das elfte Kapitel

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Nach dem Berühren unserer Lippen am gestrigen Abend hatte Nadal mich entschlossen von sich gedrückt und mich auf direktem Wege zurück zum Anwesen gefahren. Ohne Worte verging die Autofahrt, da ich damit beschäftigt war mir auszumalen, was er gefühlt haben könnte.

Wenn ich wüsste, was genau mich dazu gebracht hatte, dieses Arschloch durch meine Lippen zum Verstummen zu bringen, wäre ich um einiges schauer. Ich versuchte mich den folgenden Morgen durchgängig mit neuen Romanen abzulenken, doch selbst die Tatsache, dass mich Raquel angerufen und mich zu einer Themengala eingeladen hatte, konnte meine Gedanken nicht von diesem eisigen verbitterten Mann lösen.

Gerade als ich den Ofen öffnen wollte, um meine Kreation, mexikanische Concha puerquito ojo buey, zu backen, hörte ich ein nicht gesundes lautes Knacken. Erschrocken riss ich meine Augen auf und hoffte, dass niemand außer mir gehört hatte, wie ich den Ofen so laut aufgerissen haben musste, dass die Innenmechanik offensichtlich nicht mitkam.

„Selbst den teuersten Ofen zerstöre ich", zischte ich, als ich mich in den ausgeschalteten Ofen beugte. Verdammt nochmal. Irgendeine Schraube lag auf dem Blech, welches ich versuchte herauszuziehen, es aber klemmte. Ich war kurz davor diesen Ofen in Brand zu setzen.

Plötzlich hörte ich ein dunkles und tiefes Räuspern. So vorsichtig, wie ich nun mal war, knallte ich meinen Kopf nicht an das Blech, als ich erschrak. Nein, stattdessen zog ich meinen Oberkörper elegant aus dem Ofen, während ich zu Gott betete, dass es nicht mein Vater war, der mich erwischte.

Es war der große und allmächtige Nadal Belluci, der mich von oben herab ansah. Metaphorisch, so wie auch tatsächlich gesehen. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass mich seine Präsenz, in dem pechschwarzen Anzug und mit dem markantem und strengem Gesicht, nicht beeindrucken würde. Verfluchter Bastard. Ich hasste ihn.

„Wie bist du rein gekommen?", wollte ich misstrauisch wissen. „Wenn du vorsichtiger wärst, würdest du die Terassentür schließen" Seine schimpfende Stimme verursachte ein Kribbeln in meinem Unterbauch, dass ich mit einem Schmerzmittel betäuben müsste. Augenrollend erhob ich mich und richtete mein Kleid, welches mir hoch gerutscht war und doch hatte Nadal meinen Beinen keinen einzigen Blick geschenkt.

Wahrscheinlich sprach es gegen seinen Stolz seine Augen von meinen zu lösen und sie über eine andere Körperstelle an mir wandern zu lassen und dass der Stolz dieses Spaniers sehr groß war, schien nun wirklich kein Geheimnis mehr zu sein.

„Aber Gott sei Dank steht ein Heer voller Männer um das Anwesen, so dass deine Unachtsamkeit keine Folgen hat", fügte Nadal zu. Was dachte er sich, wer er ist? Mein Vater?

„Meinst du die selbe Unachtsamkeit, wie deine gestern Abend?" Keck grinsend kam ich auf ihn zu und wusste, dass ich ihn damit provozieren konnte.

Nadals Gesichtszüge wurden düster und fast schon verärgert, als ihn auf den fast schon magischen Moment gestern Abend ansprach.

„Passt es dir nicht, dass ich dich daran erinnere?" Meine Frage diente zur bloßen Provokation und gleichzeitig schenkte sie mir eine ungeheuer große Stärke, die ich genoss. Zuerst sah er von oben auf mich herab und nun war ich es, die ihn metaphorisch an den Boden drückte.

„Hör zu, Pénelope" Meine gewonnene Stärke entzog er mir mit diesen wenigen Worten, die pure Kälte und Distanz ausstrahlten. Der Enthusiasmus in mir erlosch ruckartig.

Die Tochter des GangstersWhere stories live. Discover now