56°*

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In den Augenblick als wir uns lösten, schien die Welt wieder in Ordnung zu sein.

Emelie kam um die Ecke getrampelt, um uns wissen zu lassen, dass sie nichts sehen will das sie nicht mehr aus dem Kopf bekommt.

Die Blondine baute sich neben uns auf, hielt mir eine gepackte Reisetasche entgegen, die ich vor sechs Jahren zuletzt verwendet habe als ich hierherkam.

Irritiert ergreife ich sie, ich bin zu verwirrt, um nachzufragen, was es werden sollte und mir entging es nicht, dass beide unter einer Decke stecken.
Das ganze hier ist ein abgesprochenes Spiel.
Sie hatte doch irgendwie Sympathie gegenüber Jason gefunden.

Mein Mund blieb weiter verschlossen als sie uns Richtung Haustür drängte, mich flüchtig in die Arme zerrte für eine Verabschiedung.

Ihre einzigen Worte an mich waren: höre auf dein Herz.

Kurz und sinnlich, mit einer großen Bedeutung.

Jason hingegen bekam eine Drohung von ihr: wenn du es vermasselt, darfst du dein Grab schaufeln.

Sie grinste nach ihren Worten und jeder würde denken das es nur ein ernster Witz gewesen ist, doch Leute, die sie genau kannten, wussten das sie es vollkommen ernst meinte.

×××

Und nun bin ich hier, in seinem Schlafzimmer, im Schneidersitz auf sein Bett, während Jason seine Sporttasche packt, um heute Abend abzureisen.

Ich beobachte den Mann, wie er still sich konzentriert Klamotten aus seinem Schrank zu holen.

Ich versuche Anhang der Kleiderwahl herauszufinden, wo es hingehen könnte aber nicht einmal das verschafft mir einen kleinen Hinweis, um mir über etwas anderes den Kopf zu zergrübeln.

Es ist komisch nach einer Woche stille wieder bei ihm zu sein. Seine Nähe zu spüren, nach der ich mich sieben Tage lang, gesehnt habe.
Der Stolz hatte in der Zeit die Überhand, auch der kleine Teil der immer noch Luca bevorzugt anstatt Jason.
Der Zweifel und die Angst wieder verletzt zu werden nagt erneut an mir, doch ich versuche mit guten Gefühlen sie abzuwimmeln, um mich nicht selbst zu verletzen.
Wenn es so weit kommen würde, könnte ich es nicht verhindern, ich muss das hier und jetzt genießen, solange es noch möglich ist.

»Was ist los? Du wirkst mit den Gedanken woanders, das erkenne ich an deinem Gesichtsausdruck«, Jason holt mich aus der Tiefe der Gedanken, legt seine Klamotten beiseite, um mich mit eindringendem Blick zu mustern.

»Warum gehe ich das Risiko ein verletzt zu werden?«.

Es wird keine Antwort auf diese Frage geben, keiner weiß was die Zukunft bringt, aber sie fällt mir einfach, über die Lippen.

Jason will zu sprechen ansetzen, schließt ihn wieder als er keine Antwort weiß.
Seine Stirn legt sich in Falten, als er überlegt was er mir antworten kann.

»Wenn du als Kind vom Fahrrad gefallen bist, hast du aufgehört oder es nochmal versucht?«, seine Augenbraue zieht sich in die Höhe.

»Ich habe es nochmal versucht«.

»Du wirst die nächsten Tage nicht bereuen und wenn doch lass ich dich in Ruhe.«

Ich weiß es ist naiv, ihn blind zu vertrauen, aber ich kann nicht anders, als ihm zu glauben.

»Okey«

Seine Reaktion darauf ist ein schiefes Grinsen und ein Kuss, den er mir auf die Lippen drückt.
Jason löst sich langsam als ich ihn an seinem Kinn davon abhalte und
versuche einen Schritt weiterzugehen.

»Babe ich muss packen«, murmelt er und knabbert an meine Unterlippe.

»Ist mir egal«, ich habe nicht vor mich von ihm zu lösen, weiter als nur schmusen ist im Moment nicht drinnen, trotzdem habe ich mich die letzten Tage nach ihm gesehnt.

Meine Fingerspitzen malen die Konturen seiner Bauchmuskeln nach als ich mich unter dem dünnen Stoff seines Oberteils verstecke und es kurzerhand über den Kopf ziehe.

Jason lässt sich nach hinten auf die Bettdecke fallen und zieht mich rittlings über ihn.

»Lola, wie gerne ich dich jetzt vögeln würde muss ich echt packen sonst wird es nichts mehr mit der Überraschung«

»Fein«, gezwungenermaßen löse ich mich von ihm.

Ich muss lernen meine Gefühle im Griff zu halten, ohne ihm jedes Mal um den Hals zu fallen. Denn sobald das hier endet werde ich mich selbst verletzen, weil ich zugelassen habe das es so weit ging.
Die Zustände sind zu gefährlich, um mit den Gedanken zu spielen, dass das, was wir sind, hält.
Ich bringe mich nur noch in größere Schwierigkeiten.

Die Reisetasche ist nach einer Stunde fertig gepackt um bereits mit meiner im Wagen verstaut.
Derweil habe ich uns etwas zum Essen gemacht, das was ich einigermaßen gut kochen kann. Ich bin nicht die beste Köchin, Rezeptbücher und Google sind mir oft eine große Hilfe und wenn Emelie da ist übernimmt sie gerne den Löffel, um aus dem ganzen etwas Köstliches zu zaubern.

Den Abwasch hat Jason übernommen damit ich mich in gemütliche Klamotten stecken kann für die Reise. Kurz vor acht waren wir komplett fertig und Jason verstaut noch zwei Flaschen Wasser in meine Handtasche.

Ich beobachte ihn vom Spiegel aus, der über der Kommode hängt.

»Bist du aufgeregt?«, er schlingt von hinten seine Arme um meine Mitte und schaut mich durch das Spiegelbild aus an.

Leicht wippt er uns hin und her.

»Etwas, du sagst mir nicht, wo wir hinfahren«, gestehe ich.

»Keine Sorge, es wird dir gefallen«, zwinkert er und küsst flüchtig meine Wange, bevor er sich löst. Meine Haut kribbelt dort, wo er mich noch vor einer Sekunde geküsst hat.

»Fahren wir?«, fragt Jason und öffnet die Haustür. Mit einer Geste deutet er mir raus zu laufen.

Ich nehme mir die schwere Handtasche vom Boden und gehe in Richtung Wagen.

Die warme Sommerluft beginnt abzukühlen, die Sonne geht unter und färbt den Himmel in zarten rot, violetten Tönen.
Ich löse mich von der schönen Umgebung und steige ohne Worte auf den Beifahrersitz ein.

Jason schließt die Türe des Hauses ab und läuft um den Wagen zur Fahrerseite.

»Darf ich jetzt erfahren, wo es hingeht?«, frag ich neugierig als die Tür sich öffnet und Jason einsteigt.

Als Kind war ich schon unglaublich neugierig gewesen, meine Aufregung hatte ich jeden einzelnen klar vor Augen geführt, bis ich wusste was die Überraschung ist.

»Das wirst du erfahren, wenn wir dort sind, bis dahin musst du dich gedulden«.

GangbattleWhere stories live. Discover now