das einunzwanzigste Kapitel

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Es war bereits stockdunkel und alle stoßen gerade gelassen lachend, als Pénelope mir gegenüber am Tisch unauffällig zunickte. Sie begab sich zu ihren Eltern, die sie beide zuerst in eine Umarmung zogen, um ihr dann sanft über die Haare zu streichen und ihre Wange zu küssen.

Sie schienen ihre Kinder tatsächlich mit vollem Herzen zu lieben und ich gönnte es ihnen sehr. Die Liebe der Eltern kann den Menschen erfüllen, weshalb auch mein Ziel mir auch wichtiger, als alles andere war.

Nachdem Pénelope kiez mit ihnen sprach, kam sie träumerisch grinsend auf mich zu, weshalb ich mich erhob. „Wir können gehen"

Meine Augen fielen auf ihren nackten Schultern. „Zieh' dir eine Jacke über" Pénelope zog die Augenbrauen zusammen. Wahrscheinlich dachte diese große Feministin, dass sie sich anziehen durfte, wie sie wollte und dass ihr kein Mann sagen durfte, was sie tun und lassen sollte. Dabei war sie einfach nur unerfahren.

„Dort wird es windig" So leise wie möglich überredete ich sie dazu sich eine Jacke mitzunehmen. Ihre Augen glänzten vor Vorfreude und fasst hätte sich eine Panik in mir aufgebaut, denn immerhin könnte es sein, dass ihr das Meer nicht gefällt, oder ihre Vorstellungen anders waren und sie daraufhin komplett enttäuscht wäre, wofür ich keinen Nerv hatte. Überhaupt keinen.

Als wir in meinem Auto saßen, spürte ich diese Gelassenheit an ihr, die sie zuvor noch nie ausgestrahlt hatte. „Habe keine zu hohen Erwartungen", warnte ich sie vor, egal wie unsensibel das von mir war. Immerhin war ich die Person, die sich ihre Laune dann antun musste.

„Das sind Hoffnungen" Trotz ihrer aufgeweckteren Stimme, werde ich an ihre Lebensweise erinnert. Sie ist bereits zwanzig Jahre und hat kaum was von dieser Welt gesehen. Das war ihr Schicksal, ja, ihre Bestimmung. Umso ausdrucksstarker war ihre Persönlichkeit, da sie genug Zeit dazu hatte, sich mit dieser auseinander zu setzen. Pénelope ist wahrscheinlich einer der wenigen Personen, die mir überlegen sein könnten.

„Wart ihr noch nie im Urlaub am Strand?", wollte ich wissen, da die Möglichkeit ja tatsächlich da war. Immerhin gehörten einige Strandabschnitte Mexikos den Yureks.

„Nein, man kann das Meer nicht absichern" Ihre Worte schienen so absurd, dass ich aufs Gas trat, um ihren Vorstellungen endlich ein reales Beispiel geben zu können.

Ich fuhr ans Ende einer Strandanlage, die ich selbst früher oft, vor dem Beruf, mit meiner Familie besucht hatte. Hier würde uns wahrscheinlich niemand sehen und doch war ich auf Alles vorbereitet. Ich hatte genug Disziplin und Beherrschung, um nicht zu denken, dass die Dunkelheit uns davor schützt, gesehen zu werden.

Der Wagen sowie meine Jacke und meine Hose, alles, hatte genug Material, um diesen zierlichen Körper neben mir auf irgendeine Art und Weise am Leben zu halten. Ich ging ein verflucht großes Risiko ein. Es könnte mich meinen Job kosten und doch tat ich es. Man würde mich dafür umlegen. Nael Yurek würde es höchstpersönlich tun und mir dabei ins Gesicht lächeln. Gottverdammt. Ich sollte es bereuen, ja, das sollte ich unbedingt.

„Sind wir da?", flüsterte Pénelope nervös, als könnte uns das Meer hören. Noch sah man es nicht, da man zuerst über einen kleinen Weg laufen musste. Ich parkte das Auto, so dass wir nach wenigen Momenten nebeneinander über den Weg liefen.

Da war es. Ihre innere Ruhe. Ihr innerer Frieden. Entspannt blickte Pénelope auf die Wellen hinab, ohne ein Wort von sich zu geben. Es war, als hätte sie das Meer gefesselt und überwältigt. „Ich fasse es nicht", murmelte sie. Während sie die Wellen beobachtete, konnte ich meine Augen nicht von ihr lösen, doch ich musste. Unbedingt.

Die Tochter des GangstersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt