Kapitel 110 - Harry, pass auf

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Harry

Ach du Scheiße.

Seine Augen scheinen direkt in meine Seele blicken zu können - zumindest fühle ich mich so. Am liebsten würde ich jetzt schlucken, doch das würde nur die Vermutung bestätigen, dass mich die ganze Sache hier scheiße nervös macht und das muss Ravens Vater nicht unbedingt merken. Denn wenn ich mir vorstelle, meine Tochter stellt mir ihren Freund vor und er sitzt dort wie ein Häufchen Schund, würde ich ihm wahrscheinlich nicht mal mehr wirklich eine Chance geben wollen. Deshalb richte ich mich ein wenig auf, beuge mich ein nach vorne, um ihm zu zeigen, dass ich offen für alles bin. Immerhin geht es hier nicht nur um irgendeine 0-8-15 Sache.

Während dem Moment vor der Tür, habe ich sogar kurz an den Tipp von der Grundschule gedacht, wenn man nervös ist. Sich die Leute einfach nackt vorstellen. Tja, das habe ich dann doch lieber schnell aufgegeben,denn die Vorstellung Ravens Vater nackt zu sehen, würde wahrscheinlich so einiges komplizieren.

"Also erzähl mal", fängt Ravens Vater mit fester Stimme an.

Viel Spaß, man.

"Arbeitest du?"

Ich schüttle mit dem Kopf. "Nein, ich gehe mit Raven auf die ZOS."

"Aha, ist auch besser so. Studieren ist wichtig, nicht wahr?"

"Ist es, Sir."

"In welche Richtung geht dein Studium denn?"

"Kreatives Schreiben für Fortgeschrittene."

"Dann schreibst du also ebenfalls."

"Ja, schon seit ich klein bin."

Er sieht mit erhobener Braue zu Raven. "Jetzt verstehe ich."

Sie lächelt und zuckt mit den Schultern. Ihr Lächeln beruhigt mich ein wenig.

Er sieht wieder zu mir. "Und welchen Beruf willst du nach dem Studium erlernen? Ich meine, es kann schwer werden, einen Job in dieser Richtung zu finden."

Ich nicke. "Das stimmt. Aber ich denke, dass ich weiterhin auf den einfachen Schriftsteller hinarbeiten werde, immerhin ist es das, was ich immer wollte." Ich lasse die Tatsache weg, dass ich bereits Geld mit meinem Buch verdiene, doch ich möchte nicht als arroganter Angeber dastehen.

"Ist das dein erstes Jahr auf dem College?"

"Nein, mein zweites."

"Also bist du jetzt neunzehn? Zwanzig?"

"Zwanzig. Im Februar werde ich einundzwanzig."

"Also alt genug, um zu wissen, was richtig und falsch ist, nehme ich an?"

Meine Mundwinkel zucken leicht. "Ganz richtig, Sir."

"Sehr gut. Wie sieht es aus mit deiner Familie? Sind deine Eltern verheiratet?"

"Sie leben getrennt, seit ich sechzehn bin. Meine Mutter lebt in Holmes Chapel, mein Vater lebt ebenfalls in London."

"O", macht er. "Wie du wahrscheinlich weißt, leben Ravely's Mutter und ich auch nicht zusammen, schon seit Jahren nicht mehr."

"Ja. Ja, ich weiß."

"Und hast du noch Geschwister?"

Raven atmet hörbar die Luft ein.

Ich schürze die Lippen, schüttle dann mit dem Kopf. "Meine Schwester starb vor ungefähr einem Jahr."

Leicht erschrocken hebt er die Brauen und entfaltet seine Hände. "Das tut mir Leid für dich."

Lives Collide 2 Where stories live. Discover now