das dreiundvierzigste Kapitel

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"Die junge Tochter des einst so mächtigen Kartellführers Nael Yurek einigte sich heute laut Insidern auf einen weiteren Vertrag mit der Policía Federal. Ist unsere Justiz tatsächlich so korrupt, um mit der größten Bande ganz Mexikos zu verhandeln?"

Bande. Wir waren so viel mehr als das. Ohne auf die zahlreichen Straßenumfragen zu warten, die meistens folgen, schaltete ich den Fernseher aus und ließ mich auf den hölzernen Sessel fallen, ehe ich höhnisch auflachte. Ich würde mir diese erbärmlichen Journalistenfragen nicht erneut anhören.

Die Menschen der Straßen liebten uns und das war das Mindeste was sie tun konnten, nachdem wir für ihre Sicherheit sorgten, was die lächerliche Policía Federal weniger professionell und organisiert hinbekam, weshalb sie die Nuevas um Hilfe baten.

"Das war wohl offensichtlich eine rhetorische Frage, oder?" Meine rechte Hand Raoul, dem ich es als einzigstes erlaubte auf meinem Königsthron zu sitzen, während ich auf dem Gästeplatz saß und Sohn meines verstorbenen Onkels aus Guadalajara, zuckte bloß wahrlich unwissend mit den Schultern.

Dieser Mann war mehr Kind, als ein Erwachsener und ich konnte ihm nicht mal böse sein, weil er ja nicht mit Absicht so unfassbar verträumt war. Außer es ging um Finanzen und Verträge, denn da war er der geschickteste Experte aller Zentralen.

Nach dem Vorfall vor drei Jahren hatten sich meine Eltern, ohne sich auf eine Diskussion einzulassen, aus dem Geschäft der Nuevas radikal zurückgezogen. Ihnen war es egal, dass sie die Existenzen der ganzen Mitglieder gefährdeten, denn sie verknüpften die Nuevas von dort an nur noch mit dem Geschehen von vor drei Jahren. "Es war alles unsere Schuld ", waren ihre Worte. "Wir möchten nicht mehr der Grund dafür sein, wenn du in Gefahr kommst"

Mit diesen Aussagen ließ mein Vater seinen Posten rücksichtslos frei, ohne dabei zu bedenken, dass all die Männer Familien Frau und Kinder zu Hause sitzen hatten und diese mit dem Gehalt der Nuevas ernährten, weshalb ich mich ans Werk machte.

Es war absurd, dass meine Eltern sich von dem Kartell distanzierten, um mich zu schützen und ich daraufhin ihre Position einnahm, doch als ich sah, wie eine Frau eines Mitglieds mich flehend darum bat sie bloß nicht hängen zu lassen, weil sie und weitere Ehefrauen der Männer meines Vaters ohne die Nuevas große Existenzprobleme bekämen, konnte ich nicht ignorant dabei zusehen, wie das Potenzial dieses Kartells davon floß.

Nicht, wenn es die Schuld meiner eigenen Naivität und Liebe einem Mann, welcher meine größte Gefahr darstellte, gegenüber war, die meine Eltern dazu motivierte alles aufzugeben.

Deshalb studierte ich kein Lehramt, sondern besuchte Kurse an der Universität im Bereich der Wirtschaft, des Managements und der Unternehmensführung, denn ich hatte vor die Nuevas im Allgemeinen zu verändern, es nicht mehr als furchteinflößendes Kartell darstellen zu lassen, sondern es grundlegend an der Wurzel zu packen und es zu einer Organisation zu machen, die die inneren Strukturen Mexikos zu verbessern, in dem wir Gespräche mit dem Staatsoberhaupt zu führen begannen.

Mittlerweile waren die Nuevas nicht mehr die Bösen, die Böses taten, sondern die Bösen, die Gutes taten. Teilweise. Manchmal. Das Gewissen all der Mitglieder muss sich seit meiner Machtübernahme gehörig verbessert und gereinigt haben, da war ich mir sicher. Es war trotzdem ein Kartell und das würde ich nicht verleugnen, denn wir mussten immer noch einige illegale Wege einschlagen, um in die Tiefen der Ordnungen der Justiz und der Regierung zu kommen. Man musste sie eben dazu zwingen der Gesellschaft einen Gefallen zu tun und dieses Gefallen waren wir.

Die Tochter des GangstersМесто, где живут истории. Откройте их для себя