Kapitel 203 - Das Ende

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Raven

Ich würde das Gefühl, wenn das eigene Herz bricht niemals verherrlichen. Ich würde es nicht mal schlimm nennen. Für mich war es eine Art Tod und ich muss trotzdem hier stehen und weiter leben. Der Schmerz, den ich spüre, tief, ganz tief in meiner Brust ist auch nicht poetisch und ich könnte niemandem ein Gedicht darüber schreiben, keine Worte wie grauenvoll oder schrecklich dafür benutzen. Es war einfach Tod. Schwarz. Es war das schrecklichste, das ich meinem Körper je hätte antun können.

Sie. Auf ihm. Nackt. Flüstert ihm Dinge in sein Ohr.

Er. Seine Hand auf ihrer Brust.

Mir rutscht die Tüte aus der Hand, in der ich ein T-Shirt für ihn gekauft habe, als ich hier her gelaufen bin. Ich wollte es ihm unbedingt bringen, weil ich nach letzter Nacht sicher war, dass er mich nie betrügen würde. Ich war mir so sicher.

Und jetzt.

Jetzt bin ich tot.

Sein Blick, als er mich entdeckt, widert mich an. Er sieht ertappt aus. So ertappt.

„Raven", keucht er, als er mich sieht. Schnell schupst er die nackte Angie von sich runter, steht auf.

Nein.

Er kommt schnell auf mich zu. „Baby, das war nicht –"

„Nein." Ich halte die Hand hoch.

Er bleibt sofort stehen. Die Angst steht ihm ins Gesicht geschrieben. Doch die sollte er auch haben.

Ich versuche die ganze Situation für einen kurzen Moment zu verstehen, starre auf Angie, die mich ebenfalls ängstlich betrachtet, sich die nackten Brüste bedeckt.

„Baby", sagt Harry leise, seine Stimme gebrochen. Er kommt wieder einen Schritt auf mich zu.

„Stop!", schreie ich laut, gehe einen Schritt zurück, knalle gegen den Türrahmen. Es schmerzt etwas, doch das ist nichts im Vergleich zu dem Schmerz, den ich in meinem Herzen spüre.

Es herrscht komplette Stille in dem Raum, der mir plötzlich winzig klein vorkommt. Das Blut rauscht heftig in meinen Ohren.

Ich sehe ihn an. Seine Augen sind weit aufgerissen, sein Atem geht schwer, er strahlt pure Furcht aus.

„Wie konntest du nur?", sage ich mit gebrochener Stimme.

Wieder kommt er mir einen Schritt näher, hebt die Hand zu meinem Gesicht.

„Wage es dich nicht, mich anzufassen", fauche ich ihn an, spüre klar die Tränen in meinen Augen.

Wieder bleibt er stehen, nimmt seine Hand zurück. Er schluckt schwer. „Lass es mich dir erklären."

Mein Atem geht schnell. Ich scheine jeden Moment zu hyperventilieren.

Er. Mit ihr.

Dieses Bild brennt ständig vor meinem Auge. Ich bekomme es nicht weg. Es ist ständig da.

„Raven." Harry sieht mich flehend an.

Wieder blicke ich zu ihm auf, werde von Wut überkommen. „Ravely."

„Was?", krächzt er.

„Ich heiße Ravely." Ein letztes Mal sehe ich ihn vernichtend an, lasse ihn all den Schmerz sehen, den ich in mir spüre. „Ich werde meine Sachen aus dem Apartment holen. Ich bin noch heute Morgen weg."

Dann lasse ich ihn stehen und verschwinde mit schnellen Schritten aus dem Büro.

Der Ausdruck, den er am Ende noch drauf hatte, wird sich wahrscheinlich in mein Herz brennen, doch das ist mir egal. Er hat es mir gebrochen. Er darf leiden. Er darf leiden, genauso, wie ich leide.

Lives Collide 2 Where stories live. Discover now