Musik, Tanz und Schmerz

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Jedwiga P.O.V.

Im Speisesaal sind heute drei lange Tische so aufgestellt worden, dass sie ein großes "U" formen, mit den wichtigsten Personen in der Mitte.
Thranduil sitzt auf einem kunstvoll verzierten Stuhl mit hoher Lehne, daneben sitzt Legolas zur einen, und ich zur anderen Seite. Neben mir sitzt außerdem noch mein Vater Elrond und dann Arwen. Auf Legolas' anderer Seite sitzt der zweite Anführer der Wache und danach noch einige Elben, die ich nicht kenne.
Als Legolas und ich hereinkommen und sehen, dass wir getrennt sitzen sollen, führt er mich zu meinem Stuhl und gibt mir einen Kuss auf die Wange. Dann setzt er sich auf Thranduils andere Seite und das Essen beginnt.
Während der ganzen Zeit lache ich, spreche mit Elrond, Arwen oder auch mit Thranduil, und fühle mich gut. Die Speisen sind vorzüglich und es wird Wein ausgeschenkt. Ich lehne allerdings dankend ab, aber Legolas wird von seinem Vater dazu überredet einen Becher davon zu trinken. Elrond kostet den Wein ebenfalls, doch Arwen und ich bekommen beide Wasser oder einen süßen, köstlichen Saft. Die Atmosphäre im Raum ist ausgelassen, aber friedlich. 'Ich hätte nie gedacht, dass Feste von König Thranduil so lustig sein können.' Immerhin ist er nicht unbedingt dafür bekannt, besonders witzig zu sein.
Nach einer Stunde hat Legolas seinen Becher mit Wein erst zur Hälfte geleert und ist zu Wasser übergegangen. Als ich seinen Blick auffangen kann, hebe ich fragend die Augenbrauen. Er verzieht das Gesicht und deutet Kopfschüttelnd auf den Becher. Ich grinse.
Nach einer weiteren halben Stunde wird mir ein wenig langweilig und ich würde am liebsten zu Legolas laufen und mich auf seinen Schoß setzen, so wie gestern Abend.
Doch da erhebt Thranduil sich und führt die ganze Gesellschaft hinaus aus dem Saal. Legolas muss ihm schnell folgen und ich schaffe es nicht, zu ihm zu gehen denn da ist schon eine Gruppe von Elben in meinem Weg. Stattdessen gehe ich neben Elrond her und Arwen gesellt sich zu meiner anderen Seite. Fröhlich unterhalten wir uns.
"Was ist eigentlich mit diesem Menschen, Aragorn?", frage ich sie mit einem Grinsen und sie errötet.
"Er hat... wir haben... naja, er hat mich geküsst. Doch dann, einige Tage später ist er losgezogen um als Waldläufer seine Bestimmung zu vergessen."
Sie senkt ein wenig betrübt den Kopf und ich berühre sie sanft an der Schulter.
"Das tut mir leid für dich", sage ich mitfühlend und muss unwillkürlich daran denken, wie es mir gehen würde, wenn Legolas jetzt weggehen würde. Es versetzt mir einen Stich daran zu denken und ich unterlasse es sofort.
Arwen hebt den Kopf und schaut mich traurig lächelnd an.
"Das ist schon in Ordnung, er meinte zu mir, dass er auf jeden Fall wieder zurückkommen wird. Nur wann hat er nicht gesagt."
Da betreten wir einen riesigen Saal, an dessen Decke zwei große Kronleuchter hängen und warmes, gelb-orangenes Licht verstrahlen. Auf einer Empore steht eine Gruppe von Musikern und beginnt Tanzmusik zu spielen. Sofort finden sich einige Elben zu Paaren zusammen und tanzen auf der Tanzfläche in der Mitte.
"Wollen wir auch?", frage ich meine Schwester, doch sie schüttelt den Kopf.
"Nein, danke. Außerdem scheint bereits jemand anderes diese Idee gehabt zu haben."
Ich drehe mich herum und da steht Legolas vor mir, grinsend und hält mir eine Hand hin.
"Darf ich bitten?"
Ich lege meine Hand in seine und lächle.
"Aber natürlich."
Ich werfe Arwen einen letzten aufmunternden Blick zu, bevor Legolas mich mit sich auf die Tanzfläche zieht. Dort beginnen wir zum Takt der Musik zu tanzen und ich muss feststellen, dass Legolas ein exzellenter Tänzer ist.
Nach einer Stunde wird Legolas für einen Tanz von meinem Vater abgelöst, und fordert stattdessen Arwen auf.
Dieses Mal nimmt sie an und wir tanzen alle nebeneinander.
Dann kommt ein Tanz, bei dem man öfter den Partner tauscht und mehr Elben kommen auf die Fläche. Zu meiner Enttäuschung gelange ich nie wenn es einen Paarwechsel gibt zu Legolas, bis ganz am Schluss.
Wir kommen zueinander, er legt seine Hand auf meinen Bauch und ich meine auf seinen, dann gehen wir im Takt der Musik umeinander herum. Normalerweise ist die Berührung nur angedeutet, da man meistens den jeweiligen Tanzpartner nicht gut genug kennt, aber bei Legolas und mir nicht.
Während wir umeinander herumgehen schauen wir uns tief in die Augen, sofern das möglich ist.
Dann endet die Musik, Legolas zieht mich sanft an sich und küsst mich sacht auf den Mund. Sofort ist das Kribbeln in meinem Bauch wieder da und ich lege automatisch meine Hände auf seine Schultern. Dann lösen sich unsere Lippen und ein paar Elben klatschen kurz, doch nicht lange, denn dann beginnt der nächste Tanz und wir tanzen weiter.
Es ist eine ruhige, langsame Musik, zu der man eher nicht tanzen kann. Doch wir bleiben auf der Tanzfläche, Legolas' Hände an meiner Taille und meine Hände auf seinen Schultern, und schaukeln ein wenig von einer Seite zur anderen.
Müde lehne ich meinen Kopf gegen seinen und schließe die Augen.
"Möchtest du vielleicht ins Bett gehen?", fragt er mich leise und ich nicke.
"Es war wirklich ein wundervoller Tag, aber ich bin unglaublich müde. Und Elrond will unbedingt noch nach meiner Wunde schauen."
Er nickt, legt mir einen Arm um die Schultern und führt mich zum Ausgang.
Auf dem Weg nickt er Elrond und freundlich zu, dann verlassen wir den Festsaal. Sanft dirigiert Legolas mich in Richtung meines Zimmers, da ich vor lauter Müdigkeit meine Augen nicht mehr richtig aufhalten kann.
Plötzlich schießt ein heftiger Schmerz durch meine linke Schulter und ich keuche auf.
"Jedwiga! Was ist?", fragt Legolas besorgt, doch da knicken meine Beine unter mir weg und er fängt mich auf. Der Schmerz strömt in Wellen durch meinen Körper und ich kann ein Wimmern gerade noch so zurückhalten.
Mit Panik in den Augen hebt Legolas mich mühelos auf und eilt zu meinem Zimmer. Er stürmt hinein, legt mich sanft auf meinem Bett ab und streicht mit einer Hand über meine Wange.
"Halte durch, ich hole deinen Vater", flüstert er und ich nicke, doch dabei entweicht ein schmerzvolles Stöhnen meinem Mund. Sofort ist Legolas verschwunden und ich liege alleine auf meinem Bett. Der Schmerz wird immer stärker und ich beiße die Zähne zusammen um nicht zu schreien. 'Ich habe doch nichts gemacht, oder?' Da übermannt mich eine erneute Welle des Schmerzes und ich packe mir an die Schulter. Sie ist so heiß, dass ich es unter dem Stoff und dem Verband fühlen kann.
Da stürmt Elrond zur Tür herein und kniet sich neben mir aufs Bett.
"Jedwiga, was ist passiert?"
"Ich weiß nicht, Ada", wimmere ich vor Schmerz und schreie leise, als er meinen linken Arm bewegen will. Legolas kommt zu mir auf die andere Seite und streichelt mir über die Haare.
Ich kann seine Panik spüren und würde ihm gerne versichern, dass es nichts schlimmes ist, aber da bin ich mir nicht so sicher. Meine Schulter scheint in Flammen zu stehen und sich immer weiter auszubreiten.
"Wir brauchen ein Messer und heißes Wasser", ordnet Elrond an und Legolas eilt los um die Dinge zu besorgen. Währenddessen versucht mein Vater mich zu beruhigen, doch ich bekomme Angst.
"Wozu das Messer?!", frage ich panisch, doch Elrond legt mir eine Hand auf die Stirn.
"Ich muss das Kleid auftrennen, und den Verband noch dazu."
Da kommt Legolas wieder zurück zu uns und reicht Elrond die gewünschten Dinge. Behutsam zerteilt er mit dem Messer mein Kleid und auch den Verband.
Geschockt starrt Elrond auf meine Schulter, doch als er sie berühren will, bäume ich mich auf und schreie vor Schmerzen. Mein Blickfeld wird an den Rändern kurzzeitig schwarz und ich drohe das Bewusstsein zu verlieren.
"Legolas, du musst sie nun gut festhalten", sagt mein Vater mit fester Stimme und nimmt das Messer wieder zur Hand.
"Was habt ihr vor?", fragt Legolas, hält mich aber mit eisernem Griff fest.
"Das Gift ist noch in ihrem Blut, wir müssen es da raus bekommen."
Zu mir gewandt sagt er mit sanfter Stimme:
"Verzeih mir, dass ich dies tun muss, aber sonst stirbst du."
Dann setzt er das Messer auf meine Haut und ich schreie.

Die Geschichte von JedwigaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt