aber ich konnte mir vorstellen, dass er auf Dauer unbequem war. Ich beobachtete ihn, wie er mit dem Rücken zu mir stand und sein Hemd aufknöpfte. Das Oberteil löste sich von seinem Körper und mir erübrigte sich ein Blick auf seinen Rücken. Ich wollte hinlaufen und ihn anfassen. Er drehte sich seitlich und ich sah schnell weg. Mit langsamen Schritten, ging er durch den Raum, zu einer Tasche. Aus dieser holte er einen Hoodie und eine Jeans. Während er sich weiter umzog, versuchte ich ihn nicht offensichtlich zu begaffen.

»Wo sind deine Sachen? Oder bist du ohne Jacke hier?« fragte er mich, als er fertig und angezogen mit seiner Tasche vor mir stand.

»In der Garderobe für Leute die zu dir gehören.« sagte ich und lächelte unter Tränen.
Ich stand auf und wir gingen zu der Umkleide, in der ich meine Jacke anzog und meine Tasche nahm. Wir verließen das Gebäude und Harry verabschiedete sich von allen im Vorbeigehen. Er hatte seinen Arm um meine Taille, so wie als ob er mich beschützen wollte. Als er dann die Hintertür aufdrückte, verstand ich wieso.

love destroyed through glory | [H.S.]Onde histórias criam vida. Descubra agora