das achtundfünfzigste Kapitel

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Es waren zwei Tage vergangen, seitdem wir uns nicht mehr gesehen hatte, da er für ein wichtiges Gespräch ins Ausland fahren musste. Am Abend sollte er da sein, doch es war schon seit Stunden dunkel und noch immer stand kein Nadal Bellucci neben meinem Sicherheitsmann und wartete auf den Einlass.

"Wo bleibt er denn?", fragte ich Marco, den ich nur ganz leicht panisch anrief. Marco wusste es vielleicht schon. Vielleicht auch nicht. Es war mir gleichgültig, denn würde er sich irgendwas Unverschämtes trauen zu sagen, würde sich Nadal um ihn kümmern.

"Er ist unterwegs, Boss" Ich schloss die Augen schnaubend. "Ich habe dir gesagt, dass du mich nicht so nennen sollst, Marco" Dieser Mann erinnerte mich so sehr an Raoul und vielleicht war genau das der Grund, weshalb die beiden zu den besten Freunden des Jahrhunderts wurden.

"Seit wann ist er unterwegs? Gib' mir die wichtigen Informationen und nicht die, mit denen ich nichts anfangen kann" Meine Stimme klang gereizt und genau so fühlten sich auch meine Nerven an. Vor mir lagen meine ganzen Unterlagen, um die ich mich den ganzen Tag gekümmert hatte und mit denen ich abschließen wollte, sobald Nadal die Tür öffnete, doch der Mann ließ sich Zeit. Sehr viel.

"Er sollte schon auf dem Weg in die Stadt sein. Bestimmt ist er bald da" Ja, ganz bestimmt. Und ganz bestimmt war er nicht in irgendeiner gefährlichen Situation. "Danke, Marco. Du bist ein Engel auf Erden", sprach ich sarkastisch und fuhr mir müde über das Gesicht. "Alles für meine Königin" Ich lachte laut auf.

"Du gehörst weggesperrt. Wie hält es Nadal mit dir aus?" Marco lenkte mich ein wenig von der Angst in mir, dass Nadal was zugestoßen ist, ab. "Das kannst du ihn selbst fragen, wenn er bei dir ist. Falls du bis dahin noch nicht panisch gegen eine Wand gerannt bist" Empört über seine Art sich über meine Sorge bezüglich seines Chefs lustig zu machen, schüttelte ich den Kopf.

Nach dem Telefonat bereitete ich das Abendessen vor und rieb mir zwischendurch nervös die Hände. "Wenn dir was passiert ist, bringe ich dich eigenhändig nochmal um, falls die Leute vor mir es noch nicht geschafft haben", flüsterte ich in mich hinein, während ich den Tisch deckte.

Nach weiteren zwei ganzen verfluchten Stunden klingelte es endlich. Dieser Mistkerl.

Da stand er. So, wie immer und so, als wäre seine Verspätung kein Grund zur Sorge. "Guten Abend" Nadals tiefe Stimme erfüllte den ganzen Raum und für einen Moment vergaß ich all die Angst. "Schön, dass auch Sie uns mit ihrer Präsenz beglücken", provozierte ich ihn, spielte geschickt auf die letzten Stunden an und entzog mich der Umarmung, die er mir geben wollte.

Nadal zog seine Jacke aus und folgte mir mit ernstem Gesichtsausdruck in die Küche, in der es nach dem Gericht roch. "Ich sagte, ich komme abends, Penelopé. Wofür ist der Satz gerade gewesen?" Oh, da hat wohl jemand schlechte Laune. "Du sagtest abends. Nicht kurz vor Mitternacht" Ich nahm den Kochlöffel und legte den Lappen auf meine Schulter, ohne ihn dabei anzusehen.

"Was ist das für ein Ton? Das waren keine Gespräche, die ich abbrechen konnte, nur weil der Zeiger rast" Die Strenge in seiner Stimme ging mir nah. Trotzdem wahrte ich den gleichgültigen Blick. Ein Bisschen konnte ich ihn ja herausfordern, so als Bestrafung. "Marco hat mir gesagt, dass du ihn angerufen hast. Penelopé, du musst dir abgewöhnen Panik zu kriegen, nur weil ich länger weg bin"

Er kam einen Schritt auf mich zu, doch sobald ich meinen Kopf zu ihm riss und warnend eine Augenbraue hob, blieb er sofort stehen. Die Undankbarkeit dafür, dass zu Hause jemand auf ihn wartete, zeigte sich sehr deutlich.

Die Tochter des GangstersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt