das zweiunddreißigste Kapitel

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Das schrille Klingeln meines Telefons riss mich aus diesem Wachtraum, welches sich Penelope Yurek nannte. "Nadal, du musst sofort ins Noble kommen. Einige Typen machen hier einen Aufstand"

Adés Stimme krächzte fast schon, woraus ich schließen konnte, dass die Lage ernst war, da er selten nach meiner Hilfe bat. Abrupt zog ich mich aus Penelopes Umarmung, um augenblicklich auf den Fahrersitz zu steigen. "Ich bin in paar Minuten da" Nachdem ich Adés mit einigen Worten beruhigen konnte, packte ich mein Telefon zurück in mein Jackett.

"Wohin gehen wir?", ertönte plötzlich Penelopes aufgeregte Stimme von der Rückbank. Für einen kurzen rücksichtslosen Moment hatte ich vergessen, dass sie anwesend war. Verdammte Scheiße.

Eine Frau, wie sie, hatte in einem Club, wie dem Noble rein gar nichts zu Suchen. Nicht in dieser Welt und auch nicht in einer anderen. Eine Vollbremsung brachte das Auto augenblicklich zum Stehen, so dass ich mich nach hinten zu Penelope wenden konnte, die mich mit aufgerissenen Augen anstarrte.

"Ich werde dich jetzt nach Hause fahren und du wirst deinem Vater sagen, dass du müde wurdest" Nun musste alles schnell und nach Plan gehen. Jedoch hätte ich mittlerweile verstanden haben, dass dies mit einer Yurek nicht klappte. Sie brachte alles durcheinander und das in den Momenten, in denen ich es am Wenigsten gebrauchen konnte.

"Wie bitte? Nein, fahr los. Du hast es offensichtlich sehr eilig, also nimm mich mit, Nadal. Los", hetzte sie mich und deutete mit der Hand auf die Straße. Kurz musste ich realisieren, dass ich dieses beeindruckend engelsgleiche Gesicht, diese starke Stimme einen verdammten Monat nicht gesehen hatte. "Penelope, widerspreche mir nicht", ermahnte ich sie, nur um heraus zu finden, dass auch das nicht funktionierte. Ich verlor nur Unmengen an Zeit.

"Hör' ein verdammtes Mal auf mich und tu was ich dir sage, wenn du nicht willst, dass du zu spät bist" Ihre Worte brachten mich dazu gestresst aufs Lenkrad zu schlagen, nur um dann aufs Gas zu drücken.

Das Noble. Scheiße, was habe ich dort schon alles gesehen, was nicht für ihre unschuldigen Augen gedacht ist? Ich musste dafür sorgen, dass sie diesen Club ohne ein Trauma verlässt, auch wenn ich ganz andere Sorgen hatte, als auf diese Frau aufzupassen. Aber scheinbar nahm ich meine Arbeit mit in alle anderen Bereiche meines Lebens, ohne es wirklich beabsichtigt zu haben.

Penelope knetete auf der Rückbank nervös die Hände und als ich in den Innenspiegel blickte, sah ich, wie sie in sich hinein lächelte, während sie die Augen auf die Straßen richtete. "Falls du denkst, dass der Ort, zu dem wir gehen, irgendeine hochnäsige Party, wie die deiner Eltern ist, dann streiche das mal ganz schnell aus deinem schönen Kopf" Penelopes Lächeln bröckelte, als ihre Augen auf meine im Innenspiegel trafen.

"Dass du aus ganz anderen Szenen kommst, ist kein Geheimnis, also mache ich mir da keine falschen Hoffnungen" Dieses Miststück. Welche Ahnung hatte sie denn? Wer hatte ihr von mir erzählt? Welche Geschichten glaubte sie und welche nicht? Ich packte das Lenkrad fester. Hatte sie sich deswegen einen Monat lang zurückgezogen, oder war es doch eher die Tatsache, dass ich sie daran erinnert habe, dass ich für ihren Vater arbeitete und das zwischen ihr und mir gefährlich war?

"Aus welchen Szenen komme ich denn, Boss?", knurrte ich, als ich den Blick zurück auf die hell beleuchteten und stark befahrenen Straßen richtete. Sie war still, traute sich nicht zu sprechen. Entweder wusste sich nicht die Antwort, oder traute sich nicht diese auszusprechen.

Die Tochter des GangstersWhere stories live. Discover now