Kapitel 188 - Ständig hat er geweint und gepinkelt

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Raven

Die Tage bis wir endlich in die Karibik zu Anne und Robin fliegen würde, vergingen schleppend. Ich verbrachte die meiste Zeit allein Zuhause, weil Harry noch die letzten Vorbereitungen für den offiziellen Verkauf treffen musste. Er ging früh zu BPE und kam spät wieder nach Hause.

Aber jetzt fliegen wir endlich. Auch wenn wir nur drei Tage dort sein werden, freue ich mich unheimlich. Ich freue mich auf die Hochzeit, genauso wie auf die freien Momente mit Harry. Wie wir gemeinsam am Strand liegen, die geliebte Sonne uns auf die Körper strahlt und das Meer im Hintergrund rauscht.

Ich konnte es die ganzen Tage kaum abwarten.

Umso deprimierter ist aber Zayn, weil er jetzt die nächsten Tage ohne mich die Kurse besuchen muss. Zwar hat er noch andere Freunde, aber er und ich haben uns einfach verbunden. Er bezeichnet uns immer als Seelenverwandte und dass es Schicksal war, dass die Wasserbombe mich getroffen hat und nicht die Neandertaler in den Collegejacken.

„Das sind doch nur drei Tage", sage ich aufmunternd zu Zayn, der sich dazu bereit erklärt hat, Harry und mich zum Flughafen zu fahren. „Du kannst nicht mal Bronchialkarzinom sagen und schon sind wir wieder da."

Zayn lässt traurig den Kopf hängen. „Bronchi – Bronchomal – Brincho – Hach, du wirst mir fehlen." Er blickt traurig zu Harry, der schon ständig nervös auf seine Armbanduhr schaut, weil Zayn uns ständig nicht gehen lassen möchte. „Darf ich dich wenigstens jetzt umarmen?"

Harry seufzt und öffnet ergeben die Arme. Er scheint zu wissen, dass wir Zayn so schneller los werden.

Zayn grinst breit und wirft sich in Harrys Arme. „Du wirst mir auch fehlen, Harry Styles."

Harry klopft ihm etwas argwöhnisch und distanziert auf den Rücken. „Ja ... Du mir auch."

Ich betrachte die beiden und muss mir ein gehässiges Grinsen unterdrücken, weil ich weiß, wie unangenehm es Harry ist.

„Zayn, wir müssen langsam los. Unser Flug geht in einer halben Stunde", drängle ich und tippe ihm auf seinen Rücken, weil er immer noch Harry in den Armen liegt.

Widerwillig lässt Zayn ihn los und seufzt ein letztes Mal traurig. „Okay." Dann sieht er wieder zu Harry. „Du riechst wunderbar nach Yasmin."

Harry lacht nur peinlich berührt und scheint mit der Situation immer noch nicht zurechtzukommen.

„Okay, er riecht wunderbar nach Yasmin", sage ich und nehme Harry bei der Hand, ziehe ihn zum Gate 3. „Wir sehen uns in ein paar Tagen, Zayn!" Ich winke ihm noch breit grinsend zu und er winkt deprimiert zurück.

Im Flugzeug angekommen – natürlich wieder in der ersten Klasse – klappt Harry sofort seinen Laptop auf und checkt seine E-Mails.

„Du lässt das Ding aber aus, wenn wir da sind oder?", frage ich Harry und setze mich ans Fenster, weil seine Flugangst nur schlimmer wird, wenn er am Fenster sitzt.

Er hat konzentriert seine Finger vor seinen Lippen, scrollt durch ein paar Seiten und nickt abwesend.

Ich wende mich resigniert von ihm ab und sehe aus dem Fenster, durch das ich in den klaren Sternenhimmel über uns blicken kann.

Ich war schon Ewigkeiten nicht mehr im Urlaub. Das letzte Mal war ich mit meinem Dad in Spanien als ich sieben war. Er hat lange Zeiten auf diese Tage hingespart und meinte immer, dass dieser Urlaub uns von dem ganzen Drama mit meiner Mutter ablenken soll. Es hatte funktioniert. Es war ein toller Urlaub.

Ich schreibe Anne ( Harrys Mutter ) noch schnell eine Nachricht, dass wir gleich losfliegen und in ungefähr vier Stunden da sein werden, damit sie uns am Flughafen empfangen kann, bevor ich mir eine Schlafmaske über ziehe und die Augen schließe.


„O, wow, da kommt sie", stöhnt Harry, als wir durch die Hallen vom kaimanarischen Flughafen laufen und vor uns schon Anne angejoggt kommt.

Robin folgt ihr schleppend und scheint sich für ihre sichtliche Freude zu schämen.

„Da seid ihr ja endlich!", freut sie sich laut und springt erst Harry um den Hals, dann drückt sie mich ganz fest. „Wie war euer Flug? Alles gut überstanden? Robin, nimm doch bitte Ravelys Gepäck, sei ein Gentleman."

Robin kommt mechanisch auf mich zu und nimmt mir den Koffer ab. „Was auch immer meine Meisterin befiehlt", murmelt er vor sich hin.

„Es war alles gut", erzähle ich Anne und wir gehen Richtung Ausgang.

„Das höre ich gerne", grinst sie, sieht dann zu Harry. „Und bei dir? Musstest du wieder ständig Pipi machen, weil du Angst hattest?"

Ich hebe interessiert die Augen.

Harry sieht Anne entsetzt an. „Mum!"

Sie richtet sich wieder zu mir und kichert wie ein kleines Mädchen. „Früher musste er ständig auf Toilette, weil er so viel Flugangst hatte. Einmal mussten wir ihn weinend vom Klo zerren, weil er dort nicht raus wollte."

„O, Gott", höre ich Harry im Hintergrund sagen.

Ich lache. „Hach, tatsächlich?" Immer wieder schön solche Geschichten über ihn zu erfahren. Denn so oft wie er sarkastische Bemerkungen über mich bringt, kann ich ihn auch mal mit solchen Storys aufziehen.

„Ja", kichert Anne. „Ständig hat er geweint und gepinkelt, das waren vielleicht merkwürdige Flüge."

„Ach du Scheiße, Mum!", sagt Harry jetzt lauter. „Da war ich acht!"

„Tut mir leid, ich weiß ja, dass dir das peinlich ist." Sie flüstert zu mir: „Eigentlich war das noch immer so bis er zwölf war."

„Das habe ich gehört", knurrt Harry.

Ich halte mir die Hand vor den Mund, um nicht laut loslachen zu müssen.

„Keine Sorge, Harry", wirft Robin monoton ein. „So ist sie schon drauf, seit wir hier sind. Und das ist gerade erst der Anfang."

„Hey!" Anne funkelt die beiden erbost an. „Beschwert euch nicht über mich, ich bin hier die Braut!"

„Genau!", gebe ich lachend dazu. „Sie kann mir erzählen, was sie möchte!"

„Ja, Meisterin", sagen Harry und Robin gleichzeitig, klatschen sich dann noch mit gleichgültigen Ausdrücken ab, weil sie synchron waren.

„Ihr seid vielleicht blöd", schimpft Anne und verdreht die Augen. „Ihr werdet noch staunen, wenn Ravely und ich an der Hochzeit die Schönsten sein werden und ihr uns nicht einmal berühren dürft."

Okay, eigentlich hatte ich schon eingeplant, dass Harry mich berühren darf, aber ich nicke einfach mal zustimmend, um die Frauenpower etwas auszubauen.

Harry feixt nur mit schüttelndem Kopf und Robin murrt.

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