das vierunddreißigste Kapitel

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Es wäre unsinnig noch weiter auf seine Worte einzugehen, weshalb ich den Kopf erschöpft in de Nacken legte.

"Dein Vater hat mir von der Hochzeit an der Küste erzählt" Auch auf diese Worte antwortete ich nicht. Von nun an würde ich nur noch über das Nötigste mit Nadal reden. Zu lange Gespräche würden dieses Etwas zwischen uns bloß in eine falsche Richtung leiten.

"Ich spreche mit dir" Nadal war es nicht gewohnt ignoriert zu werden, denn die Menschen respektierten ihn, genau so wie meinen Vater. Die Beiden hatten sich nie gesucht und doch gefunden. Zu meinem Nachteil.

"Das tust du oft", äffte ich seine Worte nach, denn genau das hatte er mal zu mir gesagt. Nun spürte er hoffentlich, wie sich die Rollen getauscht haben.

Durch geschlossene Augen konnte ich es nicht sehen, doch ich hörte, wie er seufzte. Wahrscheinlich um sich und seine Aggressionen unter Kontrolle zu bekommen. Darin war er gut.

Er war gefühlt in jedem gottverdammten anderen Bereich seines Lebens gut. Abgesehen von seinen Gefühlen, wenn er denn überhaupt jemals welche besaß und sie anerkannte.

"Steig aus" Fast wäre meine Kinnlade hinunter geklappt, als ich seinen Befehl hörte. Doch ich schluckte meinen Stolz hinunter und stieg aus, als wäre es mein eigener Wille. Freundlich zu einem Menschen, wie ihn, zu sein war um so einiges schwerer, als gedacht und auf ein Mal hatte ich nicht mehr das Bedürfnis es überhaupt weiterhin zu versuchen.

Am nächsten Morgen standen Koffer und Taschen am Eingang unseres Anwesens bereit zum Transport. Genau so, wie Adnan und ich, als wir genervt auf unsere Eltern warteten, die sich mal wieder Zeit ließen. Wie vorteilhaft es doch war, der Chef zu sein. So würde niemals jemand sauer auf sie sein, bloß weil sie Stunden später, als geplant kamen.

Herzlich lachend erschienen die Beiden dann endlich mit verhakten Armen, während meine Mutter meinem Vater spielerisch auf die Schulter schlug. Schmunzelnd beobachtete ich das Liebesspiel zwischen den Menschen, die mich groß gezogen hatten.

"Wir wurden hier fast schon wieder gefragt, wie viel wir die Nacht kosten, so lange wie ihr gebraucht habt" Adnans beschwerende Stimme brachte uns alle zum Lachen, als wir dabei waren zum Auto, welches uns zum Flugplatz fahren würde, zu laufen.

"Adnan, würdest du bitte aufhören, deine Schwester und dich mit Prostituierten zu vergleichen?", schimpfte meine Mutter mit ihm.

Wir waren bereits auf den Straßen dieser wunderschönen Stadt, die ich vermissen würde, auch wenn es nur einige Tage waren, für die wir unsere Heimat und den Hauptstandort der Nuevas verließen. Mein Vater klärte nicht gerade leise die letzten wichtigen Maßnahmen im Bezug auf unseren Aufenthalt in Salina Cruz mit einem der Männer aus genau dem Ort.

"Würdet ihr dann vielleicht mal darauf achten, pünktlich da zu sein?", verteidigte ich meinen Bruder, nur um ihm gegen seinen Willen durch die Haare zu fahren. "Ihr seid die einzigen, die uns diesen Zeitdruck machen dürfen"

Meine Mutter küsste mich auf die Stirn, bevor uns die Türen geöffnet wurden. Vor unseren Augen stand der große und eindrucksvolle Privatjet und vor diesem befand sich jemand viel beeindruckenderes.

Nadal Bellucci richtete sich mit erhobenen Kinn den Kragen, ehe er die Schultern straffte und meinen Eltern zur Begrüßung die Hand reichte, bevor diese das Flugzeug betraten. Als er auf mich zukam, wand ich den Blick ab und lief geradewegs an ihm vorbei.

Die Tochter des GangstersWhere stories live. Discover now