44°

6.8K 282 12
                                    

Er sieht zu mir auf, mit Vorsicht in seinen Augen, als ob er befürchtet, jemand könnte mir gefolgt sein. Ich kann nur spekulieren, was sie ihm angetan haben oder warum er hier ist, gefesselt und verängstigt.

Der Anblick von Jason hier, in dieser düsteren Umgebung, wirft so viele Fragen auf, die in meinem Kopf herumwirbeln.

Warum hat er mich nach Cleveland mitgenommen, mir Vorgeworfen einer möglichen Zukunft zwischen uns, nur um mich dann abrupt fallen zu lassen?
War ich ein Zeitvertreib?
Was habe ich falsch gemacht, dass ich es nicht wert bin, festgehalten zu werden?
Und was zum Teufel hat er getan, um von Tyler hierher gebracht zu werden?

Diese Fragen drängen sich mir auf, jedes einzelne Wort wie ein brennendes Feuer, das darauf wartet, ausgesprochen zu werden. Doch als ich meinen Mund öffne, um die Worte freizulassen, die mir auf der Seele brennen, finde ich mich unerwartet stumm. Meine Kehle ist trocken, verschlossen durch den Schock dieses unerwarteten Wiedersehens, das meine ganze Welt ins Wanken bringt.

»Lola«, die kalte, autoritäre Stimme meines Bruders Tyler hinter mir lässt mich erstarren. Jedes Wort durchdringt die beklemmende Stille wie ein scharfer Dolch.

»Du weißt, ich mag es nicht, wenn du dich in meine Angelegenheiten einmischst.«

Seine Worte hängen schwer in der Luft, und obwohl ich ihn nicht sehen kann, spüre ich die drohende Gefahr, die von ihm ausgeht. Die Angst, dass er Jason Schaden zufügen könnte, lähmt mich, und ich wage es nicht, mich umzudrehen.

»Was macht er hier?«, finde ich endlich meine Stimme wieder und blicke direkt in Jasons Augen, in der Hoffnung, er könnte mir eine Erklärung geben.

»Das geht dich nichts an, Schwesterchen. Und jetzt geh nach oben, bevor ich dir dasselbe antue wie ihm«Tylers Stimme ist hart und unerbittlich.

Die Furcht kriecht kalt meinen Rücken hinunter, und ich spüre, wie jeder Muskel sich anspannt. Ich will widersprechen, will meinen Bruder zur Rede stellen, doch die stumme Kommunikation von Jason hält mich zurück. Sein fast unsichtbares Kopfschütteln und das leise Nicken zur Tür sind klare Signale.
Er will, dass ich mich in Sicherheit bringe.

»Verschwinde jetzt«, knurrt Tyler, packt mich unsanft an der Schulter und schiebt mich zur Tür. »Mit dir beschäftige ich mich später«, warnt er mich, bevor er die Tür zuschlägt und mir den Anblick von Jason raubt.

Ich bleibe einen Moment angewurzelt stehen, das Echo der Tür, die ins Schloss fällt, hallt noch in meinen Ohren nach. Mein Körper zittert vor Angst und Wut, und jedes dumpfe Geräusch, das aus dem Keller nach oben dringt, treibt mir einen weiteren Stich ins Herz.

Die Vernunft schreit mich an, zu gehen, sich in Sicherheit zu bringen, aber meine Füße bewegen sich nicht. Tyler hatte gedroht, mir das Gleiche anzutun wie Jason, falls ich nicht verschwinde. Ich darf nicht zeigen, wie tief mich das alles trifft, zeigen das ich mit diesem Mann mehr Kontakt hatte als ich eigentlich sollte.

Schwer atmend raffe ich mich endlich auf und zwinge mich, die Treppe hinaufzusteigen.

Oben an der Treppe steht Luca, seine Arme verschränkt und wartet offensichtlich auf mich.

»Ich dachte schon, ich müsste runterkommen, um dich zu holen«, erwähnt er verärgert und zieht mich die letzten Stufen hoch.

„Hast du Ty runtergeschickt?", frage ich, während er mich vor sich herschiebt.

„Natürlich, ich lasse dich doch nicht allein mit jemandem wie King." Luca spricht, als wäre Jason ein Monster, nicht der Mann, der mir mehr bedeutet, als ich zugeben möchte.

Wie können zwei so verschiedene Männer beide einen solchen Einfluss auf mich haben? Luca, der immer da ist, fest und beständig, und Jason, der mysteriöse Fremde, der mein Leben wie ein Sturm betreten und es ebenso schnell wieder verlassen hat.

GangbattleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt