Jubiläum

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Der Abschied von meiner Familie ist relativ kurz und schmerzlos. Eine kurze Umarmung von Arwen, eine bei Elrond, winken bis ihre Pferde nicht mehr zu sehen sind und dann wieder in den Palast gehen. Es tut nicht so weh wie das erste Mal, was anscheinend auch daran liegt, dass Legolas jetzt da ist um mich zu trösten. Auch Goldon muss gehen, sein Vater wünscht ihn zurück an seinem Hof, und so bricht auch er auf.
Die Heilerin ist der Meinung, dass ich noch einen Tag warten soll bevor ich mein Training wieder aufnehme, was mir allerdings nicht so gut gefällt.
Legolas hat heute leider keine Zeit, da er wieder mit seinen Wachen auf Grenzpatroille gehen muss. Also habe ich die Aufgabe mich selbst zu beschäftigen. Die Bibliothek ist meine erste Anlaufstelle, dort kann ich mich den lieben langen Tag herumtreiben, ohne dass mir langweilig wird.
Am Abend findet mich Legolas dort, in einen gemütlichen Sessel gekuschelt, ein Buch auf dem Bauch, aber schlafend. So hat er es mir zumindestens erzählt.

So geht mein Leben im Düsterwald weiter, ich nehme mein Training zur Bogenschützin wieder auf und Legolas ist wieder mein Ausbilder.
Es ist klar, dass wir zwar in den ersten Stunden professionell trainieren, aber nach dem intensiven Training unternehmen wir sehr oft etwas zu zweit im Wald.
Auf den Grenzpatrouillen bin ich nun regelmäßiger dabei und lerne so die Grenzen und Gefahren des Waldlandreiches kennen.
Meinen Briefwechsel mit Arwen und Elrond pflege ich geflissentlich und nach den ersten Monaten besuche ich sie auch mal für eine Woche in Bruchtal. Allerdings kann Legolas nicht dabeisein, da sein Vater unbedingt will, dass er alles lernt was ein zukünftiger König wissen und können muss. Erst freue ich mich, dass ich offensichtlich nicht lernen muss, doch dann denkt sich Thranduil auch etwas für mich aus.
Ich bekomme die Geschichte des Waldlandreiches noch einmal gesondert eingetrichtert und Legolas bringt mir den Waldelben-Dialekt bei, damit ich die Wachen verstehen kann, wenn sie mit mir reden.
Alles in allem ist es eigentlich nicht schlimm, aber die Begründung des Königs nagt an mir:
"Als zukünftige Gefährtin meines Sohnes musst du dich auf die Aufgabe vorbereiten, ein Königreich zu führen."
Ich habe bisher noch gar nicht daran gedacht, aber es ist natürlich logisch. Legolas ist ein Prinz und wird irgendwann mal der König der Waldelben sein. Und ich bin seine Elbe, diejenige, die irgendwann neben ihm stehen und Königin sein wird. 'Was Ada dazu wohl sagen wird?'
Gleichzeitig macht mich der Gedanke, einmal die Gefährtin von Legolas zu sein unsagbar glücklich und auch irgendwie stolz.
Doch es gibt nicht nur gute Neuigkeiten. Immer mehr Orks treiben sich in den Wäldern herum und auch außerhalb des Waldlandreiches hören wir von Überfällen und seltsamen Geschehnissen. Der Schatten aus dem Osten zieht über die Jahre stärker herauf und jeder Elb, Mensch oder Zwerg spürt die Bedrohung. Das Gerücht geht um, dass der Eine Ring bald gefunden sein und dass der dunkle Herrscher Sauron sich wieder emporschwingen wird um ganz Mittelerde zu vernichten.
Was früher für mich eine Seltenheit war, nämlich das Töten von Orks, wird nun zur Regel. Jedes Mal wenn das Horn ertönt, werden einige Elben ausgesandt um die Kreaturen zu töten, dabei handelt es sich auch um Spinnen nicht nur um Orks. Anfangs will Legolas mich noch aus jedem Kampf raushalten, aus Angst dass ich erneut verwundet werde, doch nachdem ich den Wachen einmal gefolgt bin, lässt er es zu. Aber immer nur mit ihm zusammen, darauf besteht er und das kann ich ihm beim besten Willen nicht ausreden.
"Ich ertrage den Gedanken nicht im Palast zu sitzen und darauf zu warten, ob du wiederkehrst oder nicht."

So ziehen die Jahre dahin, der Sommer folgt dem Frühling, der Frühling dem Winter und der Winter dem Herbst. Thranduils Krone wird mit jeder Jahreszeit neu gefertigt, mal mit Beeren und roten Blättern, dann mit Blüten, grünen Blättern oder weißen Beeren.
Ich bemerke kaum, dass die Zeit überhaupt voranschreitet, bis Legolas eines Tages freudestrahlend auf mich zukommt und mir ein kleines Päckchen gibt.
"Das ist für dich", flüstert er an meinem Ohr und schaut mir über meine Schulter hinweg zu, wie ich behutsam die Schnur löse und neugierig das Päckchen öffne.
Wir stehen im Garten des Palastes unter einem wunderbaren, großen Baum mit vielen Ästen, die Sonne scheint warm auf uns herab und es ist angenehm hier.
In dem Päckchen liegt ein kleines Holzkästchen und als ich es öffne, sind darin zwei schmale, silberne Ringe eingebettet. Sie sehen so aus, als bestünden sie aus zwei Strängen, die umeinander herumgewunden sind und von zwei geraden Linien eingefasst werden.
Der eine ist etwas größer als der andere, mit einem einzelnen, kleinen, weißen Edelstein in der Mitte. Der kleinere hat sogar drei winzige weiße Steine in der Mitte, aber beide glänzen im Licht der Sonne.
Ich reiße vor Staunen die Augen auf und kann einen überraschten Ausruf nur gerade so unterdrücken.
"Legolas, ist das etwa... ?", frage ich ihn mit vor Rührung zitternder Stimme. Da tritt er vor mich, nimmt mir das Kästchen aus der Hand und schaut mir tief in die Augen.
"Jedwiga. Ich liebe dich mehr als alles andere auf dieser Welt. Schon oft habe ich mir vorgestellt, wie es wäre mit dir an meiner Seite mein Leben zu verbringen, und jetzt wage ich den ersten Schritt dorthin."
Er holt tief Luft.
"Willst du meine Frau werden und dein Leben mit mir verbringen? Du bist die Richtige für mich, ich könnte mir niemanden sonst an deinem Platz vorstellen. Möchtest du die Mutter meiner Kinder werden und die Königin an meiner Seite? Willst du mich, Legolas Grünblatt, heiraten und lieben?"
Ich lege eine Hand vor meinen Mund und ein Strahlen breitet sich auf meinem Gesicht aus.
"Ja! Ja, oh ja. Auf jeden Fall, sofort!", bringe ich hervor und Freudentränen bilden sich in meinen Augenwinkeln.
Für einen Augenblick ist die Bedrohung aus dem Osten vergessen und ich vergesse auch alles andere um mich herum. Jetzt ist nur Legolas wichtig.
Dieser strahlt nun auch vor Glück, nimmt den kleineren Ring aus dem Kästchen und steckt ihn mir liebevoll an den Ringfinger meiner linken Hand.
Überwältigt starre ich auf den schmalen silbernen Ring an meinem Finger, der perfekt passt und kann es noch gar nicht richtig fassen. 'Er hat mir gerade einen Heiratsantrag gemacht! Mir, Jedwiga, Tochter von Elrond!' Doch dann stecke ich Legolas den anderen Ring an seinen Finger und falle ihm überglücklich um den Hals. Er wirbelt mich lachend im Kreis herum und setzt mich sanft ab. Seine Hände legen sich an meine Taille, er neigt den Kopf leicht zur Seite und küsst mich lächelnd.
Die Glücksgefühle in mir machen mich schwindelig und ich habe das Gefühl zu schweben. Einzig und allein Legolas' Arme halten mich davon ab.
Schließlich lösen sich seine Lippen von meinen und er schaut mich mit leuchtenden Augen an. Ich kann seinen Herzschlag unter meiner Hand spüren, er ist vor Aufregung schneller als normal. Wahrscheinlich ist das bei mir genauso.
"Ach ja, und heute ist auch noch dein Jubiläumstag. Du bist heute vor exakt zehn Jahren hier angekommen", meint Legolas leise und ich lächle. Wenn ich daran denke, wie anders ich damals noch war, muss ich fast lachen. Vor zehn Jahren hätte ich es nie für möglich gehalten, dass der Prinz des Düsterwaldes mit mir zusammenkommt und sich mit mir verlobt. Ich hätte es generell nicht für möglich gehalten, überhaupt mit einem Mann eine Freundschaft oder ähnliches zu führen.
"Hast du das hier geplant?", frage ich Legolas liebevoll und er lacht leise.
"Irgendwie schon. Ich war furchtbar nervös, da ich nicht wusste wie du reagieren würdest."
Diese Aussage überrascht mich.
"Was hast du denn gedacht, wie ich reagiere?"
Er zuckt mit den Schultern.
"Ehrlich gesagt weiß ich es nicht wirklich. Ich hatte nur Angst, dass du mich vielleicht nicht willst. Aber dies war unnötig."
Dann küsst er mich erneut und zieht mich an sich.
Nach einer Weile werden wir von einem Bediensteten gestört, der uns etwas mitteilt und dabei sichtlich geknickt darüber ist, dass er diesen schönen Moment unterbrechen muss.
"Verzeiht mein Herr Legolas, aber es wurden erneut Orks an der Grenze gesichtet und die Wache benötigt eure Verstärkung", meldet er und tritt unruhig von einem Fuß auf den anderen. Legolas seufzt leise, strafft die Schultern und antwortet mit fester Stimme:
"Ich werde gleich am Tor sein."
Der Bedienstete nickt und zieht sich eilig zurück.
"Tut mir leid", murmelt Legolas und streichelt mit einer Hand über meine Wange.
"Ich verspreche dir, ich bin so schnell wie möglich wieder bei dir."
"Kann ich nicht mitkommen?", frage ich ihn, doch er schüttelt liebevoll lächelnd den Kopf.
"Nein, Liebste. Heute nicht."
Langsam löst er sich von mir und geht dem Bediensteten hinterher, doch da dreht er sich plötzlich herum, kommt mit großen Schritten auf mich zu und küsst mich noch einmal. Dann ist er verschwunden und ich stehe alleine im Garten.
Erst bin ich ein wenig enttäuscht, doch dann senke ich den Blick und betrachte glücklich den Ring an meinem Finger.

Hallo Leute! Na wie geht's euch so? Ich hoffe euch gefällt das Kapitel, mir persönlich hat es viel Spaß gemacht es zu schreiben :3
Vielleicht haben es schon manche bemerkt, aber ich habe alle Kapitel bis jetzt noch einmal überarbeitet und kleine Dinge geändert oder hinzugefügt. Mal sehen wer alles findet ;)
Oben sind die Ringe abgebildet, ich bin noch nicht so gut im Bilder bearbeiten, daher entschuldigt das bitte ^^
Ach ja, Riesen Dankeschön nochmal für 1,2 K reads! Das ist Klasse!
Bis bald

Die Geschichte von JedwigaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt