Kapitel 83 - Spuren - Teil 2

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„Ganz sicher, Hauptmann."

„Hmm..."

„Boss, soll ich mir das mal anschauen?", fragte Selm, der auch als Fährtenleser des Trupps agierte, während er sich gleichzeitig fragte, was dieser Anael wohl gegen ihn haben könnte, dass dieser ihn so finster anstarrte.

„Ach, lass gut sein, Selm", wandte Verhat, ein anderer Soldat, ein. „Der Junge will doch nur Aufmerksamkeit."

„Seit wann gibst du hier die Befehle, Verhat?", zog Pero die Brauen hoch.

„Tut mir Leid Boss, aber das ist doch nur irgendeine Masche von dem Neuling. Das ist doch jedes Mal das Gleiche mit denen", versuchte sich Verhat zu erklären.

„Ach, tatsächlich?", gab Pero wütend von sich. „Das ist jetzt schon das dritte Mal, dass du solch einen Schwachsinn von dir gibst. Du wirst heute den ganzen Tag als Späher fungieren und zwar ab sofort!"

„Aber Boss, ich bin doch noch nicht fertig mit essen!"

„Ich sagte sofort, Soldat!"

„Scheiße!", fluchte Verhat und warf seine Essenschüssel auf dem Boden, während er wütend davon stapfte. Vorher ließ er es sich jedoch nicht nehmen Bahe anzurempeln und ihm zu zuflüstern: „Das wirst du noch bereuen..."

Bahe hatte den ganzen Schlagabtausch irritiert mit verfolgt. Was zum Henker, hatte dieser Idiot gegen ihn? Er hatte diesem Kerl keinerlei Grund gegeben, sauer auf ihn zu sein...

Ganz im Gegenteil zu diesen Selm, den er seit seiner Ankunft mit eisigen Blicken strafte. Zu gern wäre er in der Nacht mit diesem Bastard mal allein. Er würde es genießen ihn zu Boden zu prügeln, nur um ihn dann, wenn er wehrlos am Boden lag, genauso foltern zu können, wie er es getan hatte...

„Anael...?", riss der Hauptmann ihn schließlich aus seinen größenwahnsinnigen Rachefantasien.

„Ähm... ja?"

„Ich muss mich bei dir entschuldigen. Ich sollte meine Männer besser im Griff haben. Du bist genauso wie jeder andere Soldat dieses Trupps ein vollwertiges Mitglied meiner Einheit und wenn du mir Meldung machst, wird dem selbstverständlich nachgegangen. Nimm Selm mit und zeig ihm die Spuren. Anschließend erstattet ihr mir Bericht. Aber seid schnell, wir wollen in Kürze aufbrechen, verstanden?"

„Ja, Hauptmann", antwortete Bahe schlicht, während der Soldat Selm wesentlich enthusiastischer rief: „Jawohl Hauptmann!"

Daraufhin wandte Bahe sich ab und machte sich auf den Rückweg zum Waldrand. Selm beeilte sich ihm nachzukommen. Und fragte, kaum dass er zu Bahe aufgeschlossen hatte: „Zu welcher Seite des Sees müssen wir, Anael?"

„Zur Linken", sagte Bahe und nickte in die entsprechende Richtung.

„Alles klar."

„Sag mal...", begann Selm zögerlich. „Hast du irgendwas gegen mich?"

Meinte der Kerl das ernst? Er hatte ihn vollgepinkelt!

„Nein", antwortete Bahe eisig, beschleunigte seine Schritte und ließ einen verwirrten Selm hinter sich zurück.

Er wollte einfach nicht mehr darüber nachdenken...

Als es passierte, hätte Bahe sich so liebend gern zurück verwandelt, um über diesen Bastard herzufallen... Aber nein, natürlich hatte er zu diesem Zeitpunkt noch viel zu viel Mana gehabt, als das eine Rückverwandlung aufgrund von Manamangel aufgetreten wäre...

Am Schlimmsten war der Moment gewesen, in dem er noch immer in seiner Wassergestalt gefangen gewesen war und sich diese eklig gelbe Flüssigkeit über sein Sichtfeld schob... Diese Gewissheit sich gleich mit vollgepissten Klamotten zurück zu verwandeln... Die Flüssigkeit auf der Haut zu spüren...

Arg!!!

Er bekam schon wieder zu viel!

Genervt drängte Bahe seine widerlichen Gedanken beiseite und lief geradewegs zu den Spuren im Wald.

Es dauerte kaum eine Minute bis Bahe gefolgt von Selm am Waldrand ankam und ihm den Fund seiner Elementare zeigen konnte.

„Hmm...", verzog Selm nachdenklich die Miene. „Merkwürdig..."

„Was meinst du?"

„Na ja... die Spuren sind eindeutig Goblinspuren... Aber das kann eigentlich nicht sein."

„Äh...", gab Bahe verständnislos von sich.

„Ah, keine Sorge, du bist noch neu dabei. Ist kein Wunder, wenn du es noch nicht verstehst", erklärte Selm aufmunternd. „Goblins halten sich normalerweise nur in wirklich felsigen Gebieten auf. Wir sind zwar schon länger im unmittelbaren Grenzbereich des Belungagebirges, aber der felsige Bereich beginnt erst einige hundert Höhenmeter weiter oben."

Selm ließ sich in die Hocke nieder und fuhr sanft mit den Fingern über die Spuren im weichen Waldboden, ehe er meinte: „Hmm... frisch sind die Spuren auch."

„Kann gut sein", äußerte sich Bahe. „Ich habe erst heute Nacht verdächtige Geräusche hier im Wald vernommen."

„Oh?", zog Selm erstaunt die Augenbrauen hoch. „Warst du allein?"

„Ja, wieso?"

„Nun... das macht die ganze Sache aber noch merkwürdiger...", sagte Selm und fuhr sich nachdenklich mit einer Hand durch die Haare. „Es ist mehr als seltsam, dass hier Spuren von mehreren Goblins zu finden sind, ohne dass wir angegriffen wurden. Normalerweise kennen Goblins nur zwei Vorgehensweisen. Angriff, wenn sie ein isoliertes Ziel vor Augen haben oder Flucht, wenn sie sich unterlegen fühlen. Den Spuren nach zu urteilen waren es sechs Goblins. Für die Einschätzung eines Goblins waren sie also mehr als genug, um mit einem einzelnen Menschen fertig zu werden. Aber sie haben dich in Ruhe gelassen und sind wieder verschwunden... Das passt so gar nicht zu ihren normalen Verhaltensweisen... Obendrein sind die Abdrücke hier nur schwer auszumachen... Goblins sind unbeholfen..."

Kopfschüttelnd stand Selm auf und wandte sich beeindruckt an Bahe: „Erstaunlich, dass du überhaupt auf diese Spuren aufmerksam geworden bist. Scheinbar hast du ein gewisses Talent als Spurensucher, was?"

„Na ja...", suchte Bahe nach Worten, er konnte schließlich nicht erzählen, dass seine Elementare ihn darauf aufmerksam gemacht hatten.

„Wir sollten Hauptmann Pero besser schnell Bericht erstatten. Vielleicht weiß er was damit anzufangen", sagte Selm schließlich und ging im Laufschritt zum Lager zurück, so dass Bahe sich diesmal beeilen musste, um hinterher zu kommen.


Peros Miene verdüsterte sich augenblicklich, als Selm in Bahes Anwesenheit seinen Hauptmann über den Fund im Wald aufklärte.

„Scheiße!", fluchte Pero und wandte sich an einen der umstehenden Soldaten, dessen Namen Bahe noch nicht kannte: „Bring mir sofort den Verbindungskristall!"

Der Soldat nickte knapp und rannte los.

Wenig später kam dieser mit einem großen, weißgrauen Kristall nahezu in Form einer Kugel zurück, dessen Seiten so geschliffen waren, dass sich mehrere Fünfecke ergaben, deren Seiten an einander lagen.

Beeindruckt sah Bahe zu wie Pero eine Hand auf den Kristall legte und sowohl seine Hand als auch der Kristall kurze Zeit später voller sichtbarem Mana aufleuchtete.

„Hauptmann Pero?", erklang plötzlich eine neutrale Stimme aus dem Kristal.



Hatte ich mich schon für die 10.500 Reads bedankt?!

Fucking 10.500 Reads! Hell Yeah! xD

Kapitel 1/2! Bis Sonntag!

RiBBoN


PS: @ItemItamgzgc du bist der Wahnsinn! Wenn ich richtig gesehen habe, hast du doch tatsächlich bis 5:00 Uhr Morgens durchgelesen! x-D

Vielen Dank für all die Votes!

Die Legende vom Elementflüsterer - Band 1 + 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt