das zwanzigste Kapitel

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Ich war gekommen, um Nael Yurek in jeglicher Hinsicht von mir überzeugen zu können, so dass die Summe meiner Bezahlung nur noch wachsen konnte. Doch ich kam nicht, um mich von seiner unberechenbaren Tochter beeinflussen zu lassen. All die Jahre machten mich zu einem belastbaren Mann und brauchte es nur eine temperamentvolle und unverschämte Frau, um meine Autorität zum bröckeln zu bringen.

Als ich das Badezimmer verließ, ohne etwas anderes, außer mir das Gesicht zu waschen, zu tun, wurde ich im äußerst prächtigen Flur der Yureks von einer blonden Dame, die in Pénelopes Alter war, begrüßt.

„Ich habe mir schon Sorgen um Sie gemacht" Fast hätte ich die Augen gerollt, wenn ich mich nicht so gut, wie immer kontrollieren konnte. Frauen wurden zu Wachs in meinen Händen und das machte sie so unheimlich uninteressant.

„Das war nicht nötig" Gefasst nickte ich ihr zu. Wie hieß sie noch gleich? Durch meinen Beruf musste ich mir viele Namen merken können, jedoch viel es mir bei dieser Frau schwer mich an ihren Namen zu erinnern.

„Was genau tun Sie für die Nuevas?" Menschen waren so verdammt leicht zu durchschauen. Merkt sie nicht, wie einfach ich ihre Masche erkennen konnte? Sie siezte mich in der Hoffnung autark zu wirken. Ihr Ziel war es mich durch diese erwachsene Höflichkeit von ihr zu überzeugen und zu faszinieren. Pénelope war nicht mal ansatzweise so biegsam und anpassungsfähig. Ihre Gedanken waren radikal, impulsiv und angriffslustig.

„Ich gewähre der Tochter Schutz" Ihre Mundwinkel zuckten fast schon diabolisch, als ich meinen Satz beendet hatte. Bereits durch Pénelopes Blick, als mir die Blondine zu nah kam, spürte ich die Spannung zwischen den beiden Frauen. War das ein Kampf zwischen zwei Hexen oder doch eher Teufel?

„Unter uns, ich weiß, wie schwer Pénelope sein kann. Sie ist sehr eigen" Und wie sie das war. Trotzdem war da ein Impuls in mir, dem es nicht mal ansatzweise gefiel, wie diese Frau über Pénelope sprach.

Wie lächerlich, wenn ich doch nicht anders über sie dachte. Aber sie war nicht da und aus dem Grund gehörte es sich nicht auf die Art über sie zu sprechen. Anstand und Loyalität war dieser blonden Dame scheinbar ein Fremdwort. Ich spuckte auf ihr unter-uns Sein.

„Sie mag schwer für jemanden sein, der nicht weiß, wie man mit ihr umzugehen hat" Mein Gegenüber runzelte die Stirn bei meinen Worten, als würde es ihr nicht passen, wie ich über Pénelope sprach.

Ich würde nun nichts lieber tun, als diese anstrengende Frau so achtlos, wie ich war, stehen zu lassen und entweder in meinen Wagen zu steigen und heim zu fahren, oder das Baton Rouge zu besuchen. Wirklich kein einziger Nerv war mir übrig geblieben für diese Frauenwelt.

„Wenn das jemand wüsste, wäre sie nicht so großmäulig", konterte die Frau, die scheinbar ein großes mit meinem kleinen Problem, namens Pénelope, hatte.

Plötzlich stand sie da. Das bordeauxrote Kleid, welches sie trug, schmeichelte ihrem Körper, der mich fast schon darum bat, berührt zu werden. Ich hasste sie für ihre einnehmende Wirkung auf mich. Diese Frau hatte eine Ausstrahlung, wie keine andere. Ihre Aura verdeutlichte die pure göttliche Weiblichkeit und eine so unfassbar anziehende Eleganz.

„Lasst euch nicht stören" Ohne mich auch nur einmal anzublicken, lief sie mit bedacht viel Abstand an mir vorbei zu einer Schublade.

Die Tochter des GangstersWhere stories live. Discover now