15°

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Blut klebt an seine aufgeplatzten Handknöcheln.
Er mustert die flüssige Substanz die langsam über seine Haut gleitet.
Mit der anderen Hand steckt er sich die Zigarette zwischen den Lippen, die er in perfekten Ringen raucht.
Sein dunkler Blick richtet sich auf mich, stoßt sich von der Wand ab, an der er vor kurzem noch lehnte und mit langsamen Schritten auf mich zu kommt.
Seine Aura strahlt etwas bedrohliches aus,  jedoch spüre ich keine Gefahr von ihm auskommen.
Im Gegenteil: die Anziehungskraft die uns beiden zusammen geführt hat.  
Die Zigarette schmeißt er zu Boden, die er mit den Stiefeln ausdrückt bevor er vor mir zum stehen bleibt und mich an der Jacke näher zu sich zieht.
Sein Kopf versenkt sich in meiner Halsbeuge, eine Gänsehaut bildet sich, als sein heißer Atem meine Haut streift.

»Was hast du gemacht?«.
Ich versuche der Versuchung zu entkommen, ihm nicht zu verfallen, umfasste vorsichtig seine verletzte Hand und begutachte die kleinen Schrammen an seinen Knöcheln.
Ein schmerzhaftes seufzen kommt aus seiner Kehle.
»Lass das«, brummt er und entzieht sich mir.

»Was hast du gemacht?«, frage ich erneut, mit der Hoffnung das er mir dieses Mal eine Antwort geben wird.
»Etwas was ich schon lange hätte tun sollen.«

••••

»Erde an Lola, hörst du mir überhaupt zu?«.
Die genervte Stimme von Gabe holt mich zurück in die Realität und ich schiebe den gestrigen Traum in die hinterste Ecke meiner Gedanken. Ich weiß nicht was dieser Traum zu bedeuten hat, ob er nur aus meiner Fantasie entstanden ist oder eine Wunsch der tief in meinem inneren verborgen ist.

»Tut mir Leid, was hast du gesagt?«.

Gabe zieht nur fraglich die Augenbrauen nach oben, erwidert aber nicht auf meine Entschuldigung.

Heute ist wieder ein Tag, an dem ich alles an mich vorbeiziehen sehe, die Menschen um mich nicht wahrnehme und gerichtete Worte überhöre.
Ich weiß nicht an was es liegt oder wie ich das ändern kann.
Gabe ist eine gute Stütze aber ihn ignoriere ich unbewusst auch.

»Heute bist du richtig in Gedanken, Lola.«

Im Augenwinkel sehe ich wie er den Kopf schüttelt und sich dem Verkehr vor ihm widmet.
Ich weiß...

»Tut mir Leid«.

Sein schmunzeln bekomm ich wage mit während ich den Blick starr nach draußen gerichtet habe. Wir sind auf dem Weg zu Daniel, die Umgebung sagt es mir.
Ist es das was mir Gabe erzählen wollte?

»Ich meinte, dass du dich heute um Brown bitte kümmern sollst«.

Ich nicke einverstanden um Gabe zu signalisieren, dass ich dieses Mal, nicht in Gedanken versunken bin.

Es ist fast eine Woche vergangen, nachdem Luca ihn grün und blau geprügelt hatte und anschließend verschleppte.
Eine weitere Woche, in der ich den Kontakt zu Jason gemieden habe und eine Woche in der ich Luca aus dem Weg gehe.
Ich habe mich um Liam gekümmert, wegen meinem schlechten Gewissen ihm gegenüber und da keiner der Männer einen Fuß nach unten setzen würde, ist es einfacher den Problemen aus dem Weg zu gehen.
Auch wenn das kommende Chaos im Keller sitzt und auf seine Befreiung wartet.

Draußen zieht die Landschaft an mir vorbei, vor Langeweile schnalze ich mit der Zunge, bis ich erschrocken aufschrecke, da Gabe plötzlich an meiner offenen Autotür steht.
Wir sind schon da?

Gabe scheint langsam genervt von meiner ständigen Abwesenheit zu sein.

»Los komm«, seufzt Gabe.

Ich löse den Sicherheitsgurt um mich und steige aus dem Mustang.

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