Kapitel 178 - Erster Tag

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Lest meine FF Psychos! <3

Raven

„Also schreib mir dann einfach, wenn deine Vorlesungen fertig sind und hole ich dich ab", sagt Harry und startet wieder den Motor seines Autos.

Ich stehe vor an seinem Fenster und mich überkommt jetzt schon eine nervende Nervosität. Das College hier ist so viel größer als in London und deswegen sind auch überall Studenten. Überall. Und sie sehen alle so reich und schlau aus.

Ich nehme meinen Blick von einem knutschenden Pärchen an einem Baum und sehe mit geschürzten Lippen zu Harry. „Ich glaube, du musst mich wieder nach Hause fahren, mir geht es plötzlich richtig schlecht", lüge ich und lege beweisend meine Hand auf meinen Bauch.

Harry zieht sich seine Sonnenbrille auf die Nase. „Baby, das packst du schon, irgendwann ist immer der erste Tag."

„Aber der kann doch auch morgen sein. Wir könnten heute nochmal einen gemütlichen Tag auf der Couch machen. Eventuell den ganzen Tag Sex haben", versuche ich ihn leidend zu überreden.

Er schüttelt leicht lachend den Kopf. „Nettes Angebot, aber ich muss arbeiten und du hast heute deinen ersten Schultag, deshalb wird das heute nichts." Harry legt den Rückwärtsgangrein und fährt um mich herum, neben mich und lächelt mich nochmal durch das Fenster an. „Viel Spaß, Baby!"

Seufzend lasse ich den Kopf hängen, als er davon fährt.

Ich fühle mich schon den ganzen Morgen wie ein Wrack, weil ich mich schon wieder in ein neues College einleben muss, mit neue Leuten und neuen Lehrern. Und das alles hier ist ein ganz anderes Niveau, als in London. Zwar war London auch nicht ohne, aber hier ist es definitiv nochmal eine Nummer größer. Der Campus ist riesig, genauso wie die Gebäude.

Ich mache es einfach wie gewohnt, wenn ich auf eine Schule gehe. Ich bin für mich und der Rest ist mir egal. Vielleicht suche ich mir eine Verbündete, mehr aber nicht, ich muss mich auf die Kurse konzentrieren. Ich kann nicht wieder den gleichen Mist wie in London durchziehen, meine Note waren in einem schlechten 2,3 er Schnitt und das kann ich mir definitiv nicht nochmal erlauben. Ich will wieder auf meinen 1,4 er Schnitt kommen, mit dem ich nach London gekommen bin.

Eingeschüchtert von all den Leuten um mich herum, laufe ich über den Campus und starre auf den Boden. Ich will nicht auffallen, besser ist es. Zum Glück sind die Vorlesungsräume ausgeschildert, deshalb muss ich mir keine Karte ansehen und keine Leute fragen.

Ich gehe die Treppen hoch in das Gebäude und starre auf meine Füße, die Schritt für Schritt nach oben gehen.

Du packst das, Raven.

„Vorsicht!"

Ich sehe auf und dann ist es auch schon zu spät.

Ein Ballon mit extrem kaltem Wasser trifft mich am Kopf und ich bin komplett durchnässt, fast verliere ich das Gleichgewicht und falle die Treppen wieder herunter, doch ich kann mich noch retten.

Erschrocken von der plötzlichen Kälte keuche ich auf und wische mir die nassen Haare aus dem Gesicht. Ich höre ein paar Mädchen unten kichern. Na toll. Besser kann der erste Tag ja nicht werden.

Ein Junge mit schwarzen Haaren und olivfarbener Haut kommt schnell auf mich zu und mustert schuldbewusst meine nassen Haare und Klamotten. „Das tut mir echt leid, dich sollte es eigentlich nicht treffen."

Ich ringe mir genervt die Haare aus, lasse mir meine schlechte Laune aber nicht anmerken. „Hat dann wohl nicht ganz geklappt."

„Hier." Er zieht sich seine Lederjacke aus und hält sie mir lächelnd hin. „Nimm sie als Entschuldigung an."

Ich hebe eine Braue. „Du willst mir deine Lederjacke schenken als Entschuldigung?"

„Nicht schenken, die war echt teuer, aber damit du nicht frierst, kannst du sie dir überziehen."

Schließlich nehme ich sie ihm ab und werfe sie mir zitternd über die Schultern, während ich ihn näher betrachte. Er könnte ein verdammtes Model sein. Hohe Wangenknochen, markantes Kinn, drei Tage Bart und verdammt schöne lange Wimpern. Es zeigen sich sogar Ansätze von Tattoos an seinen Händen.

„Ich bin übrigens Zayn", sagt der Junge lächelnd. „Lass uns reingehen, nicht, dass du noch erfrierst."

Ich nicke und folge ihm in das Gebäude. „Wie kommt man auf die Idee im Herbst mit Wasserbomben umher zu schmeißen?", frage ich ihn mit klappernden Zähnen.

Er lacht. „Na ja, eigentlich sollte sie mich treffen, aber ich konnte sie abfangen und zurückwerfen, traf dennoch dich und nicht diese Vollidioten, die Sport studieren. Das sind Menschen, die denken, dass so was im 21. Jahrhundert noch lustig ist."

„Ja, wirklich sehr lustig."

„Tut mir nochmal Leid, dass ich deine Klamotten und Haare ruiniert habe."

Wir setzen uns auf eine Bank, neben einem Getränkeautomat. „Schon okay, irgendetwas Peinliches musste ja an meinem ersten Schultag passieren."

Er hebt die Brauen. „Erster Schultag? Kein Wunder, dass ich dich noch nie gesehen habe. Wie kommt's, dass du mitten im Semester auf die ZOS gehst?"

Zayn scheint keine Berührungsängste vor Privatsphäre zu haben.

Ich ziehe mir die Lederjacke noch enger um meinen Körper, weil die Nässe mich noch immer frieren lässt. „Ich war vorher in London, bin aber letzte Woche nach New York zu meinem Freund gezogen. Und jetzt bin ich hier."

Zayn lächelt. „Echt cool. Dann kannst du dich glücklich schätzen, dass du mich schon am ersten Tag kennengelernt hast, denn ich kann manchmal echt lustig sein."

„Eigentlich wollte ich hier niemanden kennenlernen. Ich habe, wie gesagt, sowieso einen Freund."

„Hach, das macht nichts. Ich bin schwul."

Mir entweicht jegliche Luft aus den Lungen. „Du bist schwul?"

Er nickt und klopft sich auf die Brust. „Stockschwul."

Jetzt lache ich. Glücklich darüber, dass ich mir keine Gedanken machen brauch, dass ich wieder jemanden kennengelernt habe, der mich anmachen könnte. „Jetzt ist die Sache mit der Wasserbombe sofort vergessen."

„Dachte ich mir schon, dass schwul sein ein Pluspunkt gibt. Darf ich jetzt deinen Namen wissen?"

Ich grinse. „Ravely."

„Okay, Ravely. Und was studierst du? Nein, warte, lass mich raten! Psychologie."

Ich sehe ihn skeptisch an.

„Nein, okay, nicht Psychologie. Dann kann es nur Wirtschaftsmathematik sein."

Ich lache auf. „Wirtschaftsmathematik? Im Leben nicht."

Er seufzt. „Ich gebe auf. Sag's mir."

„Kreatives Schreiben."

Plötzlich erhellt sich seine Miene und er drückt mich breit grinsend an sich.

Ich bekomme kaum Luft. „Zayn, Luft."

Er lässt mich wieder los und grinst noch immer. „So was nenne ich Schicksal, Babe. Wir studieren gemeinsam kreatives Schreiben!"

Jetzt ist mein Verbündeter wohl doch kein Mädchen.

Lives Collide 2 Where stories live. Discover now