9°Ķĭllš

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Es ist ein Wettbewerb des Anstarrens zwischen ihm und mir.
Der Tag hat eine verdammt schlechte Wendung genommen.
Ich bin von drei Idioten verschleppt worden.
Doch das meine Pechsträhne so lang geht hätte ich nicht gedacht, schon gar nicht das ich mich im Wohnzimmer von Damon Hilton wiederfinde.
Entführt worden von den Kills höchst persönlich.
Kommt es noch besser?

»Du bist mir eine Erklärung schuldig, Zac«, verärgert wendet sich Damon an den Schwarzkopf, der nicht wirklich begreifen kann, was gerade passiert.

Glaub mir Hilton, ich bin genauso überrascht hier zu sein.

»Die hätte ich auch gerne«, stimme ich mit ein und verschränke die Arme vor der Brust.

Um meinen eigenen Arsch zu retten, sollte ich lieber den Mund halten, doch ich konnte mir die Bemerkung nicht verkneifen.

»Ich habe sie auf der Straße aufgegabelt«, ist seine Rechtfertigung, worauf er von Damon einen Schlag auf den Hinterkopf bekommt

»Deine Schlampen kannst du dir anderweitig besorgen. Deinetwegen steht die kleine Schwester von Coleman hier.«

Zac äußert sich nicht dazu, schaut nur mit einem angepissten Blick zwischen der versammelten Mannschaft.
Zu lachen ist ihm anscheinend nicht mehr.

»Jetzt zu dir. Hat dein Bruder dir nicht beigebracht, um diese Uhrzeit nicht allein unterwegs zu sein?«, er wirft mir einen abfälligen Blick zu und einige der Männer schmunzeln über seine Worte.

»Und du bist wer? Nicht in meiner Liga«.

Was Tyler und mich betrifft, geht es keinem etwas an, schon gar nicht einen dahergelaufenen Möchtegern Gangster wie Hilton es ist.
Er muss sich meinen Respekt erst verdienen.

»Lass sie los, Gordon«.

Der Dunkelhäutige befolgt die Anweisung und löst den festen Griff um meinen Arm.
Endlich, ich dachte schon, er lässt mich nie los.

»Wenn ihr mich mal entschuldigt, ich verschwinde jetzt«.

Ich drehe mich einmal um meine Achse.
Ich habe nicht vor, den ganzen Tag hier zu verbringen.
Doch diese Entscheidung habe ich ohne die Kills getroffen.

»Nicht so schnell, Kleines, niemand hat davon gesprochen, dass du gehen kannst. Du bleibst erstmal hier«.

Mit einem Fingerschnippen wird mir der Weg zur Freiheit versperrt, indem sich Gordon und der andere Kerl vor mich stellen.

»Du willst mich doch nicht ernsthaft hierbehalten, Hilton?«.

Tyler wird durchdrehen, wenn er mitbekommt, dass ich bei den Kills gelandet bin.
Dass mir eventuell etwas blüht, dass ich mich mitnehmen lassen habe ist daneben gestellt, aber er wird mich nicht mehr unbeobachtet lassen.

»Du darfst gehen, aber nicht in den nächsten paar Stunden«.

»Lass mich gehen, sofort«, langsam verliere ich die Geduld.

»Du gehst nirgendwohin, woher soll ich wissen, dass du deinem Bruder nichts erzählst?«, fügt er beiläufig hinzu.

Darum geht es ihm also.
Nicht einmal, dass ich wahrscheinlich etwas gesehen hätte, was nicht so ist.
Es geht darum, dass Tyler nichts von diesem Aufeinandertreffen erfahren darf.

»Lege einmal die Rivalität mit dem Diamonds beiseite. Wenn ich diesen Vorfall Tyler erzähle, wird es nicht nur für dich, sondern auch für mich schlecht enden.«

Damon scheint für einen Bruchteil der Sekunde über meine Worte nachzudenken. Was will er sonst mit mir machen?
Hier einsperren und warten bis einer der Jungs merkt, dass ich nicht nach Hause komme.
Das wird ein größeres Nachspiel haben als das hier.

»Ich glaube dir nicht, wer sagt mir, dass du nicht sofort zu Coleman rennst und alles erzählst«, hinterfragt er meine Worte.
Um selbst keinen Ärger zu bekommen.

Meine Freiheit winkt mir immer weiter von weit weg zu und das kleine Fenster, das ich habe, schließt sich von Sekunde zu Sekunde, in der ich mit Hilton spreche.
Und kurz bevor ich mich mit dem Gedanken angefreundet habe, hier festzustecken, fällt mir die Magnum ein, die in meiner Jacke ruht.
Die Männer haben sie nicht einmal bemerkt oder überhaupt mal überlegt, ob ich bewaffnet sein könnte.
Mit einer kurzen Handbewegung greife ich danach und fokussiere mein Gegner gegenüber.
Zac und Co wollen auf mich zukommen, als Hilton sie davon abhält.

»Ich wiederhole mich nur ungern, Hilton, ich werde jetzt verschwinden. Ob du mir glauben willst oder nicht, liegt in deinem Interesse.«

Damon schnaubt verärgert, widerspricht mir jedoch nicht.
Gut möglich, wegen der Pistole, die direkt in sein Gesicht zielt.

»Na gut, aber wenn dein Bruder nur ein Bruchteil davon erfährt, werde ich dich finden«.

»Das wird nicht passieren, ich halte mein Wort«.

Damon sieht mich skeptisch von oben aus an: »Das werden wir dann sehen«.

Mit einer Handbewegung schickt mich Damon fort und meine Freiheit steht wieder neben mir, startklar mich nach Hause zu begleiten.
Ich verkneife mir einen Spruch, der mir auf der Zunge liegt, um Damons Meinung nicht zu ändern.

»Den Weg nach draußen kennst du ja«.

Gordon begleitet mich nur aus dem Wohnzimmer raus und lässt mich im Foyer des Hauses stehen.
Ist das ein Vertrauensbonus?

»Was machst du hier?«, der kritische Klang von Jason seiner Stimme lässt mich kurz aufschrecken.
Mit ihm habe ich am wenigsten gerechnet.

Das letzte Mal als wir uns gesehen haben, war im Late Night und unsere letzte Kommunikation war eine Textnachricht wegen meiner Jacke gewesen.
Mir hätte sofort in den Sinn kommen sollen, dass King genauso wie der Rest hier wohnt. Das Haus kann glatt mit Daniels mithalten.

»Ich wusste gar nicht, dass du auch hier wohnst«, erwähne ich beiläufig und beobachte ihn, wie er auf mich zukommt.

Jason sieht erschöpft und genervt aus, da seine Haare nicht wie die letzten Male perfekt frisiert sind, sondern in alle Richtung abstehen.
Seine Augen wirken müde und leichte Augenringe malen sich unter diese.

»Das beantwortet nicht meine Frage«, murrt er vor sich hin und reibt sich die Müdigkeit aus den Augen.

»Was suchst du hier, Coleman?«, wiederholt er erneut seine Frage.

Ich komme nicht einmal zum Sprechen, da erklingt die helle Stimme einer Person, die ich noch weniger leiden kann als Luca.
Kyra.
Ihre Stimme werde ich unter tausende wiedererkennen.
Das erklärt sein äußeres Erscheinungsbild. Ich verkneife mir den Spruch, der mir auf der Zunge liegt und meine Vorhersehung sich bestätigt.

»Kommst du wieder hoch?«.

Jason verdreht daraufhin die Augen: »Verpiss dich, Kyra«.

Ein leises Schmunzeln fällt mir über die Lippen und Jason wendet sich wieder an mich.

»Ich verschwinde mal, du musst noch eine Ratte entfernen«.

Ich mache mir nichts draus, ob sie es gehört hat oder noch schlimmer mich erkannt hat.
Sie wird den Mund halten, wenn sie keine größeren Probleme haben möchte als eine Geschlechtskrankheit.

»Wir sehen uns, King«. Jason versucht mich noch am Handgelenk zurückzuziehen jedoch war ich viel schneller als er und aus dem Haus verschwunden, bevor sich noch jemand meiner Freiheit in den Weg stellen kann.

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