Kapitel 89 - „Geduld ist eine Tugend..." - Teil 1

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„Als ob wir durch dein Geschrei eher was unternehmen könnten", meinte Limona genervt.

„Tut mir leid, Bahe... wir können... noch nicht in... die Realität eingreifen...", sagte Brocken, der durch Bahes Geschrei wieder zu sich gekommen war.

Während Bahe sich mit seinen nutzlosen Elementaren auseinandersetzte, wurde es zunehmend wärmer unter Bahes Hintern. Nicht gerade förderlich für seine Konzentration, wo er doch verzweifelt nach einer Lösung suchte. Seine Fesseln waren immer noch zu fest, auch wenn er ununterbrochen weiter versuchte diese zu lösen.

Es blieb also nur übrig eine andere Möglichkeit zu finden, die ihn aus dieser verzwickten Lage befreien konnte.

„Was ist denn mit Balu?!", schrie Bahe dann seinen Elementaren entgegen, als er sah wie die Medizinfrau auch unter dem Bergbären das Feuer entfachte. „Willst du etwa, dass er verbrennt, Brocken?"

Das Bergbärenjungtier hatte sich bisher seinem Schicksal gefügt und sich von den Felsgnomen wie Bahe transportieren lassen. Doch als Balu nun sah, welches Ende die Felsgnome für ihn vorgesehen hatten, bekam er es mit der Panik zu tun. Wie wild geworden brüllte und quiekte er vor Angst. Dabei wand er sich und versuchte hektisch den ersten Feuerzungen zu entkommen.

„Nein, dass dürft... ihr nicht!", schrie Brocken zum ersten Mal vollkommen außer sich.

Na toll, dachte Bahe, wo liegen denn hier bitte die Prioritäten? Was ist mir, seinem Meister?

Brocken rannte derweil zu der Medizinfrau der Felsgnome und hüpfte wie wild geworden vor ihr auf und ab. Doch zu keinem Ergebnis, er wurde schlicht nicht wahrgenommen.

„Limona, was... sollen wir tun? Wir können... Balu... doch nicht verbrennen... lassen!", rief Brocken um Hilfe.

„Was heißt hier, Balu?!", versuchte Bahe sich Gehör zu schaffen. „Mein Arsch verbrennt! Helft mir gefälligst auch!"

„Beruhige dich erst mal wieder und lass uns den Idioten ignorieren", meinte Limona und schlang Brocken einen Arm um die Schultern, um ihn von den Feuerstellen wegzuführen. „Kannst du den alten Erdelementar aufwecken?"

„Aber natürlich!", rief Brocken begeistert aus, als ob ihm gerade die Erkenntnis des Jahrhunderts gekommen wäre. Blitzschnell verschmolz er mit dem Erdboden und tauchte keinen Augenblick später einige Meter weiter oben an der Felswand wieder auf. Verblüfft starrte Bahe seinen Elementar an. Das Brocken sowas konnte, hatte er gar nicht gewusst!

Im nächsten Moment sah Bahe, wie Brocken seine Lunge füllte, seine Arme und Hände vom Fels hob und wenig später mit aller Gewalt auf die Felswand niederfahren ließ, während er lauthals schrie: „Aufwachen!"

Ein unerwartet lautes Krachen hallte in der Schlucht wieder und lenkte schlagartig sämtliche Aufmerksamkeit der Felsgnome auf sich, die erschreckt zur Felswand sahen.

Danach geschah für einen Wimpernschlag nichts, ehe sich die Felswand plötzlich zu bewegen begann. Trotz der unmöglichen Situation schaute Bahe wie gebannt dem Spektakel zu.

Brocken verschmolz erneut mit der Felswand und zog sich ein wenig von dem Tumult zurück. Ehe er erneut den Kopf aus der Felswand steckte.

Der Bereich, auf den Brocken eingeschlagen hatte, krachte und bewegte sich unter berstendem Gestein. Mit einem tiefen Grollen löste sich nach und nach eine mächtige Gestalt aus dem Felsgestein der Schlucht.

Es war kein Wunder, dass Bahe die Kreatur bislang nicht entdeckt hatte. Ihr ganzer Körper bestand aus dem gleichen Felsgestein wie der Rest der umgebenden Schlucht. Ein Unterschied war kaum zu erkennen. Erst durch die Bewegung hob sich die Kreatur vom restlichen Gestein ab.

Mit einem Krachen sprang es von der Felswand hinab und landete nicht weniger lautstark am Boden der Schlucht. Staub wirbelte auf und schlug Bahe mit einer kleinen Windböe ins Gesicht. Hustend und blinzelnd freute er sich zunächst, dass die Flammen unter all dem Staub zu ersticken drohten, bis sie wenig später in all ihrer Macht zurückkamen.

„Verdammt, Limona, Brocken! Macht schneller!", rief er mit schmerzvoller Miene, da sich die Hitze allmählich kaum noch aushalten ließ.

Doch die ersten Wesen die reagierten, waren nicht seine Elementare, sondern sämtliche Felsgnome. Wie eine Einheit bekamen sie allesamt große Augen, ehe sie sich ruckartig zum Ursprung der Staubwolke in Bewegung setzten. Allen voran natürlich die Medizinfrau, die sogleich in einen ehrfurchtsvollen Huschu-Singsang verfiel, in den die anderen Felsgnome mit einstimmten. Keine zwei Schritte vor der Felsgestalt fielen sie auf die Knie und verbeugten sich immer wieder, während sie ihre Huschu-Rufe aufrecht erhielten und dem Wesen ihren Respekt erwiesen.

Limona kam derweil wieder zu Bahe zurück und meinte: „Ein prächtiger Erdelementar, nicht wahr?"

„Ich würde den Riesen ja gerne bewundern, wenn mir nicht so verdammt heiß wäre!", fauchte Bahe zurück.

„Ach, keine Sorge. Ein angebrutzelter Hintern hat noch niemanden geschadet", winkte Limona ab.

„Limona...", warnte Bahe.

„Ja...?", fragte Limona unschuldig

„...", tief einatmend widmete Bahe seine Konzentration lieber dem Geschehen um den Erdelementar, oder sollte er sagen, den Erdelementaren?

Aus den Augenwinkeln hatte Bahe nämlich beobachtet, wie Brocken sich zu diesem Erdelementar hinab gelassen hatte und im Anschluss scheinbar in lauten Grummel- und Gröhlgeräuschen auf ihn einredete.

„Redet Brocken mit dem Erdelementar?", fragte Bahe schmerzerfüllt, als er mal wieder nicht schnell genug die Haltung am Spieß geändert hatte, um die Hitze zu verteilen.

„Ganz genau, er wird Balu schon vor dem Feuer bewahren", antwortete Limona.

„Und was ist mit mir?!", gab Bahe wütend von sich.

„Hmmm... vielleicht, wenn du lieb zu uns bist?", lachte Limona laut auf, ehe sie hinzufügte: „Keine Sorge, um dich wird sich der Erdelementar auch noch kümmern."

„Wann hat er ihn denn endlich soweit?", erkundigte sich Bahe nach ein paar qualvollen Atemzügen.

„Sie sind gerade mit der Begrüßung fertig", antwortete Limona.

„Bitte was?!"

„Ja, was hast du denn gedacht. Sie sind beide Erdelementare. Brocken spricht ja schon langsam. Aber der da, der ist einer der Uralten. Würde mich nicht wundern, wenn er sich erst Morgen in Bewegung setzt..."

„..."



Zumindest einen Teil habe ich schon mal. Einen Teil schulde ich euch noch, mal sehen, wann ich den endlich nachliefern kann.

Teil 2/2!

Bis Donnerstag!

RiBBoN

Die Legende vom Elementflüsterer - Band 1 + 2Where stories live. Discover now