das siebenunddreißigste Kapitel

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"Früher wollte ich keine Kinder, Amigo, aber wenn du sie dann im Arm hältst, dein eigenes Fleisch und Blut, spürst du nichts außer Liebe" Mein Vater streicht Adnan und mir durch die Haare, während er versuchte dem Ehemann meiner Cousine zum Kinderwunsch zu überreden.

Ich ließ meinen Blick über die Menge wandern, doch ich konnte ihn auf keinem Fleck des Raumes finden. Wo war er hin? "Ich sehe mal eben nach Nadal", flüsterte ich Adnan zu.

An der Bar war er nicht, auf der Tanzfläche ebenfalls nicht und auch im Flur zu den Toiletten war er nicht zu finden. Hatte er kurz vergessen, dass er für meine Sicherheit zuständig war?

Mit einem Mal waren die Lichter des Raumes gelöscht und eine Dunkelheit nahm die Hochzeit ein. Die Gäste murmelten immer lauter vor sich hin, als ich plötzlich auch die zitternden Rufe meiner Eltern hörte.

Die Eingangstür wurde von mehreren maskierten Menschen mit Macheten aufgestoßen und innerhalb weniger Augenblicke packte mich jemand beim Arm. Hinter meinem Rücken verschränkte man sie ineinander, wodurch ich die Person, die so etwas unverschämtes tat, nicht erkennen konnte.

Mein Herz raste so schnell, wie noch nie. Schweißtropfen bildeten sich auf meiner Stirn, als ich versuchte mich umzudrehen. "Was soll das? Wer bist du?"

Der Raum wurde immer lauter, da die Männer, die die Hochzeit gestürmt hatten, die Gäste scheinbar auf irgendeine Art verletzen oder belästigten.

Ich wurde in die Richtung eines anderes Ausgangs geführt. "Padré", schrie ich verzweifelt. Wo war Nadal? Wieso half er mir nicht? Ich konnte nicht weinen.

Irgendein Überlebensinstinkt tief in meinem Inneren kam zum Vorschein. Ich versuchte meinen Ellenbogen in den festen Körper hinter mir zu stoßen, doch es geling mir nicht. Stattdessen verrenkte ich mich bloß.

"Mamá, ich bin hier" Ein Krächzen verließ meinen Hals, doch auch dieses konnte man nicht hören, denn es war schlichtweg zu laut im Raum. Aufgrund der Dunkelheit fiel es mir schwer irgendjemanden zu erkennen. Was ging hier vor? Wer wusste von unserem Standort?

"Lass mich los, du Mistkerl" Schüttelnd versuchte ich mich aus seinem Griff loszureißen, doch er war zu stark. Viel zu stark für eine schwache Frau, wie mir. "Wo bist du nur, Nadal?", flüsterte ich, als wir nun den Raum durch eine Tür verließen, von der ich nicht wusste.

Er würde mich retten, hier rausholen. Ich wusste es. Sein Gesicht würde vor mir auftauchen und mich aus den Griffen dieses Widerlings ziehen. Ich musste nur fest genug daran glauben.

Draußen stand bereits ein pechschwarzer G-Wagon bereit zur Abfahrt. Die Tür wurde von einem Mann mit hellblauen Augen und einer Glatze geöffnet. "Wer seid ihr? So leicht werdet ihr nicht damit durchkommen. Fass mich nicht an", fauchte ich, als man mich auf die Bank des Autos schubste.

Ich drehte mich um, um zu sehen, wer mich aus dem Raum herausgezogen hatte.

Und dann geschah es. Mein Herz brach.

"Nadal", hauchte ich. Nein. Oh, Gott.

Ich war in mein tiefstes und dunkelstes Verderben gesprungen. All mein Stolz hatte ich vergraben. Für ihn. Für dich, Nadal.

Die Tochter des GangstersWhere stories live. Discover now