chapter fifty-one

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Ich zuckte zusammen, als es laut knallte und die Tür aufgebrochen wurde. Dahinter stand ein komplett schwarz angezogener Mann, mit Schutzausrüstung und Gewähr. Er hatte die Tür eingetreten. Ich fing an zu weinen als ich sah, dass er von der Polizei gewesen war.

»Die Geisel ist gesichert. Ich brauche einen Krankenwagen! Und kann jemand eine Decke bringen!« schrie er nach hinten durch die Tür und in ein kleines Gerät, welches an seiner Schulter hing.
Von draußen hörte ich weitere Schreie und Poltern.

»Hallo. Mein Name ist Paul. Alles wird gut. Hilfe ist da.« sagte er mit starkem britischen Akzent.

»Ich werde dich jetzt losbinden.« erklärte er und wanderte um mich.
Er löste die Seile von meinen Armen, die schmerzhaft einschnitten. Ich seufzte unter Schmerzen auf, als ich meine Gliedmaßen endlich bewegen konnte. Ich sah auf und plötzlich jemanden durch die Tür stürmen, von dem ich gedachte hatte, ich würde ihn nie wiedersehen.

»Melli!« schrie Harry und stürmte auf mich zu.
Er drückte mich an sich, doch ich erwiderte die Umarmung nicht. Ich umarmte ihn aus verschiedenen Gründen nicht. Ich war erstens wütend auf ihn und zweitens taten meine Arme so schrecklich weh, dass ich sie nicht heben konnte. Er merkte, dass ich nicht darauf einging und löste sich. Der Polizist kniete sich zwischen Harry und mich und löste die festen Knoten an meinen Beinen. Meine Sicht war verschwommen und ich fühlte mich, wie als ob ich jeden Moment mein Bewusstsein verlieren würde.
Ich sah zwei Sanitäter in den Raum laufen. Sie kamen auf mich zu und öffneten ihren großen Verbandskästen. Einer von ihnen, legte eine Decke um meine nackten Schultern.

»Die Nase sieht nicht gut aus, das muss geröntgt werden.« sagte die Frau zu ihrem Kollegen, welcher nickte.
Während sie irgendwas in meinem Gesicht tupften, sah ich starr nach vorne durch die Tür. Die ganzen maskierten Gestalten, hatten plötzlich Gesichter und wurden in Handschellen weggeführt. Harry stand die ganze Zeit neben mir, berührte mich aber nicht.

»Können Sie laufen?« fragte mich die Sanitäterin und ich zuckte mit den Schultern.

Sie stütze mich und ich stand auf. Meine Beine waren wackelig und schwer, aber ich konnte stehen. Ich setzte einen Fuß vor den Anderen und hängte mich bei ihrem Arm ein. Sie führte mich durch das Zimmer zum Gang.
Ich sah den Ort zum ersten Mal und der Flur sah nicht viel anders aus, als der Raum in dem ich die ganze Zeit gewesen war. Ich nahm alles nur halb wahr, weil ich mich darauf konzentrierte, nicht zu stürzen. Treppen führten nach draußen, wo es leicht von der Sonne beleuchtet war. Oben angekommen, sah ich mich um. Wir waren in einem Wald. Ich war in einem unterirdischen Verließ mitten im Nichts gewesen. Davor standen drei Polizeiwägen, ein Krankenwagen und Harrys Auto.

»Ich fahre mit meinem Wagen hinterher.« sagte Harry zu mir und ging weg.
Ich wurde in den Rettungswagen gesetzt und er fuhr los. Ich starrte einfach vor mich und versuchte zu verarbeiten, was geschehen war. Gebannt sah ich aus dem Fenster und irgendwann hörten die Bäume auf an uns vorbeizuziehen und wir waren auf einer richtigen Straße. Durch das hintere Fenster des Wagens, sah ich tatsächlich Harry, der hinter uns fuhr. Er konnte mich nicht sehen, aber ich ihn. Er starrte besorgt und ernst auf den Krankenwagen vor ihm und fuhr sich durch die Haare. Ich beobachtete ihn länger. Irgendwann nahm er sein Handy an sein Ohr und telefonierte. Er schien mit jemanden zu streiten und lautstark zu diskutieren. Ich wollte nicht, dass er so besorgt aussah und so gestresst war. Ich wollte zu ihm und ihn in den Arm nehmen, trotz meiner Wut.

Der Krankenwagen blieb vor einem großen Gebäude stehen und wir stiegen aus. Das Krankenhaus war deutlich kleiner, als das bei uns in Wien. Harry blieb auch genau dort stehen, wo die Rettungswägen waren und ich wusste, dass er wusste, dass er das eigentlich nicht durfte. Doch er hatte in dem Moment wohl andere Sorgen, als das Parkverbot. Ich betrat mit der Sanitäterin das Gebäude und er folgte uns dicht. Sie übergab mich an eine Krankenschwester und diese führte mich in einen Raum, in dem meine Nase durchleuchtet wurde. Als ich vom Röntgen zurückkam, saß Harry vor dem Raum, auf einem Sessel und starrte zu der Tür, aus der ich kam.

»Ich bitte Sie kurz Platz zu nehmen, die Ergebnisse sollten bald da sein. Sie werden gleich in einen Behandlungsraum wegen Ihren Handgelenken gebracht.« sagte die Schwester freundlich und trat ab.
Ich ließ mich neben Harry nieder und atmete tief durch. In meinen Augen sammelten sich Tränen und ich ließ mich nach links auf ihn fallen. Ich wollte ihm nicht nahe sein, aber ich brauchte es. Überrumpelt schloss er mich in seine Arme und strich über meinen Rücken.

»Ich will nachhause. Jetzt. Buch mir einen Flug.« sagte ich weinend gegen seine Brust.

»Okay, ich such sofort einen Flug für uns, sobald...« fing er an, doch in unterbrach ihn und löste mich.

»Nein Harry! Alleine. Nicht für uns, sondern für mich. Ich will weg. Ich brauche Zeit für mich!« sagte ich entschlossen und sah in seinem Blick Schmerz.

»Okay.« war das Einzige was er von sich gab.
Ein Arzt der freundlich lächelte, kam zu uns und begrüßte mich. Er führte uns in einen Raum, in dem meine Handgelenke desinfiziert und mit Verbänden überdeckt wurden.
Während ich behandelt wurde, kam die Schwester rein, mit den Röntgenbildern von meiner Nase in der Hand. Der Arzt sah sie sich an und drehte sich dann zu mir.

»Sie ist nicht gebrochen, nur etwas angeknackst. Nichts Gefährliches, aber ich gebe dir Schmerzmittel und Mittel zur Beschleunigung der Regeneration. Die Schwellung sollte in ungefähr fünf Tagen weggehen und alles heilen.«
Ich wurde weitergeleitet und bekam die Schmerzmittel und wurde über die Einnahme aufgeklärt. Wir verließen das Krankenhaus und weder Harry noch ich sprachen miteinander. Wir setzten uns ins Auto und fuhren los.

»Ich bringe dich zu mir und hole deine Sachen, dann fahre ich dich zum Flughafen. Dein Flug nach Wien geht in zwei Stunden.« sagte er nach etwas Stille und ich starrte einfach auf die Straße vor uns.

Vor seinem Haus blieben wir stehen und ich blieb sitzen, während Harry ausstieg.
Ein paar Minuten später kam er mit meinem Koffer in der einen und meinem Rucksack in der anderen Hand raus. Er verlud beides in den Kofferraum und setzte sich wieder ins Auto. Wir fuhren schweigend den Weg entlang, den wir vom Flughafen hergefahren waren. Irgendwann, griff Harry in seine Jackentasche und holte mein Handy hervor.

»Die Polizei hat es sichergestellt.« sagte er und reichte es mir.
Bei dem Versuch es zu entsperren, musste ich feststellen, dass es leer war. Ich sprach nicht mehr mit Harry, bis wir beim Flughafen waren. Er stieg mit mir aus und trug meine Sachen. Er sendete das Flugticket auf mein Handy, welches an einer Power-Bank steckte.
Dann standen wir wieder am selben Punkt, wie in Florenz. Ich musste weiter und er konnte ohne Flug nicht mit. Er sah mich an und ich sah zu ihm auf. Er drückte einen Kuss auf meine Stirn und ich zuckte unter der Berührung zusammen.

»Pass auf dich auf.« flüsterte er gegen mein Gesicht.

»Leb wohl, Harry.« waren meine letzten Worte.
Ich trat einen Schritt zurück, drehte mich und ließ ihn alleine stehen. Genau so, wie er es getan hatte. Ich ging durch den Flughafen und fühlte mich angestarrt. Wahrscheinlich weil ich müde und kaputt aussah.
Total ausgelaugt ließ ich mich im Flugzeug auf meinen Sitz fallen. Harry hatte wieder First-Class gebucht und mir fiel ein, dass er diesen Flug wieder für mich bezahlt hatte. Bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, fielen meine Augen zu.

love destroyed through glory | [H.S.]Where stories live. Discover now