Reise nach Hause

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Die nächsten Tage lang ist noch ein wenig von der festlichen Stimmung zu spüren, doch allmählich machen sich die Gäste wieder auf den Heimweg. Elrond wartet allerdings bis auch Jedwiga und ich aufbrechen, damit er mit uns zusammen reisen kann.
Eines Tages machen wir uns reisefertig, nehmen unsere Waffen mit und alle anderen Dinge, die wir anfangs auch dabei hatten. Mit einem seltsamen Gefühl im Bauch verlassen Jedwiga und ich unser Zimmer und gehen durch die schöne Stadt zum Stall, wo wir Gimli und Elrond treffen.
Vor dem Tor der Stadt warten Frodo, Sam, Merry, Pippin, Gandalf und Arwen und Aragorn auf uns, sogar Éomer und Eówyn sind dabei um uns zu verabschieden. Der Abschied von den Hobbits verläuft kurz und schmerzlos, aber der von dem nun wieder vereinten Paar fällt schwerer als gedacht, auch wenn wir wissen dass wir sie wiedersehen werden. Jedwiga und Arwen umarmen sich lange als wir uns vor dem Tor zur Stadt versammelt haben und ich verabschiede mich derweil von Aragorn und Gandalf.
"Wir werden uns wiedersehen, da bin ich mir sicher", meint Aragorn und klopft mir auf die Schulter. Jedwiga verabschiedet er auch, dann steigen wir auf unsere Pferde. Elrond folgt uns und ich helfe Gimli auf sein Pferd zu kommen, was er nur widerwillig annimmt.
Schließlich sind wir zum Aufbruch bereit und kehren der Stadt den Rücken. Es ist ein seltsames Gefühl die Menschen hinter uns zu lassen, mit denen wir vorher so weit gereist sind und so viele Gefahren überstanden haben. Fast werde ich traurig, doch dann denke ich wieder an die Zukunft. Ich bin mir sicher dass wir uns eines Tages wiedersehen werden.
Wir reiten nach Norden und wollen uns östlich des Anduin halten, denn dann gelangen wir recht schnell zum Düsterwald. 'Ich hoffe dass der Düsterwald irgendwann wieder Grünwald heißen kann.'
Während der Reise spüre ich wieder das Heimweh, was ich schonmal hatte, und sehne mich danach endlich wieder durch den vertrauten Wald zu reiten.
Zusammen mit Elrond zu reisen ist gar nicht so schlimm wie ich befürchtet habe, auch wenn Gimli dabei ist. Die meiste Zeit reden wir sowieso nicht, oder der Ältere reitet ein wenig voraus und lässt uns Jüngere allein, damit wir ungestört reden können. Während der Reise fühlt es sich noch so an als wären wir in der Gemeinschaft, auch wenn wir nur noch drei Mitglieder sind.
Nachts rasten wir nur wegen Gimli und Jedwiga, wobei mittlerweile nur der Zwerg regelmäßigen Schlaf braucht, und schlagen ein Lager auf.
"Freust du dich schon auf zu Hause?", frage ich meine Verlobte, als wir an einem Abend unter einem großen Baum Rast gemacht haben und sie vor mir sitzt. Sie lehnt sich mit dem Rücken gegen mich und ich lege beide Arme um sie.
"Natürlich, auch wenn diese Reise Spaß gemacht hat, zumindest irgendwie. Das Sterben hätte ich mir sparen können."
Sie lacht leise und streichelt mit dem Daumen über meinen Handrücken, dann seufzt sie zufrieden.
"Ich bin so froh dass das alles vorbei ist", flüstert sie und ich lehne meinen Kopf gegen den Baum hinter mir.
"Ich auch."
Eine Weile lang schweigen wir und ich genieße ihre Gegenwart, ihre Wärme und ihren wundervollen Geruch. Für mich ist es kaum vorstellbar jemals wieder ohne sie zu sein.

Die Reise verläuft ereignislos und wir kommen sehr gut voran, sogar das Wetter bleibt weitestgehend sonnig. Lediglich an drei Tagen regnet es ein wenig, doch das ist auszuhalten.
Endlich, nach langer Reise, kommt der Düsterwald in Sicht und mein Herz macht einen freudigen Sprung. Meine Heimat.
"Ich würde vorschlagen dass wir an der westlichen Seite entlangreiten statt durch den Wald hindurch, denn wir wissen nicht ob vielleicht einige Spinnen oder Orks noch dort ihr Unwesen treiben", meine ich zu Elrond und der nickt.
"Das ist eine gute Idee. Übernimm du doch die Führung, immerhin kennst du dich hier aus."
Mit einem Lächeln treibe ich mein Pferd ein wenig an und reite ab da an der Spitze unserer kleinen Gruppe.
Es dauert nicht mehr lange dann sind wir auf einer Höhe mit dem Wald und reiten weiter am Anduin entlang, zu unserer Rechten den tiefen, grünen Wald.
Gimli und ich reden nun verstärkt miteinander, denn bald wird er sich verabschieden müssen, da er weiter zum Erebor reisen will. Allerdings spiele ich mit dem Gedanken ihn zu uns in den Palast einzuladen damit er dort übernachten kann, auch wenn meinem Vater das nicht unbedingt gefallen würde. 'Wie es ihm wohl geht?'
Nach einigen Tagen kommen wir an die Stelle, an der Elrond sich von uns verabschieden will und Jedwiga nimmt ihn fest in den Arm. Eine Träne rollt ihre Wange hinunter, doch ihr Vater wischt sie lächelnd weg. Er sagt noch einige Worte zu ihr, dann nimmt er sie erneut in den Arm und unsere Wege trennen sich. Einige Male schaut Jedwiga noch zurück und ihre Miene wirkt traurig, doch Gimli und ich muntern sie schnell wieder auf. 
Gemeinsam reiten wir weiter, bis ich uns irgendwann in den Wald hineinführe. Auf verborgenen Pfaden reiten wir immer weiter in Richtung Osten, zum Palast. Ab und zu müssen wir absteigen und die Pferde führen wenn es besonders viel Unterholz gibt.
Wir sind noch nicht lange wieder unter dem Blätterdach der Bäume, als plötzlich Elben von den Ästen herabspringen und sich vor uns auf den Weg stellen.
"Willkommen zurück, Prinz Legolas, Herrin Jedwiga", begrüßt uns der Anführer und neigt seinen Kopf. Ich erwidere diese Geste und lächle leicht. Beinahe hätte ich vergessen dass ich der Prinz des Waldlandreiches bin.
"Es ist schön wieder hier zu sein", antworte ich, bewusst in der gemeinsamen Sprache, damit Gimli uns versteht. Jedwiga führt ihr Pferd neben mich und schaut mich von der Seite her an. 
"Folgt uns, euer Vater wird sich freuen euch zu sehen", meint der Elb und ich nicke.
"Gimli, du kannst mitkommen wenn du willst. Du könntest die Nacht über bleiben und morgen auf sicherem Wege durch den Wald zum Erebor gelangen", wende ich mich an meinen Freund und er wiegt den Kopf hin und her.
"Hmm, ich denke ich bleibe", brummt er schließlich und ich lächle.
"Das freut mich mein Freund."
Wir folgen den Elben durch den Wald, immer weiter zum Palast und meine Vorfreude steigt. Jedwiga reitet neben mir her und nimmt meine Hand, damit ich mich ein wenig beruhige. Aber auch sie ist aufgeregt, das merke ich ganz deutlich.
Zuerst hören wir nur das Rauschen des Flusses, dann sehen wir endlich den Palast. In strahlendes Sonnenlicht getaucht, steht das Tor offen und Elben gehen über die Brücke aus und ein. Ein Lächeln breitet sich auf meinem Gesicht aus als ich den Blick über die Lichtung und den Berg vor mir schweifen lasse und ich höre Gimli hinter mir murmeln:
"Ganz schön klein, dieser Berg."
Schmunzelnd halte ich mein Pferd an und steige ab.
"Herzlich Willkommen, Gimli, Gloins Sohn am Palast von König Thranduil", sage ich stolz und grinse meinen Freund an. Dieser springt mehr oder weniger elegant von seinem Pferd und auch Jedwiga steigt ab. Der Elb, der uns hergebracht hat, winkt rasch ein paar Stallburschen herbei, die sich um die Tiere kümmern sollen und bedeutet uns, ihm weiter zu folgen. In einer Reihe laufen wir über die Brücke und ich schreite durch das Tor in den Palast hinein, mein Zuhause. Die Luft im Innern riecht wie immer frisch nach Wald, Erde und Holz, gemischt mit den Duft von Blumen und ab und zu auch Brot, das in der Küche gebacken wird. Augenblicklich fühle ich mich wieder zu Hause und genieße dieses Gefühl.
"Es ist schön wieder hier zu sein", sagt Jedwiga leise neben mir und ich drehe den Kopf zu ihr.
"Ja, das ist es."
Gimli schaut sich um, aber anders als sein Vater damals, findet er den Palast sogar "ganz hübsch".
"Für einen Elben", fügt er hinzu und wir gehen, nun ohne Führung, über die Wurzeln und Äste immer weiter in den Palast hinein. Wegen Gimli sind wir langsamer, aber nicht viel. Einige Elben schauen ihn seltsam ein, aber man kann es ihnen nicht verübeln. Bisher waren Zwerge, außer in den Kerkern, unerwünschte Gäste. 'Das werde ich ändern, jeder soll in den Hallen des Waldlandreiches willkommen sein.'
"Gehen wir direkt zu deinem Vater oder erst mal in unsere Zimmer?", erkundigt sich Jedwiga da und ich schaue sie an.
"Wir sollten erst zu meinem Vater gehen, sonst ersticht er Gimli noch wenn er ihm im Gang begegnet."
"Niemand ersticht einen Zwerg!", brummt Gimli hinter uns.
"Und erst recht nicht so ein dahergelaufener Elbenkönig."
"Das ist genau der Grund warum mein Vater keine Zwerge mag", murmele ich, kann aber ein Schmunzeln nicht verhindern.
Über gewundene Äste gehen wir weiter, immer tiefer ins Herz des Palastes hinein und zu dem Thron, wo wir auch meinen Vater finden werden. Unwillkürlich werde ich unruhig und ein wenig nervös, denn ich habe keine Ahnung wie er auf unsere Rückkehr reagieren wird, oder auf Gimli.
"Ich bin bei dir", sagt Jedwiga da leise, greift nach meiner Hand und verschränkt unsere Finger miteinander. Ich drücke ihre Hand sanft, dann erklimmen wir die Stufen, die hinauf zum Thron führen.

So, ein neues Kapitel für euch :*
Ich hoffe dass es euch gefällt, denn voraussichtlich wird nur noch ein, eventuell zwei Kapitel kommen, denn danach ist diese Geschichte beendet. Ich will aber noch einen zweiten Teil schreiben, falls ihr Interesse daran habt ^^

Eine Frage, hättet ihr Spaß an so einem 20-Fakten-über-das-Buch-Ding? Oder Frage-Antwort? Sonst lasse ich es einfach so wie es ist :)

Danke fürs lesen und kommentieren! Über 7K reads ♥

Die Geschichte von JedwigaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt