das zweiundfünfzigste Kapitel

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"Sie ist bereits da"

Der Kellner führte mich zum Tisch, an dem die Karten meines Lebens gedeckt werden.

Dort saß eine atemberaubende junge und gleichzeitig so mächtige Eleganz in Form von Penelope Yurek. Der Frau meiner Vergangenheit und Gegenwart.

Gezwungen kontrolliert ließ ich mich auf den Platz gegenüber von ihr nieder. Ich versuchte mir nicht anmerken zu lassen, dass das Kleid, welcher durch einen tiefen Ausschnitt Einblicke auf ihre zartrosa farbige Haut am Dekolleté gewährte, einen gehörigen Einfluss auf meine Sinne hatte. Mir bleib die Spucke im Hals stecken.

Verdammte Scheiße. Diese Frau musste verboten sein. Zumindest für mich.

"Nadal"

Ihre weibliche Stimme hatte immer ein leichtes attraktives Kratzen in sich. Mein Herz schlug schneller, als ich ihre dunklen Augen auf mir spürte. Wieso war ich gekommen? Ich hätte auch einfach Lamia anrufen können, um den Kopf frei zu bekommen. Frei von ihr. Nur von ihr.

"Penelope" Nickend deutete ich mit meiner Stimme an, dass ich bereit war. Wofür wusste ich selbst nicht. Für mein Ende? Für ihr Ende? Für einen neuen Vertrag? Wofür zu Hölle hatte sie mich gerufen? Wieso quälte sie mich mit diesem Kleid, dieser Aura?

"Ich danke dir für alles. Für alles", begann sie. Ich zog die Augenbrauen zusammen. Sie sah mir an, dass ich nicht ganz mitkam. Spielte sie? Für welchen Gewinn?

"Du bist der Mann, der mich herausforderte, mich prägte, mich zu der Frau formte, die ich nun war. Ich wollte es lange Zeit nicht wahr haben, doch es ist so" Mein ganzer Körper spannte sich an.

Sie tat nicht das, was ich glaubte.

Nein. Das durfte sie nicht. Nicht heute. Nicht jetzt. Ich war nicht bereit.

"Auch du bist ein interessanter Charakter geworden. Sieh' dich um, alle Augen der Frauen liegen auf dir. Du hast etwas so Unerklärliches an dir" Ich sah mich ganz bestimmt nicht um. Die Blicke um mich herum interessierten nicht nicht im Geringsten. Nicht mal ansatzweise wollte ich wissen, welche Frauen mir nonverbale Angebote gaben.

"Penelope, was sagst du da?"

Sie trank ganz sachte von ihrem Glasweis, als würde sie mich beabsichtigt damit quälen wollen, doch heute sah ich einen anderen Ausdruck, in ihren sonst so hitzigen Augen.

Es war Ruhe. Harmonie. Gelassenheit. Ausgewogenheit. Klasse. Alles, was ich mir in meinem Leben wünschte. Sie verkörperte das Ideal. Eines, welches ich anstreben würde, wenn ich nicht Bellucci als Nachnamen tragen würde.

"Nach Jahren habe ich endlich eine Sache verstanden"

Nein, hast du nicht. Du hast nichts verstanden.

Ich ballte meine Hände unter dem Tisch zu Fäusten. Ich wollte nicht hören, was sie zu sagen hatte. Wie konnte eine Frau nur jemals so nah an mich herankommen? Ich begann alles zu hinterfragen. Alles. Wann hatte ich mich gehen lassen? Wann hatte ich die Zügel abgeben? Oder hatte sie sie mir aus den Händen gerissen?

Wie hat sie es geschafft, dass ich mich vor ihren Worten fürchtete?

Diese Frau. Gott, diese Frau lenkte mich, meinen Verstand, mein Herz. Dafür hasste ich sie.

Die Tochter des GangstersWhere stories live. Discover now