Kapitel 33 - Klassifizierung

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In der Stadt angekommen, fiel ihm ein, dass er bisher völlig vergessen hatte, sein neues Artefakt anzulegen. Vor einer Brücke stoppte er und legte sich in einer ruhigen Ecke das Juwel des dritten Auges an. Anfangs hatte es nicht klappen wollen, da es für seinen Kopfumfang viel zu groß war, bis sich Bahe irgendwann mit einer Hand den Juwelen besetzten Teil an die Stirn hielt. Er hatte das Schmuckstück mit der anderen Hand hinter seinem Kopf zusammenbinden wollen, als es plötzlich schrumpfte, sich seiner Kopfform anpasste und von selbst an seinem Hinterkopf verschloss!

Vor Schreck war er zusammen gezuckt und sogar kurz davor gewesen, sich das Juwel des dritten Auges vom Kopf zu reißen.

Nach diesem unerwarteten Vorfall saß das Schmuckstück perfekt. Es drückte nicht, war aber scheinbar fest genug, um nicht durch eine unbeabsichtigte Kopfbewegung von der Stirn zu fallen, wie Bahe feststellte, der mehrmals demonstrativ seinen Kopf geschüttelt hatte.

Ein Gedanke störte ihn aber noch. Sah die Stirnkette vielleicht zu weiblich aus?

Vorsichtig ging er zum Ufer des unter der Brücke verlaufenden Baches und betrachtete sein Spiegelbild.

Natürlich war das Bild ab und an verzerrt und leicht schwammig, die Wirkung kam aber gut genug rüber. Es hatte zwar einen weiblichen Touch, aber Bahe fand, das es ihm stand. Wichtiger war das Problem, dass das Schmuckstück viel zu auffällig war. Solange Bahe damit so offen rum lief, würde jeder sofort wissen, dass es ein Artefakt mit sich trug.

Er überlegte kurz und riss schließlich einen Ärmel von seinem Hemd ab. Noch schlimmer konnte seine Aufmachung sowieso nicht mehr werden. Wenn er hingegen mit einer Mischung aus zerfetzten Lumpen und glänzenden Edelsteinen auf der Stirn umher laufen würde, würde es weit mehr Aufmerksamkeit erregen und das war zum momentanen Zeitpunkt das Letzte was er wollte.

Vorsichtig nahm er das Schmuckstück vom Kopf und faltete im Anschluss den Ärmel drum herum. Danach hielt er sich die nun eingewickelten Edelsteine erneut an die Stirn und zu seinem Glück reagierte die Stirnkette ein weiteres Mal und befestigte sich von selbst im richtigen Maß an seinem Kopf.

Er checkte sein Aussehen anschließend im Bach. Wenn man im Vorbeisehen auf seine Stirn blickte, würde man nichts bemerken, es war lediglich ein altes Stirnband. Sollte ihn jedoch jemand wirklich mustern, könnten die Konturen der Edelsteine unter dem dünnen Stoff auffallen. Na ja, er war vorerst zufrieden.

Das erste Problem gelöst, blickte er auf die halbe Bodenplatte der Holztruhe, die er zum Transport der Tonscherben genutzt hatte und seufzte.

Es war nervig, dass er seinen Speicherstand aufgrund der wichtigen Quest nicht nutzen konnte. Aber die Fähigkeit Identifizieren wurde mit zunehmender Spielzeit viel zu wichtig, als dass er sie sich entgehen lassen konnte.

Entweder wurde er die Tonscherben nun irgendwo los oder er fand einen Platz, an denen er sie vorerst lagern konnte. Er entschied sich es mit der ersten Variante zu versuchen.

Zuerst musste er aber erst mal wissen, worum es sich bei diesen Tonscherben handelte und ob sie überhaupt etwas wert waren.

Glücklicher Weise gab es für solche Gegebenheiten einen speziellen Service des Stadtfürsten, den man für relativ wenig Geld in Anspruch nehmen konnte. Die Fähigkeit Identifizieren brachte ihn bei diesen Gegenständen nicht weiter. Für die meisten gewöhnlichen und die ein oder anderen Artefakte des Bronze-Ranges funktionierte sie. Alles darüber hinaus, setzte jedoch voraus, dass man sich aktiv mit der Fähigkeit auseinander setzte und beispielsweise Sachbücher las oder gar bei einem Gelehrten in die Lehre ging, um sein Allgemeinwissen über Raoie zu erhöhen.

Die Legende vom Elementflüsterer - Band 1 + 2Where stories live. Discover now