Wiedersehen

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Auf dem Weg zur Festhalle lehnt sich Legolas ein wenig zu mir und flüstert an meinem Ohr:
"Du siehst übrigens bezaubernd aus."
Er zwinkert mir zu und ich erröte.
"Danke", murmele ich schüchtern und zupfe an meinem Kleid.
"Ich sage nur die Wahrheit."
Er lächelt mich warm an und wir gehen weiter.
Das Gefühl, dass Legolas und ich zusammen sind, ist unbeschreiblich schön, aber irgendwie kann ich es kaum glauben.
"Das kann doch nur ein Traum sein", murmele ich, doch Legolas hat es gehört.
"Das ist es nicht. Ich kann es auch kaum fassen, aber es ist echt. Deine Gegenwart erinnert mich daran."
Dann gelangen wir an die Türen zum Festsaal, aus denen warmes Licht strömt.
"Bereit?", fragt er, nimmt meine Hand und schaut mich fragend an. Ich schlucke und nicke.
"Ja. Mit dir an meiner Seite..."
Er lächelt, dann gehen wir zusammen durch die Türen ins Innere des Saales.
Jubel brandet auf, kaum dass wir die Schwelle richtig überschritten haben und mehrere Dutzend Elben applaudieren. Lachend schreiten wir durch die Menge zu Thranduil, der in der Mitte des Raumes steht und uns mit ernstem Blick beobachtet.
Ich verneige mich kurz und Legolas senkt den Kopf. Doch da tritt der König vor uns und legt jedem von uns eine Hand auf die Schulter, bei mir ganz bewusst nicht auf die linke. Mehr tut er nicht, nur ein Nicken, bei dem ein Lächeln seine Lippen umspielt, dann lässt er uns los und geht.
Da entdeckt Legolas plötzlich jemanden in der Menge und deutet unauffällig darauf.
"Schau mal, wer da ist."
Ich drehe den Kopf und meine Augen weiten sich vor freudiger Überraschung.
"Ada!"
Ich löse mich von Legolas und laufe durch die anderen Elben durch, die mir erschrocken Platz machen. Dann falle ich dem schwarzhaarigen Elben um den Hals und er nimmt mich sanft in den Arm.
"Meine Tochter."
Elrond hält mich fest und ich atme tief seinen vertrauten Geruch ein.
Es tut so gut ihn wieder zu sehen, und ich habe gar nicht bemerkt wie angespannt ich wegen seiner Abwesenheit war. Nun fällt diese ganze Angst, die ich im Unterbewusstsein um ihn hatte von mir ab und ich atme erleichtert durch. Dann löse ich mich von ihm und erblicke Arwen, die mich strahlend anlächelt.
"Ihr seid alle da", sage ich glücklich und umarme auch sie.
"Aber natürlich. Du hast nicht mehr geschrieben und wir haben uns schon Sorgen gemacht. Doch dann bekam Ada einen Brief von Thranduil, in dem er von deiner Verwundung berichtete und uns hierher bat. Es war wohl nicht klar, ob du überleben würdest", meint meine Schwester und ein Schatten legt sich auf ihr schönes Gesicht. Elrond legt ihr eine Hand auf die Schulter und schaut mich dann ernst an.
"Ich würde mir die Wunde gerne später ansehen, wenn du nichts dagegen hast."
"Nein, aber sie ist schon fast verheilt."
Da schaut mein Vater auf etwas hinter mir und ich drehe mich herum. Legolas ist zu uns getreten und wartet bis wir ihn bemerken. Ich lächle ihn an und er erwidert mein Lächeln ein wenig schüchtern und mit einem unsicheren Blick auf meinen Vater hinter mir.
"Legolas! Das hier ist mein Vater Elrond und das ist Arwen, meine Schwester. Ada, das ist Legolas, der Sohn von König Thranduil."
Legolas verbeugt sich vor Elrond und Arwen und stellt sich dann neben mich. Er greift unauffällig nach meiner Hand und verschränkt unsere Finger miteinander.
Doch Arwen bemerkt das und schaut mich ungläubig an, fasst sich aber wieder schnell. Einzig und allein ihr Blick spricht Bände und ich weiß jetzt schon, dass sie mich mit Fragen löchern wird sobald wir alleine sind.
Legolas räuspert sich.
"Herr Elrond, ich entschuldige mich dafür, dass ich eure Tochter nicht vor dem Pfeil des Orks bewahren konnte. Aber ich danke euch, dass ihr sie hierher geschickt habt, damit sie Bogenschießen lernen kann. Wäre es anders gekommen hätte ich sie nie kennengelernt."
Elrond betrachtet ihn ernst, doch dann umspielt ein Lächeln seine Lippen bis er schließlich fast grinst.
"Keine Ursache. Ich sehe, dass es ihr bei dir sehr gut geht."
Er bedenkt mich mit einem warmen Blick.
"Ihr zwei habt meinen Segen."
Ich schaue Legolas glücklich an und auch er sieht erleichtert aus.
"Danke Ada!"
Elrond lacht leise, dann schaut er zu Legolas.
"Trotzdem würde ich gerne ein Wort mit Legolas alleine wechseln, wenn das in Ordnung ist."
Ich nicke unsicher und lasse Legolas' Hand los.
"Bis später."

Legolas P.O.V.

Elrond sieht Jedwiga mit Stolz in den Augen an und bedeutet mir dann ihm zu folgen.
Wir entfernen uns ein wenig von der Hauptmenge, gehen ein Stück in einen Gang hinein und dann eine Treppe hinauf. Schließlich gelangen wir auf einen Gang über dem Festsaal, von dem aus wir alles überblicken können.
"Liebst du sie?", kommt Elrond sofort auf den Punkt und schaut mich durchdringend an.
"Ja, ich liebe sie. Mehr als alles andere."
Elrond schaut mir in die Augen und scheint etwas darin zu suchen. Als er es findet, seufzt er leise auf vor Erleichterung und tritt einen Schritt von mir weg.
"Das ist gut, denn auch sie liebt dich sehr. So sehr, dass es sie töten würde wenn du sie verlassen würdest und ich lasse es nicht zu, dass irgendjemand sie verletzt."
Ich nicke langsam und Elrond beruhigt sich wieder, bis er sanft lächelt.
"Ich habe sie nur selten so glücklich gesehen. Du tust ihr wirklich gut."
Die Wärme in seiner Stimme ist unüberhörbar und ich denke an Jedwigas leuchtenden, wunderschönen Augen, an ihr Lachen und ihr schönes Gesicht. Ich schaue über die Brüstung hinunter zu den Gästen und entdecke Jedwiga sofort.
Ihre braunen Haare glänzen matt und sie redet angeregt mit ihrer Schwester. Da schaut sie auf und nach kurzem Suchen sieht sie uns. Sie lächelt und winkt kurz, dann wendet sie sich wieder ihrer Schwester zu.
"Komm, wir gehen wieder zu ihnen", schlägt Elrond vor und ich laufe vor ihm her nach unten. Leise schleiche ich mich von hinten an Jedwiga heran, während Elrond sich zu Arwen stellt.
Diese bemerkt mich, lässt sich aber nichts anmerken. Doch Jedwiga scheint Arwens Blick bemerkt zu haben und ich höre Verwirrung aus ihrer Stimme.
"Ist da was?"
Da schlinge ich von hinten meine Arme um sie und sie zieht erschrocken die Luft ein.
"Buh", flüstere ich ihr ins Ohr und sie dreht den Kopf.
"Nicht was, sondern wer", lacht Arwen, als plötzlich mein Vater Thranduil zu uns tritt.
"Ich hoffe ich störe euch nicht", meint er mit einem Seitenblick auf mich und Jedwiga.
"Ganz und gar nicht, alter Freund", begrüßt Elrond ihn und Jedwiga legt eine Hand auf meine, die auf ihrem Bauch ruht. Ich drücke sie sanft, denn ich spüre ihre Anspannung. Aufmerksam schaue ich meinen Vater an während er weiterspricht.
"Ich wollte wissen, ob ihr bereit seid für das Essen?"
Er hebt fragend eine Augenbraue und schaut explizit uns beide an. Jedwiga dreht den Kopf und ich schaue sie an.
Ihre wundervollen blauen Augen huschen zwischen meinen hin und her, dann nickt sie.
"Aber natürlich, Ada", antworte ich stellvertretend für uns beide. Thranduil sieht erstaunt aus und erst jetzt registriere ich, dass ich ihn Ada genannt habe.
"Dann ist gut."
Er schaut Elrond an und es scheint so, als würden sie eine stillschweigende Übereinkunft treffen, dann wendet er sich ab und geht gemessenen Schrittes davon. Elrond folgt ihm.
"Komm, wir gehen auch", meint Jedwiga, doch ich mache keine Anstalten sie loszulassen.
Arwen grinst, dann dreht sie sich herum und geht ihrem Vater hinterher.
"Legolas, komm schon. Lass mich los", sagt Jedwiga lachend.
"Nö", gebe ich zurück, ziehe sie noch enger an mich und vergrabe meine Nase in ihren Haaren. Sie riecht so gut.
"Das ist schon süß, aber wir können die anderen doch nicht warten lassen."
Ich lache leise und sie kichert ein wenig.
"Ach, wirklich?", frage ich herausfordernd und sie lacht nun richtig.
"Was ist denn mit dir los? So kindisch kenne ich dich gar nicht."
Doch der Ton in ihrer Stimme macht deutlich, dass sie nichts dagegen hat.
"Ich bin einfach nur ich selbst, darüber hinaus bin ich überglücklich", flüstere ich an ihrem Ohr und sie erschauert leicht.
Mittlerweile sind die meisten Elben bereits aus dem Saal verschwunden und wir sind fast alleine. Da probiere ich etwas aus und lege meine Lippen sacht an ihre Ohrspitze. Ihre Reaktion kommt prompt: sie hält die Luft an und hält ganz still, während ich meine Lippen langsam ihr Ohr runter zu ihrem Ohrläppchen streichen lasse. Doch dann reiße ich mich von ihr los und sie atmet leise aus. Ich nehme meine Arme von ihr und sie nimmt meine Hand.
Dann gehen wir den Elben hinterher in den Speisesaal um am Essen teilzunehmen.

Die Geschichte von JedwigaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt