love destroyed through glory | [H.S.]

chapter three

Die zwei Wochen die ich mit meiner Familie zuhause noch verbringen konnte, genoss ich. Ich hatte es leider nicht mehr geschafft, Camila und Sam nochmal zu sehen. Da Sam als ich in Wien landete, schon abgereist war. Und Camila, so unorganisiert wie sie war, nicht rechtzeitig timen konnte, zwischen den ganzen Vorbereitungen, die für ihre anstehende Reise getätigt werden mussten, ein Treffen mit mir einzuplanen. Ich musste mich also, mit den nächtlichen FaceTime-Runden zufriedengeben.

Ich massierte mir die Schläfen, nachdem ich die Kopfhörer fester in meine Ohren gedrückt hatte, um den Lärm der um mich herum am Flughafen herrschte, mit meiner Musik zu übertönen. Es war eindeutig viel zu früh, für solch einen Lärmpegel. Ich hatte mir die Wartezeit zuvor, mit ein paar Shops vertrieben, wo ich mir ein paar Magazine angesehen hatte und gleichzeitig mit Sam gefactimed hatte. Ich bekam kurz Panik, als sich alle Leute von meinem Gate plötzlich aufrichteten und gingen, wofür ich von Sam ausgelacht wurde. Irgendwann ließ ich mich dann beim richtigen Gate nieder und versuchte zu entspannen. Eigentlich hätte ich von Wien nach Moskau und dann nach Shanghai fliegen müssen, was in der Summe eine qualvolle sechzehn Stündige Reise gewesen wäre, wovon dreizehn Stunden Flug gewesen wären. Aber Perrie hatte mich davor bewahrt, indem sie es irgendwie geschafft hatte, mir doch noch so kurzfristig, einen Direktflug zu besorgen. Diese Frau war einfach unglaublich. Etwas was aber noch viel unglaublicher war, als Perrie, war die Tatsache, dass ich, Melanie Sifford tatsächlich für Victoria's Secret laufen würde. In Shanghai. Im Alter von neunzehneinhalb Jahren.
Ich hatte es zu dem Zeitpunkt noch nicht wirklich realisiert, aber das war auch besser so, denn meine Aufregung wäre sonst ins Unermessliche gestiegen. Ich sah mich um und bemerkte, dass an meinem Gate eine Familie mit kleinem Kind wartete. Innerlich betete ich innständig, dass das kleine Kind einfach den ganzen Flug über schlief, und nicht schrie. Während ich dort saß und wartete, machte sich das Grummeln in meinem Magen auch bemerkbar, obwohl ich vor dem Schlafen gehen, etwas gegessen hatte. In etwas mehr als achtundvierzig Stunden, würde die erste Show bei der ich laufen musste, oder besser gesagt laufen durfte, stattfinden. Ich hatte klare Anweisungen bekommen, was die Ernährung vor der Show betraf. Ich durfte achtundvierzig Stunden vor der Show, nichts mehr essen und zwölf Stunden vor der Show nichts mehr trinken. Eigentlich war das Trinken auch vierundzwanzig Stunden vor der Show untersagt, aber bei mir machte man eine Ausnahme, weil es meine erste Show war.

Im Flugzeug angekommen, durfte ich voller Freude feststellen, dass ich tatsächlich, so wie Perrie es versprochen hatte, einen Platz am Fenster hatte. Ich schreib noch schnell in die Whatsapp-Gruppe mit Camila und Sam und in die Gruppe meiner Familie. Ich tippte, dass ich nun im Flugzeug saß und in ungefähr elf Stunden landen würde, aber mich zwischendurch immer wieder melden würde, weil mein Flugzeug mit WLAN ausgestattet war.
Nachdem wir in der Luft waren, machte ich ein hübsches Bild von den Wolken für meine Snapchat-Story, was so schön war, dass es vielleicht sogar in meinen Instagram-Feed passte. Ich beschloss es auf Instagram zu posten, wozu ich aber nicht mehr kam. Als ich die App öffnete, musste ich feststellen, dass ich unglaublich viele neue Follower dazubekommen hatte und auch dementsprechend viele Likes und Kommentare. Ich dachte darüber nach und verstand es nicht. Nachdem ich einige Kommentare gelesen hatte, wurde mir dann klar, dass die Namen der Models für die kommenden VS-Shows veröffentlicht wurden. Weshalb anscheinend ein paar Menschen auf mich aufmerksam geworden waren. Schmunzelnd schrieb ich in die Gruppe von meinen besten Freundinnen und mir.
»LEUTE ICH BIN JETZT BERÜHMT! ZUKÜNFTIG KÖNNT IHR MICH NUR NOCH SEHEN, WENN IHR EIN MEET&GREET MIT MIR KAUFT! HAHAHAHA«
Schnell bekam ich von den Beiden auch Antworten, die mir zeigten, dass die Zwei sichtlich amüsiert waren. Während Sam nämlich versuchte mich dazu zu bringen, ihr ein Shoutout zu geben, stellte Camila klar, dass sie und Sam zuerst dagewesen seien und Vorgang hatten, bei allem was mich betraf. Die Beiden nahmen mir ein wenig die Angst vor dem, was mich bald am anderen Ende der Welt erwarten würde. Dafür war ich ihnen dankbar. Ich sperrte mein Handy und gab es in das Seitenfach meiner Tasche. Nachdem ich mein iPhone weggelegt hatte, schlief ich auch relativ schnell ein.