das siebenundfünfzigste Kapitel

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Er kam nicht. Zumindest nicht, bis ich tief eingeschlafen war. Spät nachts klingelte es und als ich durch die Sicherheitskamera seine Statur sah, erlaubte ich ihm gähnend per Knopftaste den Eintritt. "Wärst du lieber gar nicht gekommen", murmelte ich verschlafen, als er mich zu sich zog. Seine breiten Arme nahmen mich komplett ein.

"Entschuldige, Boss" Ich rieb mir über die Augen. "Hast du schon was gegessen? Ich kann dir schnell was machen" Ich drückte mich von ihm weg und war schon eilend auf dem Weg in meine Küche, als er mich beim Arm festhielt.

"Lass uns schlafen" Auch er sah nicht gerade hellwach aus, weshalb ich lächelnd nickte. Im Bett angekommen, sah ich ihm dabei zu, wie ruhig er sich das Jackett ablegte und dann zu mir legte. Sein maskuliner und minziger Duft umhüllte mich und das Bett augenblicklich. Eine Weile war es still und für einen kurzen Moment dachte ich, dass er eingeschlafen war.

"Nadal", flüsterte ich in die Stille hinein. Er schien tatsächlich schon eingeschlafen zu sein, da er nicht antwortete. Meine Augen lagen weit offen. "Ich habe ein Bisschen Angst" Kurz hielt ich inne, nachdem ich die Worte ausgesprochen hatte. "Ich habe Angst, davor dass du irgendwann weg bist"

Ich wusste nicht, weshalb aber die Tatsache, dass er so seelenruhig neben mir lag und mich morgen früh, wieder so anlächeln würde, wie nur Nadal Bellucci es konnte, ließ mich direkt an Zeiten denken, in denen es nicht so war.

"Das darf nicht passieren--" Plötzlich bewegte Nadal sich, drehte sich zu mir und als er seine kräftige Hand an meine Taille legte, um mich am Bauch an seinen Oberkörper zu ziehen, wusste ich, dass er mich die ganze Zeit gehört hatte. "Wird es nicht", sprach er gegen mein Haare. Seine Wärme an meinem Rücken zu spüren, ließ mich fast aufschluchzen, so emotional, wie mich diese Harmonie machte.

Wir hatten einen so unfassbar schweren Weg hinter uns. Dieser harte Kampf nach all den Jahren zahlte sich endlich aus. "Beruhige dich, Penelopé. Leg dir selbst nicht diese Last auf" Ich wünschte, dass es so einfach wäre.

"Aber wir leben beide ein so gefährliches Leben. Vor allem du", flüsterte ich in die Dunkelheit hinein. Ich konnte ihm nicht in die Augen sehen, da mein Rücken an seinem Oberkörper war.

"Ist dir ein Bäcker lieber? Wobei ihn könnte man auch ausrauben" Die Ironie in Nadals Stimme ließ mich ihn geschickt mit dem Fuß unter der Decke treten, woraufhin er leise aufzischte. "Bleib bitte am Leben, du Idiot, für mich. Egal, was du tust, lass dich einfach nicht erschießen" Plötzlich hörte ich ihn hinter mir auflachen.

"Das wird schwer" Dieser Mann liebte es mich mit dem ganzen Herzen zu provozieren und ich wusste nicht, was ich davon halten sollte. Er sagte mir damit, wenn auch nur durch einen Witz, dass ich immer davon ausgehen sollte, dass man ihn irgendwann erwischen würde. "Ich schau mal, was sich machen lässt", fuhr er leise fort. "Für dich"

Endlich konnte ich tief durchatmen. Es war nicht so, als hätte ich ihn mit meinen Worten vor der ganzen Welt geschützt, jedoch fühlte ich mich leichter, als zuvor.

"Schlaf jetzt", befahl Nadal mir und übte leichten Druck auf meinen Oberschenkel aus, indem er seine Hand drauf legte. Sollte mich das müder machen? Ich drehte mich zu ihm und legte meine Hände ineinander gelegt unter mein Gesicht, während ich ihm in die Augen sah. "Schlaf selbst", hisste ich und schmunzelte keck.

Dann passierte es.

Ganz unvorbereitet. Ganz roh und unverblümt ehrlich. Nadals Blick verfing sich mit meinem und mit einem Mal änderte sich die ganze Atmosphäre des Moments. Das Feuer zwischen uns gewann an Hitze. Es fühlte sich, als würde ich unter seinem Blick zergehen. Eine brodelnde Spannung lud sich plötzlich auf und ich konnte nicht anders, als die Luft für einen Moment anzuhalten.

Die Tochter des GangstersWhere stories live. Discover now