chapter fifty-seven

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Während ich darauf wartete, dass ich in das Flugzeug konnte, fiel mir auf, dass ich eindeutig viel zu oft an Flughäfen gewesen war. Mittlerweile, musste ich ein Sondergast der Fluggesellschaften gewesen sein, so oft wie ich flog.
Es war Samstag und mein Shooting war erst am Montag. Perrie hatte so gebucht, dass ich immer ein paar Tage in den Städten verbrachte, statt immer wieder nach Wien und dann dort hinzufliegen. Sie buchte meine Flüge absichtlich so früh, weil sie mich ärgern wollte, das wusste ich. Es war gerade Mal Vormittag und ich war schon längst in meinem Hotel in Frankfurt und wusste nicht, was ich machen sollte. Ich entschied mich erneut dazu, mir mit Kopfhörern bewaffnet die Stadt anzusehen. Irgendwie wurden aus meinen Sight-Seeing-Touren immer Shopping-Abstecher. Abstecher war der falsche Ausdruck, es waren Exkursionen. Ich fand immer so gute Sachen. Leider kaufte ich in meinem Shopping-Wahn auch oft Sachen, die ich nicht benötigte, wie an diesem Tag. Der Winter war im vollen Gange und ich hatte mir zwei Bikinis gekauft.
Mit vollen Tüten (Beuteln, Sackerln, nennt es wie ihr wollt) verließ ich die Einkaufsstraße in der ich gelandet war wieder, und machte mich auf den Weg in das Hotel. Es war schon ein wenig dunkler geworden, weswegen die Straßen unheimlich schienen. Ich war mir selbst bewusst, dass ich eine Art Paranoia entwickelt hatte, aber ich fühlte mich unglaublich beobachtet und verfolgt. Meine Schritte verschnellerten sich und die letzten Meter zum Hotel rannte ich.
Die Hotelzimmertür schloss sich hinter mir und ich rutschte daran runter. Ich musste eine Lösung gegen diese Angst finden, dachte ich mir als ich aufstand. In meiner verblassenden Angst beschloss ich, den Sonntag in meinem Zimmer zu verbringen. Und das tat ich auch.

Meinen zweiten und letzten freien Tag in Frankfurt, verbrachte ich mit Netflix und YouTube. Am Abend packte ich wieder die paar Sachen, die ich aus dem Koffer genommen hatte, ein. Nach dem Shoot am folgenden Tag, wäre ich direkt weiter nach München geflogen.

Voller Freude auf das Shooting mit der Schokolade sprang ich aus dem Bett und machte mich fertig. Ich musste mit einem Bus, zwei Station zur Lokation, an der fotografiert und gefilmt wurde, fahren.

Dort wurde ich herzlich begrüßt und in ein großes Studio gebracht. Perrie hatte mir erzählt, dass es sich um eine etwas größere Kampagne handelte, aber das war wirklich riesig.

Man bat mich, glücklich aussehend in eine Tafel Schokolade zu beißen. Dann wurde ich noch auf einen großen Haufen bestehend aus Ritter-Sport-Schokoladentafeln gelegt.
 Als sie mir dann sagten, ich musste reden, bekam ich Panik. Passend zu der Aktion, gab es nämlich einen TV-Werbespott. Ich musste den Slogan der Firma in eine Kamera sagen und dann eine Tafel der Süßigkeit ins Bild halten. Der Take wurde ungefähr fünfzig Mal neu gemacht, aus verschiedenen Perspektiven. Ich musste den Satz manchmal anders betonen oder langsamer und schneller sprechen.

»Quadratisch, praktisch, gut!« sagte ich zum ungefähr tausendsten Mal an diesem Tag.

Irgendwann kamen dann die erlösenden Worte des Regisseurs.

»Okay, es ist abgedreht! Ich danke Ihnen allen ganz herzlich, tolle Arbeit!«
Alle klatschten und ich auch. Ich hatte noch nie etwas für das Fernsehen gemacht, wo ich sprechen musste, weswegen ich die ganze Zeit ziemlich nervös gewesen war.
Da das Shooting länger gedauert hatte, als geplant war, hetzte ich zum Hotel und dann zu Flughafen, weil ich kurz davor war meinen Flug zu verpassen.

Erleichtert es rechtzeitig geschafft zu haben, ließ ich mich auf meinen Sitz im Flugzeug fallen. Nach gerade Mal einer Stunde landete ich in München.
 Verwirrt lief ich über den Flughafen und suchte nach einem Ausgang. Ich setzte mich in eines der dort stehenden Taxis und dieses brachte mich in mein Hotel. Es war längst dunkel draußen, was dazu führte, dass ich mit meinem Koffer schnell in das Gebäude hetzte. Ich checkte ein und ging in mein Zimmer. Ohne noch großartig viel zu machen, schlief ich ein.

Panisch wachte ich am nächsten Morgen auf, mit dem Glauben, ich hätte verschlafen. Hatte ich aber nicht, was ich erst bemerkte, nachdem ich mich unter Stress halb angezogen hatte. Ich atmete aus und beendete meine morgentliche Routine in Ruhe.

Die Zentrale der Telekom war relativ in der Mitte der Stadt, so wie mein Hotel. In solchen Momenten liebte ich Perrie, weil sie die Agentur dazu brachte, mehr Geld in meine Reisen zu investieren, damit meine Unterkünfte besser gelegen waren.
Ein paar Blocks weiter, stand ich nämlich schon vor einem riesigen Gebäude, mit pinkem Logo darauf. Ich betrat es und direkt kam mir alles ernster und seriöser vor. Die Fotografen, Visagisten und der Regisseur waren viel ernster drauf als die, die ich die vorherigen Tage über kennengelernt hatte. Ich musste wieder ein paar Sätze in eine Kamera sagen, was zu einer Werbung gehörte.
Als dann Mittagspause war, hatte ich nicht so das Bedürfnis mich mit jemandem dieser Leute zu unterhalten, aus welchem Grund ich auf mein Handy sah. Ich beantwortete Nachrichten von Camila und meiner Mutter, bevor ich auf Instagram ging. Da auf meiner Timeline nichts Spannendes war, ging ich auf die Explore-Seite. Eines der kleinen Bilder sprang mir ins Auge, da ich Harrys Gesicht darauf erkannte. Ich klickte es an und las, was dort stand.

"Harry Styles in München!" das Datum auf dem Bild, stimmte mit dem auf der großen Digitaluhr, die an der Studiowand hin, überein. Ich las es mehrmals und konnte es nicht glauben. Ich wollte es nicht glauben. Er war in diesem Moment auch in München gewesen. Ich sah auf die Uhr und sie sagte, dass das Konzert in sieben Stunden angefangen würde. In mir sprangen hunderte Warnsignale an. Das musste Schicksal gewesen sein. Das konnte kein Zufall sein. Ich raufte mir dir Haare und starrte auf das Handy vor mir. Sollte ich hin? Die Sehnsucht Harry gegenüber war nicht in Worte zu fassen, aber ich wollte den Abstand. Wobei ich zu diesem Zeitpunkt fast drei Wochen gar keinen Kontakt zu ihm gehabt hatte. Er fehlte mir schrecklich. Ich rang mit mir selbst. Ich war hin und her gerissen. Wenn ich alleine gewesen wäre, hätte ich geweint.
Nachdem ich ein paar Mal tief ein und ausgeatmet hatte und alles überdacht hatte, hatte ich eine Entscheidung getroffen.

»Okay meine Herrschaften, weitergeht es!« riss mich die Stimme des Fotografen aus den Gedanken und ich erschrank, stand dann aber auf.
Meine Gedanken waren überall, nur nicht beim Shooting, was man den Fotos auch ansah. Ich versuchte mich zu konzentrieren und professionell zu sein. Halbherzig war der Shoot drei Stunden später vorbei.
Ich fuhr zurück in mein Hotel. Erschöpft ging ich in mein Bad und sah mir selbst durch den Spiegel in die Augen.

»Okay, Melanie.« sagte ich zu meinem Spiegelbild.
Mein Handy lag auf der Ablage neben mir und ich griff es und googelte, wo die Halle war, in der er auftreten würde. Ich wollte nicht hin, sondern nur mal nachsehen, was wären, wenn ich es wollen würde. Zumindest redete ich mir das selbst ein. Seufzend stellte ich fest, dass die Halle gute fünfzehn Minuten zu Fuß und fünf mit dem Bus entfernt war. Warum musste das Schicksal so sein? Hätte die Halle nicht am anderen Ende der Stadt gewesen sein können? Mein Gehirn und meine Gedanken gaben mir das Gefühl schizophren zu sein. Letztendlich gab ich nach und fing an mich anzuziehen und zu schminken. Ich tat das alles, gegen meinen eigenen Willen und trotzdem freiwillig. Ein Psychiater wäre vielleicht gar nicht so unangebracht gewesen, gingen mir Camilas Worte durch den Kopf. Ich hatte keine Ahnung, was ich zu ihm sagen sollte, geschweige denn, wie ich zu ihm kommen sollte. Als ich fertig war, nahm ich meine Handtasche und machte mich auf den Weg zu Harrys Konzert.

»Was tue ich hier eigentlich?« fragte ich mich selbst in Gedanken und stieg in den Bus.
Direkt vor der Halle, kam dieser zum Stehen und ich riss die Augen auf. Dort waren tausende Menschen. Wirklich tausende.

love destroyed through glory | [H.S.]Unde poveștirile trăiesc. Descoperă acum