Kapitel 35 - Brocken in Aktion!

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Ein gewöhnlich wirkender, junger Mann ging gemächlichen Schrittes durch die Flure der Abenteurergilde. Außer einem leicht nach oben gezogenen Mundwinkel zeugte nichts von seiner Hochstimmung, vollkommen unerwartet, einen als unmöglich zu bezeichnenden Auftrag erfüllen zu können.

„Die Tore des Schlächters..."

Es war reiner Zufall gewesen, dass er gerade durch Geheimgänge in den Wänden schlich, als dieser Anael das Beratungszimmer verließ und der Zauberer mittleren Alters eben jene Worte verlor. Wie erstarrt war er stehen geblieben und hatte mal wieder erstaunt feststellen können, wie lebensecht Raoie war. Jede Aktion eines Spielers in Raoie führte unweigerlich zu einer Reaktion der Raoie-Spielwelt und ihrer NPCs.

Er fragte sich wirklich, ob dieser Eras oder das bedienstete Mädchen überhaupt NPCs gewesen waren... Normalerweise wurden wichtige Ereignisse nur in Anwesenheit von Spielern ausgelöst, die auch für ihre Aktivierung verantwortlich waren. Zumindest hatte er früher so gedacht. Raoie war in dieser Hinsicht abstrus...

Obwohl er von sich, hinsichtlich seines Progamer-Daseins, durchaus behaupten konnte schon viel gesehen zu haben, verwirrte ihn Raoie immer noch. Hatte seine Anwesenheit in dieser sonderbaren Situation gereicht, um die Grundgeschichte weiter voran schreiten zu lassen? Oder war noch ein anderer Spieler anwesend gewesen? Vielleicht schon zu der Zeit als sich dieser Anael im Zimmer befand?

Die einzig andere Möglichkeit, wäre der Gedanke, dass NPCs in Raoie zu eigenständigen Handlungen fähig wären und unabhängig von den Spielern agieren könnten, was er aber für ziemlich absurd hielt. Trotzdem schwankte sein Verdacht in den letzten Wochen verstärkt in diese Richtung.

Sich von diesen philosophischen Fragen lösend, trat er schließlich vom Gelände der Abenteurergilde und schloss sich der Bevölkerung Waldenstadtes an, die ihrer alltäglichen Arbeit nachgingen.

Es brauchte nicht mehr als einen Gedanken und der junge Mann war in der Menge vollends verschwunden...



Zur gleichen Zeit hatte Bahe noch etwa die Hälfte seiner Spielzeit übrig und so beschloss er, sich eiligst zu den Wildwurzelkaninchen aufzumachen.

Zuletzt hatten sich die Viecher im Norden der Stadt aufgehalten und seine Elementare waren auch ganz in der Nähe. Vielleicht konnte er sie überzeugen, ihn bei der Jagd zu unterstützen.

Er musste sich sowieso was einfallen lassen, wie er die Kreaturen ohne Waffe erlegen konnte.



„Nein!", rief Limona energisch. „Nein, nein und nochmals nein!"

„Ist ja gut, kein Grund sich direkt wieder in einen Wutanfall hinein zu steigern", meinte Bahe genervt.

„Ist dir jemals in den Sinn gekommen, dass wir Geschöpfe der Natur sind? Und ausgerechnet wir sollen solche Geschöpfe töten, damit jemand anderes eine Mahlzeit mit ihnen herstellt?", brauste sich Limona trotzdem weiter auf.

„Ich finde es auch nicht gut", stimmte Bocken auf seine einfältige Art zu.

„Also werde ich das Seil benutzen müssen...", stöhnte Bahe resigniert.

„Pah! Ich wünsche dir auf jeden Fall schon mal keinen Erfolg...", sagte Limona schnippisch und stapfte launisch ein paar Schritte davon.

Bahe kam nicht umhin seine Elementare kritisch zu mustern. Während Limona ständig am rum schnauzen war, hockte Brocken meistens relativ einfältig wirkend auf dem Boden rum und starrte vor sich hin. Er hatte wirklich keine Ahnung, wie er mit ihnen umgehen sollte.

Die Legende vom Elementflüsterer - Band 1 + 2Where stories live. Discover now