das sechzigste Kapitel

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Zwei Wochen später bekam ich öfter Herzrasen, mein Gesicht fühlte sich weicher an und Heisshunger, so wie Übelkeit. Nadal hatte mich mit großen Augen angestarrt, als ich die Tür des Bades öffnete, nachdem ich mich lautstark übergeben hatte.

"Glaubst du--" Er nahm meine Hand, ohne mich aussprechen zu lassen. Wenige Minuten später waren wir in einer Privatklinik, dessen Frauenärztin von Nadal höchstpersönlich ausgesucht wurde. Seine Augen strahlten heller, denn je und sein einzigartiges Lächeln war ihm im Gesicht festgeklebt. Er lächelte selten. Nadal schmunzelte ab und zu.

Doch seit einigen Tagen war es ein anderes Schmunzeln. Eins, das seltsam war. Irgendwas fühlte sich nicht richtig an und das war der Grund, weshalb ich mich nicht komplett auf die Ärztin konzentrieren konnte. Stattdessen blickte ich zu ihm hoch, während er meine Hand festhielt und zur Ärztin starrte.

Erst, als sie mir das Ergebnis nannte, erwachte ich aus diesem unbekannten Halbschlaf, in dem ich mir nur Gedanken über Nadals müdes Gesicht machte. Ihn plagten Probleme und so langsam bekam ich es mit der Angst zu tun.

"Herzlichen Glückwunsch" Nach diesen zwei Worten zog mich Nadal in die stärkendste Umarmung, die er mir jemals gegeben hatte. Als ich ihm in die Augen sah und sein Gesicht in meine Hände nahm, glaubte ich für einen Moment mir einzubilden, dass er weinte. Doch dann erinnerte ich mich daran, dass ein Mann, wie Nadal nicht weinte, weshalb ich mir einredete, dass mir meine Augen nur einen kleinen Streich spielten.

"Ich fasse es nicht, Nadal. Das ist unsere Kunst", flüsterte ich ihm mit belegter Stimme zu, als die Ärztin uns alleine ließ, nachdem wir einen weiteren Termin ausmachten. Ich küsste sein ganzes Gesicht aufgeregt ab, als er entspannt auflachte. Oh, Gott. "Wir kriegen ein Kind", fügte ich hinzu, doch Nadal zog mich nur wieder in seine Arme, ohne zu antworten.

Den ganzen Tag lagen wir zusammen auf der Couch in unserem neuen und hellen Haus, welches sich außerhalb der lauten und dreckigen Innenstadt befand, so dass uns von unserem Wohnzimmer aus ein wunderschöner Blick auf den großen Garten geschenkt wurde. Es fühlte sich hier nach purer Freiheit an. Die Freiheit, die ich nur mit ihm an meiner Seite fühlen konnte.

Nadals kräftige und große Hand lag in meiner, während ich sein Gesicht studierte und analysierte, wie ich es so oft tat. "Ich hoffe, es kriegt dein Gesicht" Nadal blickte vom Fenster weg und schaute zu mir. Irgendwas lag in seinem Blick. Ich hatte Angst davor nachzufragen.

"Ich hoffe, es kriegt deine Gutherzigkeit" Schmunzelnd küsste ich ihn auf die Nase, nachdem ich das ehrliche Kompliment in mich aufzog. "Ich hoffe, es kann irgendwann jemanden so lieben, wie du mich", fuhr er fort und ich hörte die Schwere seiner Stimme.

Die Art, wie er sprach, war auffällig anders, als sonst immer. Panik baute sich in mir auf. Nadal blickte mich mit diesem ernsten Ausdruck an. Ein Ausdruck, der mein Innerstes erfrieren ließ. Leicht fuhr ich mit meiner Hand über seine kalte Wange. In ihm befand sich eine Last, eine schwere Last. Ich sah es in seinen dunklen Augen. Ich kannte Nadal Bellucci. Auswendig kannte ich den Mann, den ich liebte, von Herzen begehrte und für den ich meine Seele hergeben würde.

Plötzlich erkannte ich es. Seine Augen wurden glasig. Genau so verschwommen, wie heute morgen beim Arzt, wirkten seine Augen, als sie tief in mein Innerstes drangen.

"Nadal"

Es war still. So lange, dass ich schreien wollte, um diese widerliche Spannung von mir lösen zu können.

Die Tochter des GangstersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt