50°

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⊱Wir müssen reden⊱

Stand in der Nachricht von Gabe, die er mir heute Morgen geschickt hat. Ich hatte geplant, meinen Tag damit zu verbringen, einen Plan zur Rettung von Jason zu entwickeln, doch Gabe bestand darauf, dass ich komme, ohne mir zu verraten, was genau der Grund ist.
Widerwillig quälte ich mich aus dem Bett und bereitete mich auf den Tag vor. Emelie war schon zur Uni aufgebrochen, als ich mich auf den Weg zu Daniel machte. Nach einem kurzen Stopp beim Bäcker parkte ich den Wagen auf der offenen Einfahrt seines Anwesens.

Zunächst schien jemand da zu sein, doch zu meiner Überraschung war das Haus still und leer, als ich eintreffe. Ich gehe direkt durch das Haus in den Garten, um eine Zigarette zu rauchen, während ich auf Gabe wartete.

Die warme Sonne küsste meine Haut, während ich mich auf einen der Gartenstühle niederlasse, sodass jede Faser meines Körpers sich mit Wärme füllt. Das Zwitschern der Vögel ist die einzige Geräuschkulisse.
In dieser Stille kann man leicht dem Alltag entfliehen. Hier, vollständig abgeschirmt von der Außenwelt durch die hohe Mauer am Ende des Grundstücks und den dichten Wald dahinter, fühlt sich alles friedlich an. Das Efeu, das die graue Mauer bedeckt, gibt dem Ganzen ein lebendiges, weniger trostloses Aussehen.

»Kleines«, unterbricht Gabe meine Gedanken, als er durch die Terrassentür kommt. Er reicht mir eine Flasche Wasser, bevor er sich neben mich setzt. Ich zieh ein letztes Mal an der Zigarette und drücke sie dann im Aschenbecher aus, genieße noch einen Moment die beruhigende Ruhe, bevor ich mich auf das bevorstehende Gespräch konzentriere.

»Was ist so dringend, dass du mich aus dem Bett holen musstest?«, fragte ich, leicht genervt, da ich lieber noch eine Stunde im Bett geblieben wäre. Doch irgendetwas in Gabes Miene lässt mich ahnen, dass es ernster ist, als zunächst angenommen.

Ich richtete meinen Blick erwartungsvoll auf ihn.

»Ich möchte mit dir über Jason reden«, beginnt er vorsichtig, als wolle er sicherstellen, dass ich die Tragweite seiner Worte verstehe.

Gabe möchte alles wissen und mit allem, meint er wirklich jedes einzelne Detail von Anfang an.

»Ich habe ihn zum ersten Mal beim Autorennen kennengelernt. Er hat mich angesprochen, gerade als Luca und ich eine Auseinandersetzung hatten«, erinnere ich mich an den Tag, als ich völlig aufgelöst war und ein Fremder mich auf meine Beziehungskrise aufmerksam machte.
Ab diesen Moment hatte sich alles geändert.

»Moment, er hat dich angesprochen, nicht umgekehrt?«, erkundigt sich Gabe und hebt eine Augenbraue.

Irritiert antworte ich mit einem: »Ja.«

»So ein Mistkerl«, murmelt Gabe und fährt sich frustriert durchs dunkle Haar.

»Es gibt gewisse Gründe, warum du nie jemanden von den Kills gesehen hast. Tyler wollte dich vor ihnen schützen. Er hat Luca beauftragt, auf dich aufzupassen, damit dir keiner von ihnen zu nahekommt. Es gab nämlich eine Person, die es besonders auf dich abgesehen hat, und das war Jason«, erklärt er mir, und das Rätsel in meinem Kopf wurde immer größer.

»O-okay«, ziehe ich das Wort in die Länge, um zu zeigen, dass ich nicht ganz folgen kann.

Ich habe mich immer gefragt, warum ich die Black Kills nie zu Gesicht bekommen habe, und jetzt weiß ich warum, auch wenn der Grund dafür nicht wirklich plausibel erscheint. Ich muss Jason dazu befragen.

»Aber das ist nicht das, worauf ich hinauswollte. Eigentlich wollte ich wissen, seit wann ihr...», er bricht ab, sucht nach den richtigen Worten, »...es miteinander treibt.«

Meine Wangen beginnen zu glühen, denn etwas Peinlicheres gibt es kaum, als über mein Sexleben zu sprechen.

»Wir haben erst vor zwei Tagen angefangen, seit wir in Cleveland waren. Da ist eine gewisse Spannung zwischen uns, die ich mir selbst nicht erklären kann«, erinnere ich mich. Vor unserem ersten Kuss ist es verrückt zu denken, dass wir uns in all der Zeit nicht nähergekommen sind.

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