Kapitel 187 - Ich bin doch kein Mörder

10.7K 832 84
                                    

Ein kleines Übergangskapitel. <3 Und ich lieeebe dieses Bild

Raven

Nachdem wir noch ein paar Klamotten für die Hochzeit Schrägstrich Urlaub gekauft haben, sind wir zu Harrys Apartment und haben zusammen gekocht. Ich liebe diesen Tag heute und ich liebe es, dass Harry sich extra für mich Zeit genommen hat. Zwar weiß ich nicht, was ihn plötzlich dazu bringt, doch ich schätze es unheimlich.

Tage wie diese erinnern mich einfach an die vielen Stunden und Tage, die wir gemeinsam in London verbracht haben, an denen wir vierundzwanzig Stunden zusammen waren und alles getan haben, was wir wollten. Tammy inbegriffen.

„Was willst du eigentlich an deinem Geburtstag machen?", fragt Harry und isst ein Stück von der Pute.

„An meinem Geburtstag?"

„Ja, immerhin ist der in nicht mal zwei Wochen. Irgendwelche Pläne oder Wünsche?"

Ich zucke mit den Achseln und rolle die gekochte Möhre auf meinem Teller mit Gabel umher. „Eigentlich nicht. Mir würde es reichen, wenn wir einfach gemeinsam essen gehen oder so. Wir müssen keinen großen Aufwand betreiben."

„Sicher? Ich dachte vielleicht, dass du nach Aldbury fliegen möchtest oder so. Eventuell deine Mum besuchen."

„Nein, das muss nicht sein. Der neunzehnte Geburtstag ist nichts Besonderes", sage ich halb lachend. „Außerdem ist mein Geburtstag unter der Woche und ich möchte nicht unter der Woche nach England fliegen."

„Okay, dann gehen wir Essen." Harry schmunzelt. „Übrigens hat Scar gestern angerufen und hat nach dir gefragt. Sie hat deine neue Handynummer nicht."

Ich seufze. „O, man, Scar, an sie habe ich gar nicht gedacht ... Ich melde mich viel zu selten bei ihr. Sie muss total enttäuscht von mir sein."

„Mach dir keine Vorwürfe. Du lebst jetzt ein neues Leben, es passiert nicht selten, dass Freundschaften aus der High School sich auseinander leben." Harry legt sein Besteck beiseite und lehnt sich zurück, als er aufgegessen hat. „Das war wirklich lecker. Habe ich wirklich gut gekocht."

Ich hebe eine Braue. „Du? Du hast nichts gemacht, außer mir zugeguckt."

„Wer weiß wie es geworden wäre, wenn ich nicht zugeguckt hätte. Meine Dienste sollte man nicht unterschätzen."

Ich schüttle leise lachend den Kopf und setze mir in meinen Gedanken das Vorhaben, Scar anzurufen, wenn wir abgewaschen haben.

Auch wenn Harry behauptet, dass es normal ist, dass Freundschaften sich während dem College trennen, möchte ich nicht, dass Scar und mir das Gleiche passiert. Sie war jahrelang meine beste Freundin und ich möchte auch von New York aus, auf sie aufpassen können, wie ich es früher getan habe. Und dazu gehört auch, mich zu erkundigen, wie es ihr mit Danny geht. Sie sind immerhin zusammengezogen, schon bevor ich nach New York gegangen bin.

„Couch und Fernseher?", fragt Harry, als auch ich fertig gegessen habe.

Ich stehe auf und stelle unsere Teller in die Spüle. „Du meinst wohl eher aufräumen und abspülen."

Er stöhnt theatralisch auf. „Das können wir auch später machen."

„Oder jetzt, dann müssen wir es nicht später machen."

„Aber der Tag heute hat so viel von mir abverlangt. Meine Kräfte sind am Ende. Siehst du nicht, dass ich leide?"

Ich verdrehe schmunzelnd die Augen und lasse Wasser in die Spüle. „Dann geh halt auf die Couch und faulenze, du harter Arbeiter."

Jetzt springt Harry glücklich auf und küsst mich auf die Wange, bevor er ins Wohnzimmer geht. „Du bekommst dafür den guten Platz auf der Couch."

Doch noch bevor ich mich zu ihm auf die Couch legen kann, ist er auch schon eingeschlafen und schnarcht mit dem Kopf auf seiner Schulter vor sich hin. Nicht mal die Fernbedienung konnte er aus der Hand legen.

Auch wenn ich mich gefreut hatte, mit ihm mal wieder einen Film zu sehen und darüber zu diskutieren, gönne ich ihm den Schlaf, denn er schläft momentan wieder sehr gut. Er wacht nur noch selten nachts weinend auf und das nimmt mir und ihm seine große Last auf den Schultern, denn so scheint Tammy unseren Alltag nicht mehr einzunehmen. Er muss sich auf seine Arbeit konzentrieren und ich mich aufs College.

Ich will Harry eigentlich nicht aufwecken müssen, doch im Sitzen auf der Couch zu schlafen ist ungesund und ich möchte nicht, dass er Rückenschmerzen bekommt. Also streichle ich ihm mit meinem Handrücken sanft über die Wange, damit er langsam aufwacht.

Er wacht ruckartig auf und weil er sich so schnell aufrichtet, knallen unsere Köpfe aneinander.

„Aua, ich bin doch kein Mörder", sage ich und reibe mir lachend über die Stirn.

Harry reibt sich ebenfalls die schmerzende Stelle an seinem Kopf. „Tut mir Leid, aber du wirst es mir irgendwann danken, wenn wirklich mal ein Mörder in unserem Apartment ist. Autsch."

Ich hebe die Brauen. „Ach ja?"

„Natürlich. Ich würde doch nicht zulassen, dass dich jemand kidnapped. Ich war mal zwei Jahre im Kickboxen. Da war ich zwar sechs Jahre alt, aber es ist noch ein wenig was hängen geblieben. Zumindest denke ich das." Er sieht auf die Uhr über dem Fernseher. „Gerade mal neun Uhr. Ich fühle mich wie ein alter Mann, wenn ich ständig so früh schlafe", sagt er halb lachend.

Ich schmunzle. „Ist doch nicht schlimm. Ich muss sowieso noch ein paar Sachen für meine Kurse schreiben."

Er sieht mich an. „Du schreibst wieder?"

„Ich muss es ja."

Jetzt grinst er und steht auf. „Sehr gut. Übrigens kannst du mich fragen, wenn du Hilfe brauchst. Ich hatte das alles schon."

Ich seufze und gehe auf meine Schultasche zu, werfe sie auf die Couch. „Wenn du mir sagst, wie ich eine Schreibblockade überwinden kann, wäre das schon die größte Hilfe."

„Du hast eine Schreibblockade?"

„Na ja, ich weiß nicht, wie ich es betiteln soll. Die letzten Monate ist so viel passiert, deshalb habe ich nie geschrieben." Ich lasse mich frustriert auf die Couch fallen. „Ich glaube, ich habe es verlernt. Ich musste sogar einen Aufsatz aus dem Internet abschreiben, weil ich so verzweifelt war."

Harry betrachtet mich nachdenklich und reibt sich über das Kinn. „Hm. Vielleicht solltest du erst mal wieder anfangen normal zu schreiben und nicht nur für deine Aufsätze. Anstatt über die Spätantike oder Thermophylen zu schreiben, könntest du etwas schreiben, dass dich wirklich interessiert. So habe ich es früher immer gemacht."

Ich runzle amüsiert die Stirn. „Was zum Teufel sind Thermophylen?"

Seine Mundwinkel zucken und er geht rückwärts auf die Treppe zu. „Okay, anscheinend hattet ihr das noch nicht. Auf jeden Fall solltest du vielleicht so beginnen. Schreib über New York oder, keine Ahnung ... Tammy. Irgendetwas."

Bei dem Wort Tammy sehe ich wieder dieses Etwas in seinen Augen aufblitzen. Schmerz und Kummer. Wahrscheinlich wird es nie wirklich aus seinen Augen verschwinden, wenn wir sie erwähnen.

Ich nicke und sehe auf den Block, der vor mir liegt. „Okay, ich werde es versuchen."

„Sehr schön. Ich werde jetzt schlafen." Er geht die Treppen hoch. „Vergiss nicht das Licht im Bad auszumachen!", ruft er noch.

„Ich vergesse das nie!", rufe ich verwirrt zurück.

„Du vergisst das ständig, Baby! Gute Nacht!"

Lives Collide 2 Where stories live. Discover now