Kapitel 86 - Erster Kontakt - Teil 1

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Noch am gleichen Abend kam Bahe mit dem inzwischen keiner gewordenen Zug Soldaten am Dorf Belu an. Die Stimmung war mehr als bedrückt. Nachdem sie sich am Morgen von dem Ort des Hinterhalts verabschiedet hatten, waren sie einen Kilometer später noch über die zur Schau gestellten Leichname von Selm und Verhat gestoßen. An Händen und Füßen waren die Späher zwischen die Äste der umstehenden Bäume gespannt worden. Danach hatten die Täter ihren Bauchraum aufgeschnitten, so dass ihre Gedärme bis zum Boden hingen. Es war mehr als ein gruseliger Anblick gewesen.

Zu allem Überfluss stellten die Veteranen sogar noch fest, dass die Beiden zum Zeitpunkt des Bauch Aufschneidens noch am Leben gewesen waren.

Das Grauen, welches sie dabei erfasste war etwas Anderes, als die Konsequenzen des Hinterhaltes. Im Kampf gefallene Soldaten waren eine Sache. Doch zu Tode gefoltert zu werden... das wünschte man niemanden.

Sie hatten einen kurzen Stopp eingelegt, um die Beiden von den Bäumen zu schneiden und am Wegesrande abzulegen. Zeit für eine Beerdigung hatten sie auch diesmal nicht. Um den furchtbaren Anblick ein Bisschen weniger schlimm zu machen, legten sie die Leichname diesmal auf den Bauch, um ihre offenen Wunden zu verbergen.

Danach ging es den restlichen Tag in voller Geschwindigkeit weiter. Bahe war beileibe nicht der Einzige, der sich mittlerweile erschöpft nur noch mit Mühen auf den Beinen halten konnte. Den meisten Soldaten ging es ähnlich.

Doch Hauptmann Pero trieb sie weiter an, bis sie dem Hauptmann der hiesigen Garnison gegenüberstanden.

„Willkommen", nickte ihnen der drahtige Hauptmann mittleren Alters zu, der von zweien seiner Männer begleitet wurde. Er wirkte angespannt und doch auch erleichtert, als er fortfuhr: „Ihr kommt wahrlich gerade noch rechtzeitig."

„Wir können gerne gleich alles Weitere besprechen. Aber meine Männer haben einen Gewaltmarsch hinter sich und müssen zuerst versorgt werden", erklärte Hauptmann Pero, ohne weiter auf die Worte des anderen Hauptmanns einzugehen.

„Natürlich. Daniel, Frank kümmert euch darum, dass die Soldaten sich ausruhen können und eine warme Mahlzeit bekommen. Holt euch Hilfe von den Dorfbewohnern."

„Hauptmann!", salutierten die beiden Männer des Hauptmanns einstimmig und führten anschließend Bahe und die restlichen Soldaten zu den Quartieren der Garnison.

Es dauerte nicht lang und Bahe saß zusammen mit dem restlichen Zug im Lager der Garnison, welches unmittelbar an das Dorf Belu angrenzte. Der einfache Eintopf, der ihm gereicht worden war, schmeckte zwar nicht besonders gut, füllte aber seinen Magen und letztlich nahm Bahe alles an, was dafür sorgte, dass sein Hungerstatus nicht in den bedrohlichen Bereich fiel.

„Herold, wo sind wir bloß hier gelandet?", bemerkte zwischen dem Kauen einer der Soldaten. „Die haben ja noch nicht mal einen Wall angelegt... Wie wollen sich diese Idioten denn verteidigen?"

„Scheiße, jetzt wo du es sagst. Nicht mal ihr eigenes Lager ist ausreichend gesichert...", schloss sich ein anderer Soldat an, während er sich umblickte.

„Bleibt ruhig, Männer. Die umliegende Gegend ist normalerweise äußerst friedlich. Hier war es bisher nie nötig umfangreiche Wälle anzulegen", versuchte der Veteran Herold die Soldaten zu beruhigen.

„Stimmt genau", schloss sich Veteran Mats an. „Diese Garnison existiert hier auch nur, weil weiter südlich einige wichtige Handelsstrecken verlaufen und man von hier oben eine gute Aussicht über die umliegenden Täler hat. Die hiesigen Soldaten haben eigentlich nur die Aufgabe, gelegentliche Überfälle auf die Händlerkarawanen zu verhindern und nicht dieses Dorf zu verteidigen."

„Es ändert aber nichts an der Tatsache, dass wir den Angriffen der Goblinhorde schutzlos ausgeliefert sind", äußerte einer der Soldaten. „Wir müssen uns schleunigst überlegen, wie wir eine Befestigung errichten können."

Die Legende vom Elementflüsterer - Band 1 + 2Where stories live. Discover now