Die Legende vom Elementflüsterer - Band 1 + 2

Kapitel 84 - Hinterhalt - Teil 2

Makara überblickte genüsslich seine Truppen mit denen er die Bewohner des Dorfes Unga niedergemetzelt hatte. Goblins waren nicht gerade sehr helle, führten ihre Befehle aber beinahe hingebungsvoll aus.

Aber was blieb ihnen auch schon anderes übrig?

Schließlich beteten diese erbärmlichen Gestalten doch gerade den bösartigen Dämon an, der ihm erst zu seiner grandiosen Berufsklasse verholfen hatte.

Dämonenbringer, eine geheime Klasse!

Es war solch ein Glücksgriff gewesen, als er damals bei einem Raubzug auf die alte Schatulle gestoßen war. Beinahe wäre ihr geheimnisvoller Inhalt weiterhin in der Schatzkammer des reichen Kaufmanns verrottet. Doch wie der Zufall es wollte, fiel ihm die Schatulle in seinem Versteck aus den Armen und offenbarte die alten zerknitterten Seiten zur Anleitung des Beschwörungsrituals.

Nun ja... war es wirklich nur Zufall gewesen?

Amüsiert dachte Makara daran, wie solche Szenen in all den Horrorfilmen doch immer von der Bosheit beeinflusst wurden, die wollte, dass man sie herauf beschwor...

Selbstsicher grinsend schüttelte er den Kopf. Letztlich war Raoie nur ein Spiel und es lag an ihm, was er aus seinen Chancen machte. Da er es seit jeher liebte in die Rollen der Bösewichte zu schlüpfen, hatte er keine Sekunde gezögert und war den Pakt mit dem Dämon Mara eingegangen.

So war er direkt vom Dieb zum Dämonenbringer aufgestiegen, hatte einen enormen Boost in seinen Stats, mehrere mächtige und ungewöhnliche Elixiere, sowie einige außerordentlicher Fähigkeiten erhalten.

Doch die Krönung war schließlich seine erste Quest gewesen. Nicht nur, dass sie als Reihenquest bereits den Schwierigkeitsgrad [A] aufwies, die Goblins gehorchten obendrein auch noch jedem seiner Befehle!

Er verfügte von heute auf Morgen quasi über eine Armee, die mehr oder weniger zu seiner freien Verfügung stand!

Zudem hatte ihm der Dämon sogar in Aussicht gestellt ihm eine legendäre Klasse zuteilwerden zu lassen, wenn er seinen Auftrag erfolgreich vollbrachte. Die Gänsehaut, die er in dem Moment verspürt hatte, war ihm bis jetzt in Erinnerung geblieben. Er konnte es kaum noch abwarten.

Und was musste er schon Schweres dafür tun?

Einem vergessenen Goblinstamm zu neuer Größe verhelfen?

Nichts leichter als das!

Der Dämon hatte ihm die klassenspezifischen Elixiere schließlich nicht ohne Grund vermacht. Die Goblins waren eigentlich ein verachtungswürdiges Volk. Klein und schmächtig, aber auch einfältig und bösartig. Sie paarten sich am laufenden Band, was vermutlich der einzige Grund war, weshalb sie noch nicht ausgestorben waren. Dabei trieb es eine Goblinfrau soweit er es mitbekommen hatte, oft mit mehreren Goblinmännern hintereinander, wenn nicht gar gleichzeitig. Dabei war es zudem völlig egal, ob sie schwanger war oder vielleicht sogar noch ihren letzten Säugling an der Brust hatte, während einer der Goblins sie erneut besprang.

Diese Szenen waren für Makara anfangs echt verstörend gewesen. Mittlerweile nicht mehr so sehr... Man gewöhnte sich an alles, was?

Und wo waren dann die Elixiere wichtig geworden?

Zum Einen, führte eins der Elixiere in extremer Verdünnung dazu, dass die Schwangerschaft nicht länger als einen Tag andauerte und zum Anderen, dass die Säuglinge innerhalb von ein bis zwei Tagen zu vollwertigen Mitgliedern des Goblinstammes heran wuchsen.

Innerhalb von gut zwei Wochen hatte Makara mit dem Elixier die Zahl der Gebärmaschinen von den gerade einmal dreißig Goblinfrauen auf über tausendeinhundert Exemplare erhöhen können. Hinzu kamen noch einmal tausendfünfhundert männliche Goblins, die ihm als Soldaten dienten.

Das Wachstum des Stammes wurde jetzt nur noch aufgrund mangelnder Nahrungsquellen gehemmt. Sobald er das Dorf Belu einnahm, würde sich dieses Problem jedoch in Luft auflösen. Ab diesem Moment stand einer Expansion seiner Streitkräfte in die saftigen Täler voller Monster, Tiere und Menschen nichts mehr im Wege.

Das Dorf Belu war in vielerlei Hinsicht von strategischer Bedeutung. Der Weg aus den Katakomben des Gebirges, in denen er seine Brut erschuf, führte unweigerlich durch Unga und schließlich durch Belu, ehe er sich weitläufig verzweigte und mehr Handlungsspielraum erlaubte.

Außerdem befand sich dort die einzige Garrison der näheren Umgebung, die ihm Probleme bereiten könnte. Es war keine zwei Tage her, da seine Späher ihm von der ersten Verstärkung berichteten, die bereits von Waldenstadt entsandt worden war und noch heute am Dorf ankommen sollte...

„Hehe...", lachte er selbstgefällig als er daran dachte, welche Überraschung er extra für diese Soldaten vorbereitet hatte.

Seine Goblins waren längst nicht mehr die schwächlichen Kreaturen, die sie einmal gewesen waren, als er ihnen begegnet war.

Die anderen zwei Arten seiner Elixiere vollbrachten nämlich keine geringeren Wunder als das Erste. Während eins der Elixiere die Stats der Goblins enorm verbesserte und ihnen dazu verhalf über mehrere Tage mehr Erfahrung zu gewinnen, sorgte das andere Elixier dafür, dass die Goblins Berufsklassen, samt aller möglichen Fähigkeiten, gewannen.

Es war fast schon gruselig zu sehen, wie schnell sich die schwächlichen Kreaturen zu gefährlichen und wertvollen Untergebenen entwickelten. Hätte er es nicht selbst gesehen, hätte er es kaum glauben können.

Den Verstärkungstruppen des Königsreiches hatte er eben solch verstärkte Goblins entgegen geschickt. Aber nicht nur irgendwelche, auf Anraten des Dämons hatte er den ausgesuchten Goblins extra ein Bisschen mehr der Elixiere verabreicht. Die Ergebnisse waren erstaunlich gewesen.

Insgeheim hatte Makara sogar schon überlegt, ob er nicht lieber eine kleine schlagkräftige Truppe zusammenstellen sollte. Aber der Dämon hatte ihn davor gewarnt. Wurden die Goblins zu mächtig, könnten sie sich seiner Kontrolle entziehen. Was seinem Versagen gleich käme, da er wohl nicht allzu lange gegen solch aufgeputschte Goblins überleben würde. Erst recht nicht, wenn sie den Rest ihres Stammes hinter sich vereinten.

Dennoch... bald würde es soweit sein. Sobald der Stamm über dreitausend Goblins verfügte, war das erste Teilziel seiner Quest erreicht und er konnte Belu dem Erdboden gleich machen. Daran würde keine Verstärkung des Königreichs irgendetwas ändern.

Sorry, hat heute etwas länger gedauert... musste im Vorfeld viel planen und recherchieren.

Teil 1/2! Bis Sonntag!

RiBBoN