Kapitel 128 - King Steven

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Harry

„Man, das war knapp!", ruft Steven mir zu, als ich gerade noch einem Taxi ausweichen konnte, das viel zu schnell gefahren ist.

Ich laufe schnell über die Straße zu ihm. „An den Verkehr hier muss ich definitiv erst gewöhnen", lache ich. „Aber ich habe gerade mit meiner Freundin geredet, ist alles abgeklärt."

Steven lächelt und winkt mich mit sich. „Dann wird es Zeit, dass du in eine Bar kommst, in die du reingehörst, Kumpel!"

Er führt mich bis zur Wall Street, vorbei am Rockefeller Center und dem Denkmal des World Trade Centers. Selbst, wenn es Abend ist und es schon dämmert merkt man sofort, dass die Fifth Avenue ihrem Ruf alle Ehre macht. Jeder Mann, jede Frau, die an uns vorbei laufen tragen einen Anzug, der mindestens die Hälfte meines Kontostands kostet und alle, wirklich alle, scheinen es eilig zu haben.

Der Unterschied zwischen der Fifth Avenue und dem Rest von New York ist, dass die Leute hier weniger Rücksicht auf ihre Mitmenschen nehmen und sich einen Dreck um die Unterschicht kümmern.

Deshalb wundere ich mich auch, wieso Steven mich gerade hier her gebracht hat. Sehe ich etwas so aus, als würde ich einer von diesen unterkühlten Businessmenschen sein wollen? Ich hoffe doch nicht, denn das will ich ganz und gar nicht. Und das habe ich auch nicht vor, egal, wie viel Geld ich hier in New York mache.

„Hier ist es", sagt Steven schließlich und preist einen Pub an, über dem in lila Leuchtschrift Classic steht. „Das Paradies der Reichen und Erfolgreichen."

Wir betreten die Bar und es wundert mich, dass der Türsteher mich einfach mit einem Kopfnicken hineingelassen hat. Ich hatte eigentlich nie das Gefühl, dass ich sonderlich alt aussehe, geschweige denn irgendeine Ausstrahlung besitze, die zeigt, dass ich hier hin gehöre. Tja, in New York lerne ich anscheinend mehr, als ich dachte. Gut für mich. Es würde mich ankotzen noch bis Februar warten zu müssen, bis ich endlich eine Bar betreten darf.

Schon während wir durch den Eingangsflur laufen, der nur mit lila Licht beleuchtet wird, höre ich die lauten Technobässe.

„Viel Spaß im Classic", zwitschert uns eine attraktive Frau zu im knappen Kleid zu, während sie den Vorhang zur Seite schiebt, der den Eingang darstellen soll.

„Danke, Hübsche", sagt Steven und zwinkert ihr zu.

Ich nicke ihr nur zu und gehe hinter Steven in die Bar.

„Folge mir, Frischling!", ruft er mir zu und winkt mich mit sich in Richtung des Tresens, vorbei an Frauen und Männern, denen man sofort ansieht, dass sie hier verdammt nochmal hingehören.

Jede einzelne Frau ist durchaus attraktiv und trägt kurze, aber dennoch anschauliche Kleider. Die Männer sind meist in einem Anzug und wenn nicht, dann sehen sie trotzdem viel zu reich aus. Kein Wunder, dass die Frauen selbst an dem abstoßendsten Kerl hier kleben.

„Das sieht scheiße teuer aus", sage ich zu Steven, als wir uns an die Theke setzen.

Er lacht lauthals. „Das ist scheiße teuer! Aber mach dir nichts draus, der Abend geht auf mich. Als kleine Einweisung in der unglaublichsten Stadt der Welt."

Vier Drinks später und einem halben Hörschaden, unterhalten Steven und ich uns immer noch über alles Mögliche. Er erzählt, dass er in der Buchhaltung arbeitet bei B.P.E, er aber vorher Black's Assistent war. Bevor Angie kam.

Ich verstehe mich wirklich blendend mit ihm. Er ist cool, witzig und nimmt kein Blatt vor den Mund. Aber trotzdem ist er intelligent und gebildet, das macht ihn noch viel sympathischer. Mittlerweile dröhnt mir der Alkohol schon so im Kopf, dass meine Sicht unklarer wird und unsere Gespräche immer dreckiger. Aber das ist gut so. Es macht Spaß sich endlich mal wieder mit einem Mann zu unterhalten.

Lives Collide 2 Where stories live. Discover now