Kapitel 48 - Vorbereitungen - Teil 1

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Es war ein seltsames Gefühl als Bahe im Erdgeschoss aus dem Aufzug stieg. Ihm kam es so vor, dass es Monate her war, in denen er sich zuletzt so wohl gefühlt hatte. Das kleine Dauergrinsen, das sich oben auf sein Gesicht geschlichen hatte, thronte auch noch immer auf seinem Gesicht.

Was eine Lösungsaussicht allein schon alles bewirken konnte...

„Verzeihen Sie, Herr Dragon...?"

Überrascht aus seinen Gedanken gerissen, hob Bahe den Kopf. Vor ihm stand einer der Männer, die sich zuvor um den Einlass in den Presseraum gekümmert hatten.

„Ja?", antwortete er fragend.

„Eventuell werden Sie es vorziehen die Kanzlei über den Hinterausgang zu verlassen", meinte der Mann mit einer Andeutung zum Haupteingang.

Sobald Bahe sich den Bereich anschaute, wusste er, wieso ihm geraten wurde einen anderen Weg zu nehmen. Noch immer standen unzählige Kamerateams und Reporter vor dem Haupteingang. Dort durch zu marschieren, wäre in Anbetracht Bei En Ruis Kommentare nicht allzu ratsam. Mal ganz davon abgesehen, dass er sowieso keine Lust hatte sich mit diesen Leuten abzugeben.

„Sehr gerne", antwortete er schließlich und der Mann quittierte dies mit einem Nicken.

„Dann folgen Sie mir."

Der Mann führte Bahe durch mehrere Gänge, bis sie schließlich in einer Art Lager ankamen.

„Ich hoffe es hat sich für Sie gelohnt", meinte der Mann plötzlich und öffnete währenddessen die Tür, durch die man scheinbar das Gebäude verlassen konnte. „Es kommt nicht alle Tage vor, dass man mich und meinen Boss dermaßen für dumm verkauft."

„Entschuldigen Sie das bitte...", meinte Bahe etwas kleinlaut.

Zu Bahes Überraschung lachte der Mann lauthals los.

„Keine Sorge", sagte er schließlich. „Unser lieber Staranwalt hat schon lange einen Dämpfer nötig gehabt. Nicht alle sind ihm so positiv gegenüber eingestellt. Was glauben Sie wohl, weshalb ich hier unten die Lobby überwachen darf und nicht als Anwalt praktiziere?"

Bahe starrte ihn verblüfft an, wusste jedoch nicht so recht, was er sagen sollte. War es nicht ziemlich gewagt, solche Behauptungen aufzustellen? Zumal er doch gerade erst ein Klient desselben Staranwalts geworden war, über den sich dieser Mann so ausließ?

„Ist schon gut, Han Ning hat mich eingeweiht. Er ist einer der wenigen guten Menschen in diesem Gebäude", erklärte der Mann mit einem Augenzwinkern, scheinbar war ihm Bahes fragender Blick nicht entgangen. „Er wollte nicht, dass Sie sich durch die Menschentraube vorm Haupteingang kämpfen mussten."

„Dann bin ich ja beruhigt und... vielen Dank", sagte Bahe ernst gemeint.

Der Mann nickte ihm noch ein weiteres Mal zu, ehe Bahe sich dann in Bewegung setzte und die Tür durchschritt. Er fand sich in einer Art Hinterhof wieder. Eine Straße, gerade groß genug für die alltäglichen Belieferungen, führte in einiger Entfernung schließlich zurück auf die Hauptstraßen der Stadt.

Mit einen Klicken schloss sich die Tür hinter ihm und Bahe beschloss schnellst möglich den Heimweg anzutreten. Er musste seien Großeltern die wunderbare Nachricht überbringen, dass endlich eine Lösung in Sicht war.

Die U-Bahnfahrt dauerte unter Bahes Ungeduld natürlich viel zu lange. Mehrmals drehten sich seine Gedanken im Kreis, bis er schließlich versuchte sich mit willkürlichen Beobachtungen abzulenken, was ihm jedoch nur halbherzig gelang.

Als er am Mittag endlich bei seinen Großeltern ankam, lief er schleunigst die Treppen empor und stürmte euphorisch in die Wohnung.

„Oma, Opa, seid ihr da?"

„Wir sind im Wohnzimmer, Bahe", erklang die Stimme seines Großvaters.

Bahe riss sich noch schnell die Schuhe von den Füßen, ehe er ins Wohnzimmer rannte. Kaum durch die Tür, blieb er aber überrascht stehen. Seine Großeltern saßen ausgerechnet mit dem Mann am Tisch, den er am Wenigsten hier vermutet hätte und doch unbedingt sprechen musste.

„Schön, dass du wieder hier bist, Bahe. Polizist Li solltest du von gestern ja noch kennen, nicht wahr?", sagte Bahes Großmutter Freude strahlend.

„Ähm... sicher", meinte Bahe noch immer etwas verblüfft. „Guten Tag, Herr Li."

Meinte das Schicksal es endlich gut mit ihm?

Bis vorhin hatte er sich noch Gedanken dazu gemacht, wie er den Bekannten seines Vaters am Schnellsten zu sprechen bekam und nun saß er hier, im Wohnzimmer seiner Großeltern!

„Du musst mich wirklich nicht so förmlich anreden, mein Junge. Dein Vater und ich haben uns schon lange geduzt. Wir können das genauso halten", erklärte er mit einem Lächeln. „Nenne mich einfach Bang Tuo."

„Alles klar", antwortete Bahe.

„Stell dir vor, Bahe, Polizist Li war von deinem Charakter so begeistert, dass er es sich anders überlegt hat und heute Morgen direkt zu uns gefahren ist, um uns mit Shang zu helfen", sagte Bahes Großvater begeistert.

„Tatsächlich?", fragte Bahe überrascht.

„Nun, nicht jeder verbringt in einer solchen Notsituation den halben Tag mit Warten, nur um eine Feier nicht zu stören...", ließ Bang Tuo seinen Satz ausklingen, während er mit den Achseln zuckte.

Scheinbar hatte es doch sein Gutes gehabt, nicht die Feier gestört zu haben, dachte Bahe erleichtert. Bang Tuos Erscheinen erleichterte einiges.

„Seid ihr denn schon zu einer Lösung gekommen?", fragte Bahe neugierig.

„Bisher noch nicht, aber Polizist Li erklärte gerade, dass er ein paar alte Gefallen einholen wollte und dann bist auch schon nach Hause gekommen", klärte ihn seine Großmutter auf.

„Bitte, Lin und Feitong, ihr habt mir das Du angeboten, dann haltet es auch selbst so. Nennt mich einfach Bang Tuo", beschwor Bang Tuo Bahes Großeltern, bis diese endlich nickten und fuhr dann an Bahe gewandt fort. „Es ist genauso, wie deine Großeltern sagten. Es gibt da noch die eine oder andere Person, die mir vielleicht hinsichtlich Mai Ping Lun helfen kann. Eins solltest du jedoch wissen, Mai Ping Lun ist nicht irgendein Bandenboss... Man sollte mit dem Mann verdammt vorsichtig sein. Morgen Abend wird er in einem seiner Stammrestaurants essen. Früher hat er dort oft alle zwielichtigen Deals abgewickelt. Heute hat er das allerdings längst nicht mehr nötig. Sein Einfluss reicht viel zu weit, als dass er noch an solchen Plätzen verhandelt. Es scheint einfach eine Art Tradition für ihn zu sein, an jedem ersten Samstag im Monat in einem seiner alten Stammlokale zu speisen. Genau diese Angewohnheit wollte ich mir morgen zu Nutze machen, um ihn unvorbereitet erwischen zu können."

Nun, anscheinend meinte es das Schicksal wirklich gut mit ihm. Schon morgen bot sich eine Möglichkeit diesen Verbrecher zu konfrontieren.

„Bang Tuo, du solltest so schnell wie möglich mal diese Nummer anrufen", meinte Bahe und rechte ihm die Telefonnummer des Anwalts.

„Ein Anwalt?", fragte Bang Tuo und zog dabei die Brauen hoch.



So... hier schon mal der erste Teil! Der zweite Teil folgt später. Wie viel später genau, kann ich im Moment aber noch nicht so ganz abschätzen.

Leider geht es im Moment nur langsam vorwärts, aber nur so kann ich sicherstellen, dass ich keine Nebencharaktere übergehe bzw. die Handlung zu sehr springen lasse... Wenn ihr jedoch Verbesserungsvorschläge habt, nur raus damit!

Spätestens mit Ablauf dieses Monats wird dieser Akt jedoch sein Ende finden und dann startet Bahe auch in Raoie wieder voll durch! :)

Hoffentlich hattet ihr Spaß beim Lesen :)

RiBBoN

Die Legende vom Elementflüsterer - Band 1 + 2Where stories live. Discover now