96°𝕂𝕚𝕟𝕘*

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Erst der Schuss, der sich in ein unausstehliches Brennen in meiner Brust entwickelt.
Das Blut, das zwischen meinen Fingern durchsickert.
Und dann sie, Lolas ohrenbetäubendes Geschrei, während ich kraftlos zu Boden falle.

Es ist die Angst in ihrer Stimme, die mein Herz wie wild hämmern lässt.
Nicht der Schmerz.
Nicht meine eigene Angst vor dem Tod.
Keine Sekunde lang denke ich über mein eigenes Ableben nach den ich würde es mir niemals verzeihen hätte es sie getroffen.

Ihr Gesicht ist es, das ich in jeder Bruchsekunde vor mir sehe, in der ich mit dem sicheren Tod rechne.
Lolas Blick spiegelt all das wider.
Sie glaubt mich verloren zu haben und sie ist völlig verzweifelt, weil sie mich nicht retten konnte, und trotzdem würde ich mein Leben wider für sie opfern.

Ein gleichmäßiges Geräusch ist zu hören, dass mir den Schlaf raubt.
Ich will die Augen öffnen, kämpfe mich mit der ganzen restlichen Kraft in mir zurück ins Leben, zurück zu ihr.
Sie darf nicht nochmal den Schmerz von Verlust spüren.
Nicht noch einmal und meinetwegen.

Die Umgebung ist verschwommen, sobald sich meine Augenlider öffne, doch nach einigen malen blinzeln erkenne ich die Umgebung.
Ich liege im Krankenhaus, dem Krankenzimmer zu folge auf der Überwachungsstation.

Das nervige Geräusch ist wieder zu hören und ein Blick auf den Überwachungsmonitor gibt mir zur Kenntnis das es meine Werte und Herzrhythmus überwacht.
So schnell werde ich es also nicht los.
Und dann sehe ich sie direkt in meinem Blickfeld, schlafend auf dem Sessel, umklammert fest die Jacke um sich, ob es ihr einziger Halt im Moment ist.

Erleichtert möchte ich seufzen als mir das Atmen schwerfällt und den unangenehmen Schlauch in der Nase spüre.
Was ist verdammt nochmal mit mir passiert?

»Es hat deine Lunge erwischt«, erklingt die Stimme, die ich am wenigsten hier erwartet hätte.

Coleman taucht im Türrahmen auf und schließt leise die Tür hinter sich.
Er hält ein Glas Wasser in der Hand, dass er neben mir auf die Ablage des Bettes stellt.

»Ich rufe mal die Ärzte damit die dich untersuchen können und dir den Tubus entfernen«, tuschelt er und drückt beiläufig auf den Taster für die Pfleger.

Ich versuche zu sprechen, zu fragen, was er überhaupt hier macht, jedoch verschlucke ich mich fast am Schlauch.

»Warte, bis die Ärzte da sind, mit dem Ding kannst du nicht reden«, erklärt er weiter und ich verdrehe innerlich die Augen.

Es muss mitten in der Nacht sein, den die Schritte im Gang sind laut und deutlich zu hören.
Die Tür schwingt langsam auf und es treten drei Pfleger und ein Arzt ein.

»Sie sind wach«, überrascht schaut der Arzt mich verwundert an.

Er greift nach dem Klemmbrett am Bettende und liest sich flüchtig meinen letzten Stand durch.

»Sie können von Glück reden, dass sie noch leben«.

Kann ich mir denken.
Ich kann mich nur an Lolas Schrei erinnern, was danach passiert ist weiß ich nicht mehr, doch der Verband um meine Brust erzählt bereits die Hälfte der Geschichte.

»Es wäre vom Vorteil, wenn sie ihm den Tubus aus der Nase ziehen und anders beatmen«, spottet Tyler dem Arzt entgegen, indem er ihn unterbricht und erntet einen bestürzten Gesichtsausdruck vom Doc.

Die Pfleger schauen sich untereinander an und wechseln schweigend Worte.
Was auch immer sie über Tyler denken: ich denke genau dasselbe.

Es kribbelt in der Nase als sie das Rohr herausziehen und gegen einen Beatmungsschlauch tauschen.
Mein Hals fühlt sich staubtrocken an und kratzt.
Das scheint einer der Pfleger zu bemerken und hält mir das Glas von Coleman mit einem Strohhalm hin, um zu trinken.

GangbattleWhere stories live. Discover now