das einundfünzigste Kapitel

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Nach dem Ausfall meiner Kontrolle, hatte Nadal sich von mir getrennt und mich in der eisigen Kälte stehen lassen. Das wars. Wäre er eine Sekunde länger vor mir stehen geblieben, hätte ich ihn meine Hand an seiner Wange spüren lassen.

Verfluchte Scheiße, nochmal. Wie konnte ich das nur zulassen? Ich schämte mich zutiefst. Zutiefst. Die naive Penelope kam nach drei Jahren wieder zum Vorschein. Nach drei Jahren, in denen ich nicht mehr wusste, ob er noch lebte, vielleicht Frau und Kinder hatte, noch an mich dachte.

Noch am nächsten Morgen spürte ich seine Lippen dominierend an meinem Mund. Wütend über mich selbst, schenkte ich meinem Spiegelbild einige böse Blicke, bevor ich mein Apartment verließ.

Gott, Adnan. Geht das etwas leiser?" Adnan war mittlerweile in der Hochphase seiner blühenden Jugend. Mit seinen frischen achtzehn Jahren ließ er seine schüchterne Freundin Bela, die Nichte Alonsos, gefühlt jedes Mal, wenn ich mein Elternhaus betrat, lautstark zum Höhepunkt bringen. Bela schämte sich aber auch für gar nichts, so lange meine Eltern nicht zu Hause waren und Adnan ihr einredete, dass auch ich nicht spontan vorbeikommen würde, wie ich es eigentlich oft tat.

Liebevoll begrüßte ich das Personal in der Küche und begab mich dann in mein altes Zimmer, aus welchem ich einige alte Unterlagen aus meiner Studienzeit raussuchte. Meine Leute aus dem Krisenmanagement verlangten sie.

Bevor ich mein Zimmer wieder verließ, konnte ich nicht anders, als mich zurück zu meinem Bett zu drehen und in Gedanken an die Zeit erinnert zu werden, als er in mein Zimmer gestürmt kam, um sich seinen Kuss abzuholen.

Da wusste er schon, dass es nicht klappen konnte. Ich schloss meine Augen und atmete tief durch, als ich die Tür schloss.

An der Wand neben meinem Zimmer hing seit Jahren ein eingerahmter Zeitungsartikel über einen Raubüberfall in Madrid, ausgeführt von meinem Vater. Meine Mutter sagte, dass es der Raub wäre, bei dem sie sich kennengelernt haben, aber ganz konnte ich es ihr nicht glauben. Ich meine, was für ein Zufall konnte das denn bitte sein? Seinen Seelenverwandten traf man doch nicht bei einem Überfall.

Aber warum sonst sollten sie es so stolz einrahmen? Kurz musste ich darüber schmunzeln. Sowas konnte auch nur meine Mutter machen.

Adnan riss mich mit seiner lauten Stimme aus den Gedanken, als er mich abrupt und schreiend in eine zu feste Umarmung zog. „Zwei Tage, Adnan. Ich war erst vor zwei Tagen hier", lachte ich in seinen braunen Locken. Er drückte mich von sich und hielt mein Gesicht in den Händen.

„Zwei Tage zu spät. Ich hasse dich dafür, dass du ausgezogen bist. Komm zurück" Jedes Mal, wenn ich in meinem Elternhaus war, begann Adnan alle Argumente, die für meinen Rückzug in mein altes Zimmer sprachen, zusammen zu werfen und sie mir stolz zu präsentieren. Hätte er sich mal für die Schule so viel Mühe gegeben.

„So dass Mamà mich jedes Mal wenn ich das Haus verlasse , fragt wohin es geht und Padré mich dazu überredet, doch Lehramt zu studieren? Gracias, Adnan. So ist's besser" Schaufend rollte er die Augen. Das wäre nicht das letzte Mal, dass wir darüber sprachen. Ich sah es ihm an.

„Übrigens, Nadal soll wieder in der Stadt sein" Oh, tatsächlich?

Mein Bruder und Nadal hatten sich vor drei Jahren äußerst gut verstanden, doch nachdem Adnan erfuhr, was passiert war, hatte er sich offiziell dazu entschieden niemals den Posten meines Vaters zu übernehmen.

Die Tochter des GangstersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt