6°Late Night

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Der Nachtclub ist zu dieser Zeit gut besucht.
Die Menge ist wild am Tanzen, der Barkeeper schenkt Drinks aus und lächelt immer wieder charmant durch die Runde.
Der DJ spielt die neusten Beats ab, die ohrenbetäubend durch die Bässe dröhnt.
Der Geruch von Alkohol, Schweiß und Sex schwebt in der Luft.

Ich habe mich in das engste Kleid gesteckt, das in meinem Besitz ist, leger, elegant und sexy.
Der Dresscode ist sehr hoch geschnürt, um in den bekanntesten Nachtclub Clevelands Einlass zu bekommen.
Das Late Night.

Der Club hat ein hohes Ansehen in der Stadt, weswegen die High Society ihr anwesend hier treibt, um mit dessen Reichtum zu protzen.
Junge Kerle, die nie einen Finger gekrümmt haben und ihre widerliche Art Frauen anzumachen.
Frauen ohne Begleitung sind also ihrem Schicksal ausgeliefert.
Weswegen sich die Edelnutten hier verkaufen, um hohen Profit zu schlagen.

Mit siebzehn hat mich Colline und Luca einmal hierher mitgenommen und mir drei oder auch vier Gläsern angedreht.
Damals war ich auch noch naiv genug, um ihnen etwas zu beweisen und hatte das alles mit mir machen lassen.
Am Ende hatten beide mich mit irgendeinem fremden Typen allein gelassen, um sich mit anderen Frauen zu beschäftigen.
Ich hatte Glück, dass dieser Kerl sich nicht an mich vergreifen wollte und auch Tyler anrief, um mich aus meiner Qual zu befreien.

Die Erinnerung an diesen Abend ist zwar schwach, aber in dieser Nacht hatte ich den richtigen Luca Cooper gesehen, ich war nur zu dumm, um zu verstehen, wie er wirklich ist.

Zum dritten Mal, seitdem ich hier bin, werde ich seitlich von einem jungen Kerl angesprochen und auf ein Getränk eingeladen.
Er ist frische achtzehn geworden, das sehe ich an den kindlichen Gesichtszügen und seiner Gruppe an Freunden, die das Szenario neugierig beobachten.

»Nein, danke«, ich lehne freundlich ab und wende mich meinem Glas zurück.

Der junge Kerl gibt sich jedoch nicht mit meinem Nein zufrieden und startet einen nächsten Versuch.
Er lehnt sich lässig gegen die Tresen, präsentiert mir so die teure Luxusuhr an seinem Handgelenk.
Er möchte mich mit seinem Eigentum beeindrucken und ich kann mir ein kleines Schmunzeln nicht verkneifen.

»Wie wäre es, wenn du dir eine Lady in deinem Alter suchst?«, schnurrt eine tiefe Stimme von hinten.

Eine Hand legt sich von hinten um mich und ich sehe in das beängstigte Gesicht des Achtzehnjährigen.

Der verführerische Duft von Zedernholz und Vanille steigt mir in die Nase und ich vergesse augenblicklich die fremde Hand an meiner Schulter.
Dieser Mann klingt nicht nur gutaussehend, sondern riecht auch so.

»Ich wusste nicht, dass sie zu ihnen gehört«, rechtfertigt er sich mit zittriger Stimme.

»Verschwinde«, abfällig winkt er den Kerl fort und ich bereite mich darauf, vor ihm genauso einen Korb zu geben, wie den jungen Burschen.

Ich drehe mich zu ihm, bereit ihm Worte an den Kopf zu werfen als ich in bekannte braune Augen sehe, die mir schonmal begegnet sind und ich sie den ganzen Abend gesucht, aber nicht gefunden habe.
Jason King.

»Was machst du hier? Solche Clubs sind nicht für dich, wenn du keine Begleitung hast«, er zieht neugierig eine Augenbraue nach oben und starrt mich emotionslos an.

»Jetzt habe ich eine, ich habe nach dir gesucht«.

Meine Worte lassen seinen Mundwinkel kurz aufzucken.
Damit hat er wohl nicht gerechnet.

»Dann sollten wir an einem Ort, wo es privater ist«, flüstert er mir ins Ohr und meine Nackenhaare stellen sich auf.
Nicht, weil er mich anmacht, sondern die schmutzige Andeutung, die aus seinen Lippen kommt.

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