Hallo ihr Lieben!
Ein wenig verspätet erscheint an diesem sonnigen Samstag
ein neues Kapitel aus Mistress Kenways Leben.
Heute gibt es interessante Berichte von Master Kenway, welcher
über die verhasste Witwe Donovan mehr zu erzählen hat, als Alex gedacht hatte.
Ihre Eifersucht droht allerdings überzukochen, was natürlich
Haytham sauer aufstößt. Was er aber zu sagen hat zeigt wieder
einmal, welche Auswirkungen die Zeitreise über die Jahre hat.
Ich wünsche viel Vergnügen beim Lesen und bleibt gesund!
#FCKCANCER
LG MrsHEKenway
Kapitel 19
~~~ Die Wahrheit über Mrs Donovan ~~~
„Ihr wollt uns auf eure Seite bringen? Ist es das, was ihr wollt? Oh nein, ich werde meinen Eid King George gegenüber sicherlich nicht brechen! Oder an was hattet ihr gedacht?" diese lauernden Worte des Generals waren eigenartig, weil er den Eindruck erweckte, als wüsste er nichts von seinen eigenen Taten hinsichtlich der Verleumdung des Gouverneurs zum Beispiel.
„Auf UNSERE Seite? Welche wäre das?" wieder war es mein Gatte, welcher völlig gelassen nachhakte.
„Sagt ihr es mir!" so langsam wurde es lächerlich.
„Bei Odin, wir gehören keiner Seite an! Hier geht es um die Verbreitung von Falschaussagen und Gerüchten, Mr. Hutchinson, welche EUER Werk sind!" fauchte ich. Dafür erntete ich ein leises Lachen des Herren.
„Ich habe bitte WAS getan?" sein Blick ging in Richtung seiner Frau, die plötzlich ein wenig von ihm abgerückt war. Mrs. Hutchinson sah aus, als hätte man sie ertappt. Sie war einfach keine gute Schauspielerin!
War SIE die einzige Drahtzieherin und hat einfach nur den Namen ihres Gatten für diese Zwecke missbraucht?
Langsam dämmerte es mir, sie hatte ihre Beziehungen zu Madame Fleur und deren weitere Bekanntschaften genutzt um an Informationen zu kommen. Anschließend hat sie sie mit ein paar kleinen Änderungen verbreiten lassen, von Stadtschreiern, von einigen Loyalen der Krone und so weiter. Sie hatte durch die Heirat wieder Geld und konnte sich diese Schmiergelder leisten!
„Ich fasse es nicht! Ihr steckt dahinter? Was bitte habt ihr davon, wenn ihr gute Bürger in Verruf bringt?" aber die Antwort konnte ich mir auch selber geben.
„Was soll ich mit einem mickrigen General schon anfangen? Ich habe besseres verdient, aber es ist ein Anfang..." mit einem Satz war sie aufgesprungen und wollte aus dem Zimmer stürmen. Mr. Hutchinson hielt sie mit eisernem Griff und Blick auf.
„Sag mir, dass du mich nicht nur geheiratet hast, um an die Informationen der Armee zu kommen!" hinter zusammengepressten Lippen zischte er diese Frage hervor.
„Warum hätte ich mich sonst mit so einem Nichtsnutz wie dir abfinden sollen." dabei glitt ihr Blick in Richtung meines Mannes.
„Ihr seid erbärmlich, wisst ihr das, Mrs. Hutchinson? Ich als Frau schäme mich für euer Verhalten!" ich schämte mich wirklich, weil solche Frauen den Männern den Glauben an die wahre Liebe einfach raubten.
Aus meinen Gedanken holten mich die Worte des Generals.
„Führt sie ab." sie kamen nur leise und erst jetzt sah ich, dass bereits weitere Beamte ihrer Majestät hier erschienen waren, oder sie waren schon im Haus... ich habe keine Ahnung. Kopfschüttelnd, weil mir die Worte fehlten, ließ ich mich neben Haytham nieder.
„Ich könnte so etwas nie tun, mi amor." flüsterte ich. „So skrupellos kann doch nur jemand sein, der nicht ganz bei Verstand ist!"
„Mistress Kenway, diese Vermutung hatte ich jetzt seit einigen Tagen bereits. Meine Frau hat sich immer merkwürdiger verhalten. Natürlich ist mir bewusst, dass sie mit anderen Männer das Bett geteilt hat um an Informationen zu kommen, oder sie hat entsprechende Beamte bestochen damit diese passende Gerüchte verbreiten!" er ließ sich uns gegenüber auf dem anderen Sofa nieder.
„Wie werdet ihr jetzt weiter vorgehen? Wir wissen um den britischen Geheimdienst und um einige Hintermänner!" Haytham war wieder in seine Templerart gerutscht. Seine Stimme hatte diesen abgeklärten Ton angenommen.
„Diese Gerüchte klingen langsam ab, wie ich hörte. Der Mann welcher für die Beschattung des Gouverneurs eingesetzt wurde, ist heute in den frühen Morgenstunden tot aufgefunden worden. Ich vermute, ihr seid nicht dafür verantwortlich?" entsetzt sah ich den General an.
„Nein, er... du meine Güte." mir fehlten schon wieder die Worte.
„Damit weiß ich genug, Mistress Kenway! Hier und auch in den anderen Städten gibt es ein weitaus tiefer gehendes Netz an Informanten, welche auch meiner Gattin bekannt zu sein scheinen! Ich werde umgehend ein Verhör anordnen und euch postwendend informieren, falls Namen fallen sollten!" aus betrübten Augen sah er uns abwechselnd an. Man hatte ihn betrogen und ausgenutzt. Niemand würde diese Neuigkeit einfach so wegstecken, weswegen wir uns umgehend verabschiedeten.
Wir hatten sein Versprechen, dass er uns in Kenntnis setzen würde, sollten entsprechende Neuigkeiten bekannt werden.
Auf dem Weg zum Büro sah ich, wie Haytham gedankenverloren vor sich hin starrte.
„Ist alles in Ordnung?" hakte ich leise nach.
„Hmmm? Ja, natürlich. Ich frage mich nur, wie man auf so ein Weib hereinfallen kann? Liegt es an der nicht vorhandenen Menschenkenntnis, oder vielleicht Unerfahrenheit dieser Männer?" Im Grunde hatte Haytham bisher, nunja, einfach Glück gehabt und war nie einer Betrügerin aufgesessen.
„Sicherlich sind das unter anderem die Gründe. Aber es gibt die Frauen die es mit... einigen körperlichen Tricks schaffen, einen Mann zu beeinflussen. Frag die Dirnen, die werden dir das sicherlich bestätigen." im selben Moment fiel mir auf, dass ich im Grunde die Witwe Donovan mit diesen Prostituierten gleichsetzte. Aber mal Hand aufs Herz! Sie hatte immer einen Blick für die reichen, gut situierten Männer. Nicht bei allen konnte sie landen, also musste sie an die „schwächelnden" heran, welchen sie sich auch recht zügig entledigte, wenn ihr langweilig geworden war.
„Das klingt wie eine schwarze Witwe!" er hatte es noch nicht ganz ausgesprochen, als er mich mit großen Augen ansah. „Sie ist so eine von der Sorte!" dabei schüttelte sich mein Templer vor Widerwillen.
„Leider..." flüsterte ich.
Noch am selben Abend, es muss ungefähr nach dem Abendessen gewesen sein, erhielten wir eine Nachricht von den Eheleuten McKean.
Am morgigen Tag sollte eine Verhandlung vor dem Schiedsgericht stattfinden, wo man die Beschuldigungen und Verleumdungen ad acta legen wollte. Es hätten sich aufgrund der Aussage eines Generals und eines anderen Soldaten neue Erkenntnisse aufgetan, die es galt in Augenschein zu nehmen. Von Mrs. Hutchinson lasen wir kein einziges Wort.
„Haytham, wenn sie hier in einem Gefängnis sitzt... hoffentlich..." beim Gedanken, dass man die Frau misshandelte, kräuselten sich mir alle Nackenhaare. Auch wenn ich dieses Weib hasste, DAS hatte niemand verdient.
„Was soll ich tun? Sie da heraus holen und bei uns einquartieren?" Bei Odin, er konnte aber auch wirklich kaltherzig sein.
„Nein, aber gibt es nicht..." mein Mann ließ mich nicht ausreden.
„Gibt es nicht! Sie ist eine Aufwieglerin, sie hat falsche Anschuldigungen in Umlauf gebracht und wer weiß was noch alles. Sie wird vor ein Gericht gestellt und verurteilt. DAS war es!" Haythams Wut konnte mitunter gnadenlos sein, aber das hier?
„Du verschweigst mir etwas!" in diesem Moment kam mir ein absonderlicher Gedanke.
Vor ein paar Jahren, als sie sich mit einigen Dingen übernommen hatte, war Haytham ihr zur Hand gegangen. Ist in den Tagen, wo er dort war, etwas vorgefallen? „Sag es!" zischte ich wütend.
Sein Blick war unergründlich auf mich gerichtet. Seine Körpersprache nicht zu deuten!
„Ich weiß nicht, was du meinst." damit drehte sich Haytham um und wollte schon aus dem Zimmer gehen, aber ich hielt ihn auf.
„Du weißt, ich kann auch anders..." meine Stimme dröhnte selbst mir in den Ohren.
„Das wagst du nicht, Alex!" fauchte er mich an.
„Wir werden ja sehen..." meine gesamte Konzentration ging in seinen Geist! Aber ich stand im wahrsten Sinne des Wortes vor verschlossenen Türen! Ein fieses Grinsen ging über sein Gesicht!
„Vergiss nicht, wir beide haben diese entscheidende Technik gelernt." diesen Sarkasmus konnte er sich sparen!
„Dann sag mir, was passiert ist?" War er mit ihr doch ins Bett gestiegen, hatte sie ihm irgendwelche Versprechen gemacht...
„Oh bitte, lass das! Nein, nichts dergleichen ist passiert!" seufzend ließ sich Haytham jetzt in einen der Sessel sinken!
„Dann rede gefälligst mit mir!" Meine Stimme überschlug sich bei diesen Worten, weil ich unendlich wütend, zornig und vor allem ... ja ich war enttäuscht und die Angst, er könnte mich betrogen haben, nahm immer weiter zu!
Ich hörte, wie er tief ein- und ausatmete, wie als würde er eine Meditation beginnen wollen. Geduld! Ihr wisst noch? Habe ich nicht!
„Wir saßen einen Abend in ihrem Arbeitszimmer und sahen die Bücher durch! Ich wollte sicher gehen, nichts übersehen zu haben. Auch Master Donovan könnte ja unter der Hand Handel getrieben haben, auch wenn er den Anschein eines zuverlässigen Händlers machte. Irgendwann stieß ich dann auf tatsächliche Ungereimtheiten, was einige Lieferungen anging. Amber nahm mir das Geschäftsbuch aus der Hand, überflog die Seiten, riss sie heraus und warf sie ins Feuer, mit den Worten, das hätte sich ja jetzt erledigt." müde rieb sich Haytham übers Gesicht.
„Sie berichtete von einigen Zahlungen, die sie an ihrem Gatten vorbei an die Krone entrichtete, damit sie sich eine Art Freifahrtschein erkaufen konnte, sollte sie einmal in Bedrängnis geraten. Aber dafür musste sie die Bücher manipulieren, wenn auch nur im kleinen Rahmen. Doch Amber hatte sich immer mehr Verbündete gesucht, welche aber damals durch diesen Bankrott nichts mehr mit ihr zu tun haben wollten."
Kurzum, Mrs. Donovan oder besser Mrs. Hutchinson musste plötzlich ihre Belange alleine klären, weswegen sie auf Haytham kam. Er war der einzige der nicht auf ihrer „Bezahlliste" stand! Sie dachte, sie könnte sich sein Geld zunutze machen, indem sie mich beseitigte um seine Gunst zu erlangen.
Amber hatte tatsächlich einige Spione, welche dubiose Dinge über mich ans Licht gebracht hatten, angeheuert. Aber Haytham wusste es besser, weil ich eben nicht „hier" geboren war, weder in der Zeit noch in den Kolonien!
Aber nach stundenlangen Debatten holte sie ein Schriftstück hervor, welches eindeutig aus der Zeit von Edward Senior stammte. Dort sprach man von mir und meinem Mordversuch an meinem Schwiegervater!
„Alex, ich wusste nicht, dass dir so etwas unterstellt wurde. Ich sah diese Papiere durch und sie waren von einem Orden aus Übersee. Diesen gibt es jedoch schon lange nicht mehr, aber es gibt noch ein paar gläubige Anhänger, welchen der Tod meines Vaters gerade Recht kam. JEDER bezichtigte DICH für seinen Mord." Sein Blick war mittlerweile verzweifelt.
Diese Frau gehörte aber keinem Orden an, keiner Bruderschaft!
„Nein, sie nicht! Aber ihr Großvater! MacAllister!"
Ich starrte meinen Mann mit großen Augen an. Ich hatte nie nach dem Mädchennamen oder der Familie von Mrs. Donovan gefragt, warum auch.
Dieser MacAllister hatte einige Tagebücher hinterlassen, nicht nur über mich waren dort Einträge, sondern auch über andere mögliche Widersacher des Ordens. Nach seinem Tod verfolgte man diese Liste und brachte einige unter die Erde oder holte sie auf die Seite der Templer.
Mich fand man nicht mehr. Aber Amber hatte herausgefunden, dass ich Frederickson hieß und hat dann eins und eins zusammengezählt. Dass sie damit aber bei meinem Mann nicht weiterkommen würde, weil er ja im Bilde war, machte sie wütend.
Gleichzeitig fühlte sie sich in die Ecke gedrängt, weil sie nun kein Druckmittel mehr hatte. Umgekehrt konnte sie jetzt aber auch meinem Mann unterstellen, dass er mit einer Namensfälscherin und Mörderin gemeinsame Sache machte.
Eines gab das andere und irgendwann stand Mrs. Donovan vor den Scherben ihrer eigenen Intrigen und ihres Lebens. Haytham hatte mit offenen Karten gespielt und meine Geschichte erzählt, nicht ganz wahrheitsgemäß versteht sich. Aber da sie nun keinen Trumpf mehr im Ärmel hatte, hisste sie die weiße Fahne und gab auf.
Leider nur bis sie diesen General kennen lernte!
Auch ihm wird sie sicherlich vorher schon einige ihrer Spione auf den Hals gehetzt haben! Mittlerweile schätzte ich die Dame so ein, dass sie ein hochgradig ungesundes Misstrauen allen Menschen gegenüber hegte.
„Das heißt aber auch, dass sie im Gefängnis vermutlich wirklich eine Sonderbehandlung genießen wird." meine Schlussfolgerung aus den ganzen bisher gewonnen Erkenntnissen ließ mich das annehmen.
„Genauso ist es. Mrs. Hutchinson genießt ein Privileg sondergleichen, Alex. Natürlich wird sie verurteilt, aber sie hat viel Geld investiert für ihre Freiheit." Großartig, dieses intrigante Flittchen kommt also davon, vermutlich sogar ohne Prozess.
„Darauf wird es hinaus laufen." wieder dieses tiefe Seufzen von Haytham.
„Warum hast du mir damals nicht gleich davon erzählt, dass du es so herausgefunden hast? Ich hätte dir doch diese Geschichte erzählt." eigentlich war ich enttäuscht, dass er mit mir nicht darüber gesprochen hatte.
„In deinem Zustand? Alex! Du hattest ganz andere Sorgen gerade." plötzlich stand er vor mir, zog mich an sich und sah auf mich herunter. „Außerdem habe ich es ehrlich gesagt auch einfach verdrängt, weil es im Grunde damals nicht mehr wichtig war."
Wer hätte auch gedacht, dass man DAS nochmal ausgraben würde!
Die Generalsgattin würde aber sicherlich nicht mit diesen Fakten auftrumpfen können, weil sie zum einen verjährt waren und vor allem konnte sie nichts mehr beweisen. Die meisten Unterlagen hatte sie in ihrer Panik anscheinend verbrannt. Gut für mich, schlecht für sie.
Schon am nächsten Tag erhielten wir die Nachricht, dass das Gericht von einer Verhandlung absah. Mrs Hutchinson würde wieder auf freien Fuß gesetzt in den nächsten Tagen, mit der Auflage wieder in ihre Heimat zurück zukehren. Ein Tross aus Wachen würde das, angeblich, überwachen.
„Sie hat, laut ihrer Urkunden, irische Wurzeln. Ob sie aber dort noch Verwandte hat, ist fraglich..." grübelte Haytham vor sich hin.
„Bei Odin, dann soll sie dort verhungern!" pöbelte ich in meiner Eifersucht, weil er schon wieder über ihr zukünftiges Leben nachdachte. Was ging ihn das an.
„Alex, du müsstest dich selber dabei sehen! Ich sorge mich um meine Mitmenschen, da könnte es auch Lion sein, oder Rory... ich würde mir auch bei ihnen solche Gedanken machen. Ich finde nichts an dieser Frau, was mich anziehen würde!" Als ich seine Lippen auf meinen spürte und seine Arme sich mich umschlungen, war ich auf seltsame Weise beruhigt. Ich konnte mich auf sein Wort verlassen.