chapter five

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Die Absätze der hohen Schuhe die ich trug, hatten wieder vollständigen Kontakt mit dem Boden unter mir, und machten es mir somit möglich, mich komplett aufzurichten und selbstständig zu stehen. Kaum hörbar und beschämt, gab ich ein »Danke.« von mir.
Ich dachte eigentlich, er hatte es nicht gehört, doch er winkte nur kopfschüttelnd und leicht grinsend ab. Als Zeichen dafür, dass ich ihm nicht zu danken brauchte. Die Musik die gerade noch lief wurde unterbrochen, da Leeroy mit den Armen in der Luft, umher fuchtelte und somit dem Typen, der sich um die Musik kümmerte, symbolisierte, dass es eine Unterbrechung gab.
Der Choreograf kam mit dem Gesichtsausdruck einer besorgten Mutter zu mir und fragte, ob alles in Ordnung war, was ich bejahte. Der Mann, dessen Blick von mütterlich, wieder auf gestresst übergegangen war, klatschte in die Hände und schrie nach hinten, wo ein paar Köpfe hervorlugten, dass alles auf Anfang ging.
Mit knallrotem Kopf und schnellen Schritten ging ich wieder den Laufsteg entlang zurück und fühlte mich dabei unglaublich beobachtet und das nicht von den Models, denn die waren schon wieder hinter der Bühne.

Als sich alle wieder aufgestellt hatten und die Musik ein zweites Mal losging, und nach ungefähr vierzig Sekunden wieder ausging, da jemand etwas falsch gemacht hatte, war es nur einer von unzähligen Durchläufen, die wir an diesem Tag noch machten. Wir wiederholten es, bis alles gut aussah und niemand mehr stürzte, oder Fehler machte.

Ich hatte aber nichts dagegen gehabt, das tausende Male wegen Pannen nochmal zu machen, denn so war ich mit meinem peinlichen Sturz wenigstens nicht alleine. Es war mir trotzdem noch unglaublich unangenehm, genau vor Harry fast hingefallen zu sein. Mir stieg, bei jedem Durchgang den wir danach noch machten, immer wieder leicht die Röte ins Gesicht, wenn ich an ihm vorbei lief.

Als wir endlich mit den Proben fertig waren und alle wieder aus ihren Laufsteg-Outfits und Flügeln draußen waren, wurden wir alle wieder in den Bus gescheucht und ins Hotel gebracht.

Unglaublich müde und ausgelaugt ließ ich mich in mein großes und weiches Kingsize-Hotelbett fallen und schloss die Augen um ein paar Male tief ein und aus zu atmen. Ich griff nach meinem Handy und scrollte etwas durch die Nachrichten, die mir den Tag über geschickt worden waren. Ich konnte zwar gelegentlich auf mein Handy schauen, aber die kurzen Pausen hatten nicht immer gereicht, um zu antworten.

Deswegen antwortete ich erst Mal meiner Mama, danach meiner Schwester und meinen besten Freundinnen. Die anderen Leute die mir geschrieben hatten, waren nicht so wichtig gewesen.
Ich schrieb in die best-friends-Gruppe, dass ich den Beiden erzählen musste, was passiert war, aber ich dies morgen tun würde, da ich schlafen gehen wollte. Kurz bevor ich das Handy weglegen wollte um zu schlafen, ging ich auf Instagram.
Da die Benachrichtigungen über die letzten zwei Tage einfach zu viele geworden waren, hatte ich sie bei dieser App ausgestellt und sah erst jetzt, das Ausmaß der heutigen Follower. Ich wurde auf tausenden Bildern markiert, hatte tausende neue Follower und unzählige Likes dazubekommen, was ich nicht ganz verstand. Während ich in dem Moment auf Instagram war, ratterten laufend neue Follower und Likes rein. Irgendwas musste vor kurzem passiert sein, was Aufmerksamkeit auf mich zog, aber was? Ich ging auf die Beiträge, in denen ich markiert wurde und sah es dann auch relativ schnell, woran das lag.

@harrystyles started following @melaniesifford.

Ich verließ sofort die App und öffnete FaceTime. Ohne Rücksicht darauf zu nehmen, wie spät es bei Camila oder Sam war, rief ich an. Ich fing sofort an zu reden, als ich die Beiden Gesichter auf dem Bildschirm erblickte.
»Geht sofort auf Instagram und sagt mir was euch an meinem Profil auffällt!« schrie ich halb.
Beide gingen ohne ein Wort aus FaceTime raus und ich ließ sie selbst nachschauen.
Als ich Camila kreischen hörte und Sam nur ein »Oh mein scheiß Gott...» von sich gab, wusste ich, dass sie entdeckt hatten, worauf ich hinauswollte.
Schon immer waren die Beiden komplett ausgerastet, wenn ich Kontakt mit berühmten Menschen gehabt hatte. Ich erinnerte mich, an die eine Show die ich in England gelaufen war, bei der Katy Perry im Publikum saß und die Zwei komplett ausgerastet waren. Sie wollten mich dazu überredeten, dass ich ihnen Autogramme mitbrachte.
Ich entschied mich dazu den Beiden vom Sturz zu erzählen, wenn ich eh schon dabei war mit ihnen zu reden.

»...und dann hat er mich gefangen, halt so am Rücken gehalten.« beendete ich meine Erzählung.
Camila begann schon ihre ganzen Astrologie-Unterlagen, auf dem Bett auf dem sie saß, ausgebreitet und wollte die gemeinsame Zukunft, von mir und Harry Styles vorhersagen. Sam und ich konnten uns nie vor Lachen einkriegen, wenn Camila anfing, von ihren Sternenkonstellationen, Horoskopen und Zukunftsblicken zu reden. Genau deshalb liebte ich sie so.
Camy fragte mich, welches Sternzeichen Harry war, worauf ich schulterzuckend und in einem frechen Ton »Keine Ahnung... Camila erwartest du wirklich, dass ich sowas weiß? « sagte.

Sam grinste »Ach, wie gut, dass wir das alles googeln können.«
Während sie die Videochat-App verließ, und man dadurch ihr Gesicht nicht mehr sehen konnte, sprach sie lachend weiter.

»Also bis jetzt war es bei keinem der Typen, die wir bisher zusammen gestalkt haben, so einfach an Informationen zu kommen.«
Nach zehn weiteren Sekunden in denen ich still war, und Camila lachend zugestimmt hatte, war Sam wieder auf FaceTime um uns mitzuteilen, dass Harry Styles' Sternzeichen Wassermann war.

Camila klatschte glücklich in die Hände, weil die Sterne sagten, dass ich gut zu Harry passen würde. Ich wollte langsam nichts mehr über ihn hören. Schon den ganzen Tag, durfte ich mir von fast allen Models anhören, wie gut und wie toll er doch war. Ich konnte es absolut nicht ab, wenn jemand so begehrt wurde, wie als ob er ein Gegenstand war. Wie eine Trophäe, die man gewinnen konnte. Klar sah er gut aus, aber er war absolut nicht meine Liga. Etwas unfreundlicher als ich eigentlich wollte, unter anderem auch wegen der Müdigkeit die mich langsam übernahm, entgegnete ich etwas grob »Man... Harry Styles hier, Harry Styles da. Das ist komplett unrealistisch und dumm was ihr da redet!«
Ich merkte, dass die Beiden nicht ganz verstanden, warum ich auf einmal so angepisst reagierte, deswegen versuchte ich meinen Worten etwas die Schärfe zu nehmen.

»Er sieht schon gut aus und kann singen und sowas. Aber Leute, der passt sowas von nicht zu mir! Abgesehen von der Tatsache, dass ihm tausende Frauen nachrennen, die eh nur an sein Geld und seinen Ruhm wollen, kommt er wirklich eingebildet rüber.« fügte ich hinzu.
Ich holte kurz Luft, ehe ich fortsetze »Und jetzt auch mal abgesehen davon, was die Medien über ihn und sein Liebesleben sagen, weil das stimmt sowieso nicht... Bin ich nicht interessiert an ihm.«
Ich machte eine kurze Pause und sah meine Freundinnen an.

»Stellt euch mal vor, ihr habt was mit so einer berühmten Person! Allein wie viele Leute jetzt auf mich aufmerksam geworden sind, nur weil er mir auf fucking Instagram folgt... Also, ja man ist berühmt und das ist cool. Aber stellt euch vor, ihr habt einen Freund, mit dem ihr nicht in Ruhe rausgehen könnt. Der dir alles kauft, was du willst, aber nie zuhause ist und nie Zeit hat, weil er um die Welt tourt und mit Models abhängt.«
Sam und Camila stimmten mir letztendlich zu und baten mich schlafen zu gehen, weil sie der Meinung waren, ich käme gestresst rüber. Eventuell lag es einfach daran, dass ich schon den ganzen Tag unter wunderschönen Frauen, wo ich Komplexe bekam, verbringen musste. Zusätzlich kam es vielleicht auch, weil ich nervös war wegen der Show die morgen stattfand, war.
Manchmal hatte ich diese Tage, an denen ich keine Lust hatte auf Menschen, nicht mal auf Camila und Sam. Das waren Tage, an denen ich eigentlich einfach nur den ganzen Tag in Bett lag und Musik hörte. Heute wäre so ein Tag gewesen, doch ich konnte mich nicht in meinem Zimmer verkriechen.
Es ging nicht, weil es A am anderen Ende der Welt war. Und B, ich verdammt nochmal immer und immer wieder denselben Ablauf einer Show, die mich in den Wahnsinn trieb, durchmachen musste. Ich war wirklich nervös. Ich verabschiedete mich von den Zweien und machte, nach einer kurzen Dusch-Party im Bad, das Licht aus um zu schlafen.

Ich wälzte mich umher, doch die Angst vor dem kommenden Tag ließ mich nicht in Ruhe.

love destroyed through glory | [H.S.]Where stories live. Discover now