das siebzehnte Kapitel

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Im Laufe unseres Lebens begegnen wir Menschen, die uns Lektionen erteilen. Ganz gleich, ob diese zuerst eine positive oder negative Wirkung auf uns haben, machen sie uns zu dem Menschen, der wir in der Gegenwart sind. Doch manchmal kann man diese Lektionen beeinflussen, indem man Entscheidungen trifft, die möglicherweise zu einem Ende der einen und zum Anfang der anderen Lektion führen könnten.

Nadals Entscheidung, nachdem sich unsere Lippen trafen, als hätten sie sehnsüchtig darauf gewartet jemals miteinander vereint zu sein, war erschreckend beschlossen. So rastlos, wie er mich in der einen Sekunde geküsst hatte, genau so entschlossen war sein folgender Gedankengang. Es war als wäre es die Berührung unserer Lippen, die ein Unwetter des Bösen in ihm ausgelöst hat.

Dieser Mann war mein tiefstes Verderben und ich hatte es zu spät bemerkt. Denn als mich seine dunklen Augen trafen und ich nicht erahnen konnte, was folgen würde, spürte ich eine naive Hilflosigkeit, die ich zuletzt als Kind gespürt hatte.

Nadal Bellucci war der unberechenbarste Mann, den ich jemals gesehen hatte. Selbst wenn ich kaum Kontakt zu anderen Männern hatte, wusste ich schon bereits beim ersten Anblick, dass es Menschen, wie ihn nicht zweimal gab.

Als wir uns voneinander lösten, spürte ich, wie meine Augen glasig wurden. Ich realisierte, was er mir angetan hatte. Noch bevor er sprach, wusste ich, wie sehr er mich in dieses dunkle Loch gezogen hatte.

„Das Verbotene wird mir nicht die Zukunft zerstören"
Eiskalte Worte, die pure Ehrlichkeit, die mich beängstigte und eine Entschlossenenheit, wie noch nie. Ich stand ihm im Weg, weshalb ich das Verbotene war. Und doch war Nadal nicht stark genug gewesen, um mir zu widerstehen.

Ich blieb still, da mir die Worte fehlten. Mein Kopf platzte vor Gedanken und doch öffnete sich mein Mund nicht.

„Solltest du jeden Mann, der dich bloß küsst, so anschauen, wirst du daran kaputt gehen" Für ihn war es nur ein Kuss, während es für mich der Himmel und die Hölle zugleich war.

Ich räusperte mich gezwungen gelassen, lockerte meine verspannten Schultern und hob das Kinn an. Von nun an würde sich einiges ändern, denn es stand deiner Dame wie mir nicht so abhängig von einem Man zu sein, der es offensichtlich nicht wert war. Ich würde mein Stolz und Erhabenheit nicht ein weiteres Mal aufs Spiel setzen, nicht für ihn.

„Steig' aus. Dein Kollege wird mich ins Anwesen fahren" Meine Stimme brach kein einziges Mal ab. Nadal bewegte sich nicht, während ich stur auf die Straße blickte.

„Entweder du tust was ich dir sage, oder ich sorge dafür, dass mein Vater dich auf der Stelle kündigt" Nach diesen Worten bewegte er sich letztendlich doch. Gestresst prustete ich auf, als ich alleine im Auto saß. Ich wusste, dass es gegen seinen Stolz ging, das zu tun, was man ihm befahl, denn Nadal Bellucci ließ im Normalfall nicht auf diese Art und Weise mit sich reden. Dass ich es mir überhaupt zutraute, war mutig und doch hatte er es nicht anders verdient.

Die Tür schwang auf und sein Kollege Ango setzte sich unschuldig schauend zu mir, als ich das Gefühl hatte jeden Moment die Nerven zu verlieren.

„Los", hetzte ich, als er scheinbar auf ein Startsignal wartete, um den Motor zu starten. Ich hatte mich nicht mehr nach Nadal umgesehen.

„Nadal war nicht gut drauf heute" Ach, was? Angos Stimme kratzte in meinen Ohren. „Nicht, dass er jemals gut drauf ist. Aber es war, als ob er mir den Hals umdrehen wollte, nur weil ich Sie heimfahren sollte"

Die Tochter des GangstersWhere stories live. Discover now