das zweiundvierzigste Kapitel

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>> P <<

Den kompletten nächsten Tag hatte sich niemand, außer der Haushälterin, getraut das Zimmer zu betreten. So langsam, aber sicher wurde ich verrückt. Ich musste hier raus, ob sie es nun akzeptieren wollten, oder nicht.

Zuerst spürte ich die Panik in mir aufsteigen, weshalb ich lautstark gegen die Tür hämmerte, so dass mir Alba erschrocken aufmachte. An ihr vorbei rennen könnte ich, doch die Chance, dass mich die Männer innerhalb des Hauses packen, war zu groß, um dieses Risiko einzugehen.

"Ruf ihn her", befahl ich harsch, auch wenn mich ihre faszinierten Blicke fast schon wieder weich machten. Ich durfte keine Schwäche zeigen, auch wenn sie mein Ticket zur Freiheit sein könnte.

"Wen, Senóra?" Zitterte sie etwa? So einschüchternd wollte ich doch gar nicht sein. Instinktiv fühlte ich mich schlecht. War ich nun nicht genau so, wie sein Bruder? Voller Hass und Zorn? Sie konnte nichts für meine Lage, auch wenn sie ihnen indirekt bei der Gefangenschaft half.

"Nadal" Nickend schloss sie die Tür, woraufhin einige Minuten später ein genervter Nadal im Zimmer stand. Es schien, als hätte ich ihn bei etwas besonders Wichtigem gestört.

"Wie lange dauert euer kranker Scheiß noch?" Nadal verkrampfte sich sofort bei meinen Worten. "Pass auf, wie du mit mir sprichst", mahnte er mich, als wäre er mein Vater.

"Antworte mir" Ich lief auf ihn zu, was er mit einer gehobenen Augenbraue kommentierte, als ob er mich fragen werde, was mein Plan wäre. Das wirst du noch früh genug erfahren, Bellucci.

"Abgesehen davon, dass mich dein Bruder krankenhausreif geschlagen hat, ist es nicht gesund für den Menschen nicht an die frische Luft gehen zu können", belehrte ich ihn provozierend. Oh Gott, wie sehr ich das vermisst hatte. Wo war die alte Penelope geblieben? Ich hatte sie vermisst.

"Ich hatte dir gesagt, dass es nicht mehr lange dauert" Er schien erschöpft, ja, fast schon müde und als ob er die Nächte nicht schlief. Was hielt ihn wach?

"Und ich hatte dir gesagt, dass es nicht gesund ist, also-" Ich hatte es vermisst, dass er mich so unverschämt, wie er nunmal war, unterbrach. "War's das? Ich habe noch zu tun" Mir klappte die Kinnlade hinunter, so schockiert war ich von seiner Respektlosigkeit.

"Nein, tatsächlich war's das noch nicht. Ich möchte an die frische Luft. Hörst du mir überhaupt zu?", hinterfragte ich. Als wäre er mit den Nerven am Ende, schloss er die Augen und atmete tief aus. Oh, fuck. Nun würde er ausrasten und ich sah es kommen.

Doch seine Reaktion schockierte mich. Mit angespanntem Gesicht und zu einem Schlitz verzogenen Lippen öffnete er die Tür und deutete mir mit der Hand an ihm zu folgen. Dümmlich schmunzelnd wackelte ich mit den Schultern. So einfach war das also.

Nun müsste ich mir jeden Weg zum Ausgang merken, denn nur deshalb wollte ich an die 'frische Luft'. Was mich jedoch ordentlich verunsicherte, waren die zwei Männer, die am Eingang standen und so aussahen, als würden sie eine schmale Dame, wie mich mit einer Hand wegschlagen können.

Nadal lief also zur Veranda, von welcher ich definitiv nicht fliehen könnte, da es von dort aus keinen Weg zu den Straßen gab.

"Hier ist deine frische Luft", verspottete er mich, als er sich neben mich stellte und die Arme ungeduldig vor der Brust verschränkte. Für einen kurzen Moment schloss ich die Augen und inhalierte die Luft so tief ich konnte. Als ich sie wieder öffnete, blickte ich starr in den hellen Himmel, als ich seinen Blick auf mir spürte.

Die Tochter des GangstersWhere stories live. Discover now