das siebenundvierzigste Kapitel

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Das erste Meeting mit meinen neuen Geschäftspartnern begann schon wie das reinste Desaster. Abgemacht war eine Uhrzeit, die diese Männer nicht einhalten konnten, obwohl sie ohnehin schon auf ganz dünnem Eis standen. "Macht es ihnen Spaß mich herauszufordern?", hisste ich zu Raoul, der ebenfalls jede Sekunde nervöser wurde.

In ihm herrschte wahrscheinlich mehr die Angst vor meinem Wutausbruch, als vor dem tatsächlichen Gespräch, welches nicht stattfinden würde, wenn sie nicht jeden Moment auftauchten. Das konnte doch bloß ein schlechter Witz sein.

"Nein, also ich finde es respektlos. Sind es nicht sie, die etwas von mir wollen? Weshalb warten wir hier, wie bestellt und nicht abgeholt?" Versucht meine Stimme unter Kontrolle zu halten, starrte ich wütend auf meine Tasche, die ich jeden Moment packen und dieses Restaurant verlassen würde. "Eigentlich wollen wir auch etwas von ihnen, Penelope"

Kopfschüttelnd lehnte ich mich im Stuhl zurück. "Eigentlich war das die falsche Antwort" Raoul senkte den Kopf und überlas den Vertrag zum gefühlt zwanzigsten Mal, nur um sicher zu gehen, dass Nadals Adleraugen auch ja kein Fehler auffallen.

"Das reicht" Bestimmt griff ich nach meiner Tasche und schob den Stuhl nach hinten, als ich mich erhob und meine Augen in dem Moment auf Nadal Bellucci fielen.

Doch es war nicht sein intensiver Blick, der mich zum Innehalten brachte, sondern der schmale Arm, der sich um seinen muskulösen Oberarm, welchen ich in früheren Tagen geküsste hatte, schlang. Knallrote Nägel krallten sich in sein Jacket und plötzlich wurde mir schwindlig. Ich musste wieder schnellstmöglich zu mir kommen.

Um meine Kontrolle wieder zu finden, blinzelte ich bevor ich in das engelsgleiche Gesicht der Frau mit den schulterlangen rubinroten Haaren an seiner Seite und mit der er auf uns zulief starrte.

Ganz tief atmete ich aus. Sie war bildhübsch und es durfte mich nicht stören. Vielleicht machte sie ihn glücklich und das war es, was ich mir für ihn wünschte. Nach all dem, was ihn seine Familie durchmachen ließ, wäre eine ruhige Frau das Perfekte für ihn.

Sie würde ihm die Harmonie des Lebens zurückbringen und nichts anderes gönnte ich dem Mann, dessen Gesicht ich für ein Jahr lange jede Nacht in meinen Träumen sah, während ich tagsüber die unzähligen Problemfragen und Konflikte der Organisation zu regeln versuchte.

Hinter ihnen lief Marco, der mir freundlich zunickte, sodass ich meine Augen kurz von dem Paar löste. Als sie an unserem Tisch ankam, erhob sich auch Raoul um allen, eingeschlossen der Frau an Nadals Seite, die Hand zu reichen, was ich ihm nachtat. "Penelope Yurek" Mit diesen Worten stellte ich mich der noch unbekannten Frau vor, die ein bis jetzt noch ehrlich scheinendes aber doch nur leichtes Lächeln auf den Lippen trug.

"Lamia Odelle" Ihr Händedruck war fest, ihre Stimme sehr strak, aussagekräftig und fast schon zu penetrant und doch wirkte sie nicht unsympathisch.

"Schön, dass ihr da seid", begrüßte Raoul die Runde. Dieser Idiot. "Beim nächsten Mal gerne auch pünktlich", fügte ich lächelnd hinzu und blickte bewusst nur Marco an, der ja immerhin der Sekretär für Nadal ist und ich sich deshalb drum kümmern sollte auf Meetings nicht mit einer viertel Stunde Verspätung aufzutreten.

"Besser zu spät, als nie, nicht wahr, Raoul?" Nadals Stimme, die insgeheim darauf aus war mich zu provozieren, traf mich nicht so, wie er es sich es wünschte, da ich mit den Gedanken bereits beim Vertrag war.

Die Tochter des GangstersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt