das neunte Kapitel

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Wut. Dieses einzige Wort würde meinen ganzen Gefühlszustand kompakt zusammenfassen, ja.

Tonlos sortierte ich meine ausgewählten Bücher im Auto neben Nadal, der mich nicht auch nur eine Sekunde lang beobachtete.

„Fahr' mich heim", zischte ich, als ich bemerkte, dass er nicht den üblichen Heimweg nahm. Stur blickte Nadal auf die Straße, als er sich dafür entschied mir nicht zu antworten.

„Ich sagte, dass du mich heim fahren sollst", wiederholte ich mich genervt, als er seelenruhig ausatmete. „Du sagst viel, Pénelope" Seine ironische Bemerkung sollte mich verstummen lassen, vermutete ich mal.

„Du sagst wirklich viel, wenn der Tag lang ist", fuhr er fort, als er das Lenkgrad fester umgriff. Ich fragte mich, was er nun für ein Problem hatte. Ging ich ihm so sehr auf die Nerven? Bereite er es so dolle?

„Vielleicht solltest du für jemanden arbeiten, der sich den Mund verbieten lässt", empfahl ich ihm tadelnd, während wir weiterhin Straßen entlang fuhren, die ich nicht kannte.

„Diese Menschen zahlen nicht so gut, wie dein Vater", konterte er bissig. Dieser Mann war ja so unheimlich oberflächlich und lebte scheinbar förmlich nur fürs Geld. Meine Mutter hatte mir erzählt, dass auch mein Vater so war, früher.

Bevor er sie kennengelernt hatte und auch eine sehr lange Zeit lang danach hatte er sich nur auf seinen Ruhm und seine Macht fokussiert. Falls Nadal so ein Typ sein sollte, würde mich kein Mensch auf dieser Welt dazu bringen können zu versuchen ihn zu verändern. Die Kraft hätte ich nicht. Nicht für jemanden, der so unhöflich war.

„Ich kenne niemanden, der derart geldgierig ist", zischte ich und rollte die Augen, ehe er mir einen kurzen Blick schenkte. Vermutlich sollte ich meinen Vater anrufen und ihm sagen, dass mich dieser komische Typ entführte. Doch aus irgendeinem Grund war ich so sehr auf das Gespräch fokussiert, dass meine Motivation nicht ausreichte, um nach meinem Handy zu greifen.

„Du kennst nicht einmal deine eigenen Freunde, Pénelope, deine Worte haben kein Gewicht" Da war es schon wieder. Dieser schneidende Unterton, der mich beleidigen sollte.

Was zur Hölle wusste er denn schon über meine Freunde? Hatte er sie studiert und analysiert?

„Ich nehme an, du kennst meine Freunde besser, richtig?" Herausfordernd zog ich eine Augenbraue hoch. Nun, so etwas musste ich mir nicht bieten lassen. Dafür war ich mir viel zu wertvoll und besaß definitiv zu viel Stolz, welches er nicht kränken konnte, auch wenn er es bereits versucht hatte.

„Man muss nicht sie kennen, um zu wissen, dass-" So harsch, wie möglich, unterbrach ich Nadal. „Wen muss man denn dann kennen?" Das interessierte mich. Ja, das tat es wirklich. Immerhin gab es jemanden, der Nadal auf diese Gedanken gebracht hatte.

Dass ich ihn unterbrochen hatte, schien ihn sehr zu stören, da er die Augen schloss. „Du solltest dich nie wieder über meine Manieren beschweren, wenn du die Jenige bist, die mich gerade unterbrochen hatte" Da hatte er Recht, doch meine Neugier war zu groß. Plötzlich kam das Auto zum Stehen. Ich hatte gar nicht gemerkt, wo wir hingefahren sind, denn falls ich es gemerkt hätte, wäre ich warscheinlich schon im Auto ohnmächtig geworden.

Die Gegend in der wir waren, schien wie das Zentrum aller dunkelsten Ghettos Mexikos. Es war als wären wir im Herzen Acapulco, der warscheinlich gefährlichsten Küstenstadt Mexikos, angekommen.

Die Tochter des GangstersWhere stories live. Discover now