Das neunundfünfzigste Kapitel

9.6K 350 244
                                    

P

"Du schläfst wieder mit Bellucci?" Zuerst zuckte ich zusammen und dann schenkte ich Adnan einen warnenden Blick. "Sag das nochmal" Eingeschüchtert schüttelte mein Bruder den leeren Kopf und schloss die Tür meines Büros, indem ich mich schon den ganzen Tag befand.

Tonlos zog er den Stuhl vor meinem Schreibtisch nach hinten und ließ sich auf ihm nieder. "Du erzählst es ihnen, bevor ich es weiß? Das ist der Dank dafür, dass ich dein Zimmer nicht direkt übernommen habe, als du weg bist?" Ich klappte den Laptop zu und verschränkte meine Arme vor der Brust, als ich mich im Stuhl nach hinten lehnte und meinem dämlichen Bruder ins wütende Gesicht sah.

"Adnan, auf der Welt verhungern Menschen und du weinst gleich, weil ich dir nicht Bescheid gegeben habe, dass ich wieder in Kontakt zu ihm habe?" Schulterzuckend trank mein Bruder von seinem Glas, den er mitgenommen hatte.

"Sie laden ihn ein" Mir klappte die Kinnlade runter. "Du schaust so, als hätte ich dir gerade gesagt, dass ich auf Männer stehe", fuhr er fort. "Du lügst doch" Schockiert erhob ich mich und griff im selben Moment nach meinem Telefon.

"So wie du gelogen hast, als du meintest dass du nie wieder was mit einem Bellucci zu tun haben willst? Ja, genau so lüge ich jetzt" Manchmal wollte ich ihm eine reinhauen. Aber so richtig, bis er die Klappe hielt.

"Nadal" Er nahm den Anruf erst nach einer Weile ab. Ich wusste nicht, wo er war. "Ist was passiert?" Seine Stimme klang alarmiert und bereit zum Handeln, wie immer. Dieser Mann war die große Hand, die sich über mich legte, um mich vor all dem Bösen dieser Welt zu schützen. Ich wusste es.

"Meine Eltern. Sie wollen dich sehen" Nadal schwieg. Lange. "Ist er eingeschlafen, der alte Spion?", sprach Adnan unverschämt und grinste. So nannte er ihn oft, wenn er sich über Nadal aufregte. Immerhin war er früher einer. Adnan tat sich schwer damit das zu vergessen und ich sollte es ihm nicht übel nehmen. Gereizt blitzte ich ihn an, als ich ihm leicht auf die Schulter schlug. "Wann?" Nadals ertönte monotone Stimme mit einem Mal. "Heute Abend", antwortete Adnan so laut, dass Nadal ihn ebenfalls hören konnte.

Stunden vergingen. Nadal kam zu meinem Apartment, sodass wir zusammen zu meinem Elternhaus aufbrechen konnten.

Als ich ihn sah, stockte mir der Atem. Er trug einen pechschwarzen Anzug und würde mir damit die Show stehlen. Doch als ich seinen brennenden Blick auf mir spürte, wusste ich, dass es nicht so sein würde.

"Zu schick?" Unsicher betrachtete ich mich im Standspiegel, als ich ihn im Türrahmen stehen sah. Er legte den Kopf schief und kniff die Augen zusammen, wie ein streng überlegender Mathematiker es tun würde, wenn er eine neue Formel lösen wollte.

"Du überlegst zu lange" Die Arroganz meiner Stimme übertrug ich auf meinen Blick. Nadal näherte sich mir, legte seine Arme um meine Taille und seinen Kopf auf meiner Schulter. Dass ein sonst so brutaler Mann, wie Nadal Bellucci, mich mit solch einer Vorsicht berühren konnte, trieb mich in den Wahnsinn.

"Ich hoffe du erwartest jetzt keine widerlichen Sprüche von mir, wie die ganzen schnulzigen Kerle aus den abnormalen Liebesfilmen, die du früher immer geschaut hast", sprach er rau. Laut lachte ich auf und schlug ihm spielerisch auf die Schulter, als ich mich zu ihm wand. "Pass auf, was du da sagst" Nadal schüttelte den Kopf und ich legte meine Hände an seinen Kragen, um ihn zu richten, bevor ich mich an seine Krawatte ranmachte.

Die Tochter des GangstersWhere stories live. Discover now